Pupillen zu langsam – Ausweis fünf Wochen weg

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DrogentestPupillen zu langsam – Ausweis fünf Wochen weg

In Zürich kann die Polizei seit November auf blossen Verdacht hin einen Fahrausweis einziehen. Eine St. Gallerin hat das erlebt – weil ihre Pupillen «falsch» reagierten.

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taw
Bei einer Polizeikontrolle der Kantonspolizei Zürich wurde K. kontrolliert. (Symbolbild: Keystone/Walter Bieri)

Bei einer Polizeikontrolle der Kantonspolizei Zürich wurde K. kontrolliert. (Symbolbild: Keystone/Walter Bieri)

Nadine K.* war am 7. März um 1.30 Uhr mit ihrem Auto von Zürich auf dem Heimweg Richtung Bad Ragaz SG. «Ich hatte am Freitag Schule in Zürich bis 20 Uhr, danach war ich noch bei einem Kollegen», erzählt die 22-Jährige. Auf der Autobahn geriet sie in eine Polizeikontrolle. «Ich musste Fahrausweis und Fahrzeugausweis vorzeigen», sagt K. Dann wurde sie gefragt, ob sie Alkohol oder Drogen konsumiert habe. K. verneinte.

Dann habe der Polizist ihr mit einer Taschenlampe in die Augen geleuchtet. «Sie sagten mir, dass meine Pupillen zu wenig schnell kleiner geworden seien. Das sei verdächtig», erzählt K. Dann hätten die Polizisten ihr Auto auf Drogen durchsucht – ohne Ergebnis. Dennoch hiess es, sie müsse für eine Blut- und Urinprobe ins Spital. «Meinen Fahrausweis haben sie behalten», sagt K. Sie bekomme ihn erst wieder, wenn die Resultate von Blut- und Urinprobe da seien, habe man ihr gesagt. K. habe angeboten, einen Drogenschnelltest zu absolvieren, doch die Polizei habe abgewunken: «Der wurde abgeschafft.»

Zwei Stunden im Spital verbracht

Also gings gemeinsam ins Spital. «Ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher», so K. Im Spital wurde sie gründlich befragt. «Jede erdenkliche Droge wurde einzeln abgefragt, ob ich die konsumiert hätte», so K. Dann folgten Blutentnahme, Urinprobe und weitere Tests. Das Ganze dauerte bis etwa fünf Uhr. Mit dem Zug fuhr sie später nach Hause, ihr Bruder musste das Auto in Zürich abholen.

«Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich den Fahrausweis weghaben würde», so K. Gerechnet habe sie mit ein bis zwei Tagen – immerhin habe sie sich ja nichts zuschulden kommen lassen. «Ich habe überall herumtelefoniert, wo mein Ausweis ist und wann ich den wieder bekomme, aber niemand konnte mir eine Antwort geben», erzählt K. Dabei sei sie nur schon wegen ihrer Arbeit auf den Ausweis angewiesen. So musste sie stets jemand ins Büro oder zu Sitzungen fahren.

Nach drei Wochen kamen Ergebnisse

Drei Wochen nach der Kontrolle kamen die Ergebnisse von Blut- und Urinprobe: beide negativ. Den Fahrausweis bekam sie deswegen aber noch nicht zurück. Dieser lag inzwischen beim Amt für Administrativmassnahmen. Auch dort wollte Nadine K. niemand Auskunft geben.

Die junge Frau war der Verzweiflung nahe. «Ich habe nie gegen das Gesetz verstossen, nie eine Busse eingefangen, bin nie geblitzt worden und dann das», sagt K. Es dauerte weitere zwei Wochen, bis die 22-Jährige den Fahrausweis wiederhatte. Fünf Wochen ohne Auto, nur weil ihre Pupillen nicht so reagiert haben, wie es der Beamte erwartet hatte. Ein Anrecht auf Entschädigung oder Genugtuung habe sie nicht, teilte ihr die Staatsanwaltschaft Zürich in einem Schreiben mit.

Zweijährige Versuchsphase

Im November 2014 hat die Zürcher Kantonspolizei Drogenschnelltests zur Erkennung von fahrunfähigen Lenkern abgeschafft. Seither beobachten geschulte Polizisten die Fahrzeuglenkenden und ihr Verhalten – etwa mittels eines Pupillen-Checks. Das neue Konzept habe sich in einer zweijährigen Versuchsphase bewährt und weise eine hohe Zuverlässigkeit auf, hiess es bei der Einführung. Zum vorliegenden Fall wollte sich die Kantonspolizei Zürich nicht äussern.

Bei der Kantonspolizei St. Gallen setzt man bei Kontrollen weiterhin auf Drogenschnelltests. Man beobachte aber, welche Erfahrungen die Zürcher Kollegen mit dem neuen Konzept machen, so Sprecher Gian Andrea Rezzoli. «Wir prüfen, ob das Konzept allenfalls auch in St. Gallen übernommen werden soll. Noch ist aber nichts spruchreif», so Rezzoli.

*Name der Redaktion bekannt

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