Swiss-CEO Dieter Vranckx über Swissness, Pünktlichkeit und Ferien

Livetickeraktualisiert am Mittwoch, 19. Juli, 2023

«Live aus dem Chefbüro»Swiss will CO2-Kompensation von Zürich nach Genf zur Pflicht machen

Pünktlich zum Ferienstart beantwortet der Swiss-Chef die Fragen der 20-Minuten-Community. Am Mittag beginnt der Live-Talk.

Darum gehts:

  • Die Swiss überlegt sich, die Klimakompensation auf Inlandflügen für alle zur Pflicht zu machen.

  • Jedes neue Langstreckenflugzeug ist für die Swiss eine Investition wie der Prime Tower in Zürich.

  • Swiss ist daran, mit den Kabinengewerkschaften einen neuen GAV auszuhandeln.

  • Die starke Nachfrage bleibt trotz Klimaprotesten, die Flüge sind im Sommer komplett ausgelastet.

Deine Meinung zählt

Dienstag, 18.07.2023
13:17

Talk zu Ende

Damit ist der Talk vorbei. Es war das letzte Interview nach fünf Jahren «Live aus dem Chefbüro» mit Sandro Spaeth. Schön warst du dabei. Hast du Fragen, Kritik oder Anregungen? Dann melde dich per Mail ans Wirtschaftsteam.

20min/Marco Zangger
13:09

«Ein Flugzeug, das abhebt, ist Zukunft»

Was bedeutet es für Sie, ein startendes Flugzeug zu sehen?

Das ist wunderbar, ein Flugzeug, das abhebt, ist Zukunft, das ist ein emotionaler Moment, wir verbinden Menschen auf der Welt miteinander.

Start in Kloten.

Start in Kloten.

20min/Marco Zangger
13:09

Was trinken Sie beim Fliegen?

Viele Menschen bestellen immer das gleiche Getränk, wenn sie fliegen: Wie ist es bei Ihnen?

Bei mir ist es der Tomatensaft.

Im Flugzeug besonders beliebt; Tomatensaft.

Im Flugzeug besonders beliebt; Tomatensaft.

Getty Images/iStockphoto
13:08

Obligatorische Klimakompensation für alle?

Würden Sie es befürworten, wenn es internationale Abkommen zur CO2-Kompensation oder gar eine Kerosin-Steuer geben würde?

Es gibt bereits die Möglichkeit, man kann auch nachhaltigen Treibstoff auswählen. Noch wählen das aber sehr wenige Passagiere aus. Wir machen uns Gedanken, es obligatorisch auf gewissen Strecken einzuführen, wie von Zürich nach Genf. Ich hoffe, das kommt noch dieses Jahr.

Für einen Aufpreis kann der Flug kompensiert werden.

Für einen Aufpreis kann der Flug kompensiert werden.

Screenshot Swiss

1 Langstreckenflugzeug ist so teuer wie der Prime Tower

Das tönt gut, ist aber vor allem Marketing, weil es sehr weit weg ist. Dann sind Sie doch längst im Ruhestand.

Ja, das ist lange im Voraus. Aber wir müssen uns klare Ziele setzen. 2030 ist um die Ecke. Wir haben ehrgeizige Ziele und klare Pläne. Es gibt drei Hebel. Investieren in neue Flugzeuge, jedes neue Flugzeug reduziert den Verbrauch um 20 Prozent, aber das ist unglaublich teuer. Jedes Langstreckenflugzeug ist eine Investition wie der Prime Tower in Zürich. Wir habe fünf Flugzeuge gekauft für über eine Milliarde. Elektroflugzeuge oder Wasserstoff-Flugzeuge gibt es leider noch nicht. Deshalb brauchen wir nachhaltigen Treibstoff, der ist aber vier- bis sechsmal so teuer. Wir arbeiten auch mit Google zusammen, um bessere Entscheidungen treffen zu können, oder mit speziellen Mikrofilmen, die den Luftwiderstand reduzieren, damit können wir Tausende Tonnen Treibstoff sparen.

20min/Marco Zangger
13:03

Flugscham

Vor einigen Jahren war Flugscham ein Wort, das wir neu erlernen mussten. Davon ist nicht mehr viel zu spüren. Worauf führen Sie das zurück? Und: Als Swiss-Chef sind Sie darüber sicher sehr froh.

