Luzern : «Profitmaximierung» – hier logieren  Airbnb-Touristen statt Studenten

Aktualisiert

Luzern«Profitmaximierung» – hier logieren  Airbnb-Touristen statt Studenten

Geplant war, dass an der Maihofstrasse 8 in Luzern 14 kleine Stadtwohnungen, etwa für Singles, junge Paare und Studenten gebaut werden. Nun ist der Neubau fertig, doch die Apartments sind auf Airbnb für Geschäftsleute und Touristen ausgeschrieben. 

In diesem Neubau am Schlossberg waren günstige Wohnungen für Studenten geplant.  
Jetzt werden die Wohnungen auf Airbnb ausgeschrieben.
Bauherr Thomas Schaer sagt auf Anfrage, dass eine Einsprache alles verzögert und verteuert hatte. 
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In diesem Neubau am Schlossberg waren günstige Wohnungen für Studenten geplant.  

20min/ Sara Formentin

Darum gehts 

  • Auf dem Schlossberg waren preisgünstige Wohnungen geplant, die etwa für Studierende gedacht waren. 

  • Nun werden sie auf Airbnb ausgeschrieben. Laut Bauherr ist die Verwaltung dafür zuständig. 

  • Laut dem Bauherren hat eine Einsprache zu grossen Bauverzögerungen und zu Preisaufschlägen geführt. 

  • David Roth, Präsident der SP des Kantons Luzern, sagt: «Dies sind Ausreden, die ich nicht glaube.»

Es sollte ein ganz spezielles Projekt werden, das neue Haus an der Maihofstrasse 8. Dabei handelte es sich um den ersten mehrgeschossigen reinen Holzbau in der Stadt Luzern. Geplant waren 14 kleine Stadtwohnungen für Singles, junge Paare, Studenten und Wochenaufenthalter. Auf der Projektseite heisst es, das Ziel sei: «In einer lebenswerten Umgebung nachhaltig und ökologisch bauen, zahlbare und schöne Wohnungen realisieren und die Weichen für die Zukunft zum Leben in der Stadt Luzern setzen.» Nun scheint der Traum von neuen bezahlbaren Wohnungen für die Luzerner geplatzt zu sein. Die Wohnungen sind gar nicht auf den üblichen Immobilienportalen ausgeschrieben, sondern bei Airbnb

Bauherr Tobias Schaer sagt auf Anfrage, dass das nicht so geplant war und dass nicht er, sondern sein Hausverwalter, die Gourmindia AG mit Sitz in Engelberg, für die Vermietung zuständig ist. «Ich hatte im Vorfeld alles abgeklärt und das Projekt mit den Nachbarn besprochen. Alle waren einverstanden und wollten mir keine Steine in den Weg legen.» Dann hätte es sich eine Nachbarin anders überlegt und sei gar bis vors Bundesgericht gegangen. Zeitlich zog sich der geplante Bau in die Länge und die Bank wollte mehr Geld von ihm oder ein gutes Projekt sehen. «Ich hatte während drei Jahren keine Einnahmen mehr aus dem Haus und  der Bau wurde um 20 Prozent teurer. Wäre alles gelaufen wie geplant, wäre der Holzbau nach einem Jahr fertig gewesen.» Darum ging Schaer auf einen der Beteiligten bei Gourmindia zu, den er bereits kannte, weil er seit über zehn Jahren mit ihm zusammenarbeitete. 

«Die Bank verlangte sichere und konstante Einnahmen und akzeptierte kein klassisches Mietermodell»

Thomas Schaer, Bauherr 

«Ich hatte keine andere Wahl, um die Finanzierung zu sichern», sagte Schaer gegenüber der «Luzerner Zeitung» (Bezahlartikel). Ausserdem betonte Schaer dort, dass er mit dieser Vermietungsform nicht mehr Einnahmen generiere als mit den ursprünglich geplanten Wohnungen für Studierende. Die 2,5-Zimmer-Wohnungen für Studierende hätten monatlich etwa 1400 Franken Miete kosten sollen. Nun kostet laut der «Luzerner Zeitung» bei Airbnb eine Nacht zwischen 140 und 550 Franken. Dies hängt davon ab, wie gross das Objekt ist und wo es liegt. Inbegriffen sind jeweils die Nebenkosten, wie etwa eine Endreinigung. Laut Schaer hätte er liebend gerne am vorgesehenen Projekt festgehalten, doch die finanzielle Lage zwang ihn zu handeln. «Ausserdem verlangte die Bank sichere und konstante Einnahmen und akzeptierte kein klassisches Mietermodell», so Schaer weiter. 

Diese Aussage ärgert David Roth, Präsident der SP des Kantons Luzern: «Das sind Ausreden, die ich nicht glaube. Das ist reine Profitmaximierung. Jetzt nach der Pandemie wird die Vermietung durch Airbnb wieder anziehen und voll durchschlagen und die Vermieter werden damit Kohle machen.» Es wisse jeder bei Bauvorhaben, dass es Einsprachen gibt. Aus Roths Sicht wird darum auch in Aussenquartieren günstiger Wohnraum verschwinden. Allerdings hat die Stadtluzerner Stimmbevölkerung im Frühling an der Urne die Möglichkeit, darüber abzustimmen, dass alle Wohnungen in Luzern noch maximal während 90 Tagen an Personen vermietet werden dürfen, die nicht in Luzern gemeldet sind. Der Stadtrat und das Parlament haben einen Gegenvorschlag unterbreitet. Dieser sieht unter anderem eine Obergrenze an Airbnb-Apartments pro Quartier vor. Dieser Gegenvorschlag wird von Roth abgelehnt.  

 

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