Corona-Mutation in Oberwil BL«Einige Eltern wollen sich und ihre Kinder nicht testen lassen»
Am Freitagnachmittag registrierte der Kantonsärztliche Dienst Basel-Landschaft den ersten Fall der neuen Virusvariante. Primarschüler aus Oberwil sind jetzt mitsamt ihrer Familien zum Schnelltest aufgeboten.
Darum gehts
Im Kanton Basel-Landschaft wurde der erste Fall einer Infektion mit dem mutierten Corona-Virus registriert.
Um Infektionsketten zu durchbrechen, werden nun die ersten bis dritten Klasse einer Primarschule in Oberwil BL getestet.
Auch die Eltern müssen zum Test in die Turnhalle der Schule antraben.
Erstmals wurde am Freitag die mutierte, hoch ansteckende Corona-Virusvariante B117 im Baselbiet registriert, wie der Krisenstab des Kantons Basel-Landschaft am Sonntagabend mitteilte. Die positiv getestete Person befinde sich in Isolation. Die Behörden hätten unverzüglich ein umfassendes Contact Tracing in Gang gesetzt und die Familienangehörigen getestet.
Um die Infektionsketten zu unterbrechen, werden nun die Schülerinnen und Schüler der ersten bis dritten Klasse der Primarschule Thomasgarten in Oberwil BL mitsamt deren Familien mit dem Speicheltest auf das neue Virus getestet. In einem am Freitag an die Eltern versandten Brief, der 20 Minuten vorliegt, heisst es, die betroffene Klasse befinde sich bereits in Quarantäne. Der Kantonsarzt begründet die Einschränkung auf die ersten bis dritten Klassen damit, dass nur sie während der grossen Pause Kontakt zueinander hätten. Mit den anderen Klassen bestünde während der Unterrichtszeit kein Kontakt.
Speicheltest finden in Turnhalle statt
Der dem Brief beigefügten Information über den Corona -Test ist zu entnehmen, dass die Schüler am Montag- und Dienstagmorgen von der mobilen Equipe der kantonalen Abklärungs- und Teststation getestet werden. Die Tests finden laut dem Schreiben am Montag- und Dienstagvormittag in der Turnhalle der Schule statt. Vor und nach dem Test könne der Unterricht nach Stundenplan besucht werden.
Wenn ein Kind ein älteres Geschwister hat, das ebenfalls im Thomasgarten zur Schule geht, ist dieses zum gleichen Zeitpunkt zum Test aufgeboten, wie es weiter heisst. Für die anderen Familienmitglieder seien am Montag- und Dienstagnachmittag je nach Anfangsbuchstabe der Nachnamen, Zeitfenster für die Testung reserviert.
Die Schulleitung betont in dem Schreiben, beim Test handle es sich um einen Speicheltest und nicht um den herkömmlichen Rachen-Nasenabstrich. Beim PCR-Test liegen die Resultate in der Regel in fünf Stunden vor. Sie werden laut dem Elternbrief direkt per SMS mitgeteilt.
Eltern verunsichert
Es handle sich um eine kantonsärztliche Anweisung, der Folge zu leisten sei, heisst es im Brief unmissverständlich. Bei den Eltern herrscht offenbar Verunsicherung: «Der Massentest wird während der Unterrichtszeit durchgeführt, weshalb die Schüler von den Lehrern begleitet werden», sagt sie. «Einige wollen sich und ihre Kinder aber nicht testen lassen und haben deshalb die Kinder am Montagmorgen zuhause behalten.»
Ihr stösst die Kommunikationsweise sauer auf: «Die Mitteilung des Kantonsärztlichen Dienstes sorgte übers Wochenende für Aufruhr unter den Eltern. Die Worte waren einschüchternd», wie sie sagt. Mindestens ein Elternteil überlege sich gegen die Anordnung vorzugehen: «Ein medizinischer Eingriff braucht doch das Einverständnis der betroffenen Personen», so das Mami zweier Primarschüler.
Roman Häring vom Baselbieter Krisenstab bestätigt auf Anfrage von 20 Minuten, dass niemand zum Test gezwungen werden kann. «Der kantonsärztliche Dienst hat diesbezüglich eine allgemeine Wortwahl verwendet», so Häring. Diese habe allerdings seit der ersten Pandemie-Welle noch nie zu Diskussionen geführt.