Es zeigt, was wir jetzt erleben. Die unglaubliche Nachfrage nach Flügen, das Zusammenbringen von Menschen und andere Kulturen kennen zu lernen, sind Bedürfnisse, die nicht verschwinden werden. Darum ist wichtig, wie wir grüner unterwegs sein können. Wir wollen 2030 den CO2-Verbrauch halbieren und 2050 auf null sein.

13:01

Besuch im Cockpit

Ist es erlaubt, zu den Piloten nach vorne zu gehen?

Wenn man am Boden ist, ist es kein Problem, aber beim Fliegen ist es nicht erlaubt.

Nur beim Ein- und Aussteigen kann man einen Blick ins Cockpit werfen..

Nur beim Ein- und Aussteigen kann man einen Blick ins Cockpit werfen..

swiss
13:01

Marke Swissair

Stefan fragt: Wird die Marke Swissair wieder entstaubt?

Da haben wir keine Pläne, wir bleiben bei Swiss.

13:00

Flüge nach Pristina

Ben: Wieso sind eure Flüge von Zürich nach Pristina (Kosovo) teurer als Flüge nach Amerika?

Das stimmt nicht, das ist vielleicht an manchen Tagen im Jahr so, aber insgesamt sind Flüge in die USA mindestens doppelt so teuer.

20min/Marco Zangger
13:00

Warum gibt es Überbuchungen?

Albert fragt: Wieso gibt es eigentlich die Unsitte der Überbuchung? Es ist eine Art von Betrug, wenn man mit einem gültigen Kaufvertrag am Desk steht und die vereinbarte Beförderungsleistung dann doch nicht bekommt.

Wir haben das Thema Überbuchung sehr stark zurückgedreht. Hätten wir keine Überbuchungen, wären wir immer mit leeren Sitzen unterwegs. Es gibt zu viele Passagiere, die kurzfristig absagen. Auf gewissen Strecken sind es bis zu acht Prozent, die nicht kommen. Auf anderen Strecken kommen immer alle. Das wäre auch nicht umweltfreundlich. Darum wollen wir die Maschine so voll wie möglich belegen.

Auf einigen Strecken erscheinen acht Prozent der gebuchten Gäste nicht.

Auf einigen Strecken erscheinen acht Prozent der gebuchten Gäste nicht.

20min/Anna Bila
12:58

Boarding

Markus fragt: Weshalb wird bei der Swiss nicht komplett von hinten nach vorne geboardet, so wie in den USA?

Wir haben in den letzten 20 Jahren verschiedene Konzepte beim Boarding ausprobiert. Von hinten zu beginnen bringt Balance-Probleme. Das Flugzeug könnte kippen, mit dem Gepäck hinten, und wenn dann die Passagiere hinten noch dazukommen. Darum halten wir am aktuellen Boarding-Prinzip mit dem Prioritätsboarding fest.

12:56

Service wie bei Easyjet?

Ernst fragt: Warum soll ich noch bei der Swiss buchen, wenn der Service wie bei Easyjet ist?

Der Service differenziert sich schon noch. Die Qualität mit Sprüngli kann man mit dem Low-Cost-Geschäft nicht vergleichen. Unsere Crews sind top ausgebildet und gehören zu den Besten in Europa. Das zeigen auch die Umfragen.

20min/Marco Zangger
12:55

Grosse Lohnunterschiede

Raphael fragt: Die Piloten erhalten sehr hohe Löhne, das Kabinenpersonal hat hingegen Einstiegslöhne von 3500 Franken. Ist das fair? Ein erfahrener Pilot verdient 10’000 bis 14’000 Franken pro Monat.

Wir sind natürlich daran, mit unseren Kabinengewerkschaften einen neuen GAV auszuhandeln. Ziel ist, diese Verhandlungen in den nächsten Monaten erfolgreich abzuschliessen. Es gibt natürlich immer Unterschiede. Auch beim Bodenpersonal. Insgesamt ist wichtig, dass die Besatzung als Team zusammenarbeitet. Man nimmt gewisse Zahlen, die am Rande beider Elemente liegen. Das Tiefste in der Kabine und das Mittlere bei den Piloten. Man sollte nicht zwei verschiedene Berufe miteinander vergleichen.

Eine Swiss-Pilotin im Cockpit.

Eine Swiss-Pilotin im Cockpit.

Swiss
12:53

Bezahlen für einen Kaffee

Philippe fragt: Warum wird die Swiss immer mehr zur Billigairline? Man muss für alles bezahlen, genau gleich wie bei Easyjet. Nur ist Swiss viel teurer. Ich musste zuletzt sogar für den Kaffee bezahlen.

