«Macho Lifestyle»Grosse Autos und viel Fleisch – sind Männer schlechter fürs Klima?
Der Lebensstil eines Mannes ist im Schnitt schädlicher für das Klima als der einer Frau, so eine Theorie. Jetzt steht der «Macho Lifestyle» am Pranger. Laut einem Experten bringen solche Schuldzuweisungen aber wenig.
Darum gehts
Männer sind aufgrund ihres Konsumverhaltens schädlicher für die Umwelt als Frauen – das behauptet zumindest die deutsche TAZ.
Dass Schweizer mehr Fleisch konsumieren als Schweizerinnen, bestätigt eine nationale Ernährungserhebung des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) aus den Jahren 2014/15. So würden Männer pro Tag durchschnittlich 85 Gramm unverarbeitetes Fleisch und 55 Gramm verarbeitete Fleischprodukte essen. Bei Frauen sind es respektiv 49 Gramm und 32 Gramm pro Person. Vor allem junge Männer würden durch einen hohen Fleischkonsum auffallen.
Gesellschaftliche Erwartungen
Benita Combet, Soziologin der Universität Zürich, sagt: «Ein hoher Fleischkonsum wird traditionell als männlich angesehen. Von Männern wird gesellschaftlich erwartet, stark zu sein, was mit Jagd und entsprechendem Fleischkonsum in Verbindung gebracht wird.» Daher werden Männer dazu sozialisiert, viel Fleisch zu essen. Ähnliches zeige sich beim Autofahren: «Grosse, teure Autos mit einem hohen Benzinverbrauch sind ein Statussymbol», sagt Combet weiter.
Achtest du darauf, dass dein Lebensstil nachhaltig ist?
Männer fahren mehr Auto
Diese Geschlechterunterschiede bei der Wahl des Autos bestätigt Stephan Jäggi, Geschäftsleiter vom Verband für freien Autohandel Schweiz (VFAS). «Marken mit kleineren Automodellen wie beispielsweise Mini sind deutlich beliebter bei Frauen, während leistungsstarke Sportwagen und Elektrofahrzeuge vor allem von Männern gekauft werden.»
Laut einer Studie des Verkehrs-Club Schweiz (VCS) aus dem Jahr 2015 fahren Männer auch mehr. Mit 42 Kilometern täglich legten Männer im Durchschnitt eine 32 Prozent längere Strecke zurück als Frauen.
«Frauen nehmen stärker Rücksicht auf andere»
Laut Bernadette Sütterlin, Konsum- und Nachhaltigkeitsforscherin der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), sind Frauen grundsätzlich etwas umweltbewusster: «Frauen nehmen stärker Rücksicht auf andere und die Umwelt und sind tendenziell fürsorglicher. Dies äussert sich dann auch in einem umweltfrundlicheren Lebensstil.» So würden viele aus eigener Motivation Wasser sparen, mehr ÖV fahren und weniger Fleisch essen. «Männer schauen diesbezüglich etwas stärker auf ihre eigenen Interessen.»
Auch Wirtschaftspsychologe Christian Fichter bestätigt: «Natürlich gibt es Geschlechtsunterschiede beim Konsumverhalten. Männer allein für den Klimawandel verantwortlich zu machen, ist jedoch nicht gerechtfertigt.» In Bereichen wie beispielsweise Fast Fashion oder der Kosmetikindustrie seien Frauen im Ausgleich weniger nachhaltig als Männer. «Solche Schuldzuweisungen bringen der Umwelt nichts, stattdessen müssen wir gemeinsam Lösungen finden.»