Wir haben gemerkt, dass in den letzten Jahren Individualität einen grossen Wert hat. Jeder Kunde möchte entscheiden, wofür er bezahlt. Das brachte uns dazu, das Produkt zu individualisieren. Es gibt immer Leute, die auf Kurzstreckenflügen kein Essen brauchen, andere wollen essen und super Qualität. Das brachte uns dazu, mit Sprüngli zusammenzuarbeiten. Auf Langstrecken ist in jeder Klasse das Essen Teil des Produkts, da werden wir in den nächsten Jahren weiter investieren. Ich kann verstehen, dass man frustriert ist, wenn die Erwartungen nicht immer erfüllt werden. Aber im Zug von Zürich nach Bern gibt es auch keinen Gratiskaffee. Premium ist nicht nur Kaffee und Gipfeli, sondern das Produkt zu liefern, das man versprochen hat. Billig-Airlines haben teilweise 20 Prozent ihrer Kapazität gekürzt, also 20 Prozent der Passagiere können nicht in die Ferien.

So ein Menü ist nicht mehr gratis.

So ein Menü ist nicht mehr gratis.

swiss
12:48

Entlassungen während Corona

Daniel fragt: Warum haben Sie während der Pandemie viel zu viele Leute entlassen?

Wir hatten klare Ziele, die Transformation der Swiss, um schneller zu unseren Zielen zu kommen. Wir mussten die Kredite vom Bund und den Banken zurückzahlen und das haben wir mit Zins gemacht. Wir mussten schlank sein für nach Corona, um im Konkurrenzkampf bestehen zu können. Oberstes Ziel ist, dass wir finanziell gesund sind. Wir haben über 100 Millionen letztes Jahr ins Personal investiert und unglaublich viel Personal eingestellt.

Während der Corona-Pandemie war die Personaldecke dünner.

Während der Corona-Pandemie war die Personaldecke dünner.

swiss
12:46

Wie frei kann der CEO entscheiden?

Rea: Wie viel Eigenständigkeit haben Sie als Swiss-CEO? Können Sie selbst entscheiden oder müssen Sie in Frankfurt fragen?

Wir bauen unsere Strategie hier in Zürich auf. Unsere Entscheidung, die Strategie bis 2025 weiterzuentwickeln, ist auch in Zürich passiert. Aber die grossen Entscheidungen sind natürlich immer in Zusammenarbeit mit der Lufthansa.

20min/Marco Zangger
12:45

«Die Mehrheit unseres Personals ist aus der Schweiz»

Nedelko fragt: Wie gedenken Sie, der Swiss wieder mehr Swissness einzuhauchen? Diese scheint in den letzten Jahren abhandengekommen zu sein.

Wir denken schweizerisch und handeln auch so. Wir haben Schweizer Bier, die Schokolade ist von Frey. Der Stoff für die Sitze kommt aus der Schweiz. Das ist vielen nicht bekannt. Die Mehrheit unseres Personals ist auch aus der Schweiz. Mehr als Dreiviertel sind Schweizerinnen und Schweizer.

Schweizer Farben auf dem Flugzeug.

Schweizer Farben auf dem Flugzeug.

20min/Michael Scherrer
12:44

Swissness bei der Swiss

Anton fragt: Wieso heisst die Swiss noch Swiss, wenn die Airline doch im Besitz der Lufthansa ist?

Wir sind hier in Zürich, wir verbinden die Schweiz mit der Welt, wir zahlen Steuern in der Schweiz, deshalb sind wir eine zu hundert Prozent schweizerische Fluggesellschaft.

12:43

Leserfragen

Jetzt kommen die Leserfragen. Es kamen über 200 rein. Wenn du noch eine hast, dann reiche sie über diesen Link ein.

20min/Marco Zangger
12:42

Image-Problem wegen Unpünktlichkeit?

Das Uhrenland Schweiz ist der Inbegriff für Pünktlichkeit – folglich passen Verspätungen überhaupt nicht zur Swiss. Droht ein Image-Problem?

Wir sind nicht in der Schweiz unterwegs, wir fliegen nicht von Zürich nach St. Gallen. Nach Genf schon, da sind wir pünktlich unterwegs. Aber bei allen anderen Flügen können wir uns nicht abschotten von dem, was in Europa passiert. Darum ist es für uns wichtig, dass wir zuverlässig und stabil sind. Da ist auch ein grosser Teil Swissness drin, am Zielort anzukommen hat oberste Priorität.

12:41

Pünktlichkeit bei der Swiss

Ein Problem bei der Swiss ist aktuell die Pünktlichkeit: Im Mai und Juni hoben gerade einmal 57 Prozent der Swiss-Verbindungen «on time» ab. Was können Sie dagegen tun?

Wir sind in engem Kontakt mit unseren Partnern am Flughafen Zürich. Aber die Unpünktlichkeit ist auch extern getrieben, wegen zu wenig Fluglotsen, wegen Streiks in Italien oder in Frankreich oder schwerer Gewitter. Bei Gewitter steht alles still wegen Blitzgefahr. Die Kombination dieser Elemente führt dazu, dass unsere Pünktlichkeit nicht optimal ist. Wir haben Puffer aufgebaut für eine bessere Flugplanung. Streiks und Unwetter sind schwierig vorherzusagen, aber für alles, was vorhersehbar ist, haben wir diese Puffer. Wir haben auch eine überdurchschnittliche Anzahl an Reserveflugzeugen, bis zu fünf für Europa und eines für Langstreckenbetrieb. Die Swiss ist leider unpünktlich wegen dieser Gründe, aber wir bringen die Reisenden von A nach B. Wenn die Passagiere bei uns ein Ticket buchen, ist wichtig, dass der Flug auch genauso durchgeführt wird. Das ist unser Versprechen. Wir wollen wieder zu 80 Prozent Pünktlichkeit kommen bis 2025, das wird schwierig, aber wir setzen alles daran.

Eine Gewitterfront über dem Flughafen.

Eine Gewitterfront über dem Flughafen.

20min/Community
12:36

Hohe Auslastung

Die Menschen fliegen wieder häufiger – viele Leute holen während Corona zurückgestellte Flugreisen nach. Wie sind Sie mit der aktuellen Auslastung zufrieden?

Die starke Nachfrage bleibt, die Flüge sind im Sommer komplett ausgelastet. Das freut uns.

12:35

Betriebszeiten am Flughafen Zürich

Hätten Sie bei grossem Passagieraufkommen gerne längere Betriebszeiten? Also nicht nur von 6 Uhr bis 23 Uhr?

Das gäbe uns natürlich eine grössere Flexibilität. Dann können wir statt späte Flüge zu annullieren diese noch durchführen, das wäre gut. Aber die Rahmenbedingungen sind klar. Momentan setzen wir das System so auf, dass es optimal in diesen Zeiten funktioniert. Es gibt Stimmen, die noch kürzere Zeiten wollen, das wäre für die Swiss und den ganzen Flughafen Zürich desaströs. Es kann nur funktionieren zu diesen Betriebszeiten. Für einen Ausbau haben wir im Moment keine Pläne. Wichtig ist uns aber eine Pistenverlängerung. Das bringt nicht automatisch Mehrkapazität, aber eine Stabilität, bei starkem Wind gibt es eine Kapazitätsreduktion um ein Drittel, das wollen wir mit der Pistenverlängerung verhindern. Die Bedeutung des Flughafens ist klar, wir wissen alle, auch als die Swissair verschwunden ist, dass wir damit das Land an die Welt anbinden.

Die Pisten sollen ausgebaut werden.

Die Pisten sollen ausgebaut werden.

20min/Ela Çelik
12:31

Rahmenbedingungen am Flughafen Zürich

Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen am Flughafen Zürich? Sie können ja nicht alles beeinflussen …

Für uns ist wichtig, dass das ganze System optimal verläuft. Das geht nur, wenn alle miteinander arbeiten, Swiss, Swissport, Kantonspolizei arbeiten eng zusammen. Wir haben unsere Partner schon im letzten Jahr informiert, wie viele Reisende in den Hochsommermonaten kommen werden. Die Menge war natürlich eine Herausforderung, es dauert, bis die richtigen Leute am Platz und ausgebildet sind. Ich würde eine Schulnote von 4 bis 5 zu den Bedingungen am Flughafen Zürich geben.

Zollbeamte des Flughafen Zürich, scannen Gepäckstücke von angekommenen Passagieren.

Zollbeamte des Flughafen Zürich, scannen Gepäckstücke von angekommenen Passagieren.

20min/Michael Scherrer
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