Affäre VincenzRaiffeisen-Präsident stellt sich nicht mehr zur Wahl
Raiffeisen-Präsident Johannes Rüegg-Stürm steht wegen der Kontroverse um Pierin Vincenz vor dem Abgang.

Noch am Wochenende wies Johannes Rüegg-Stürm Rücktritts-Überlegungen von sich. Es folgte ein Umdenken, wie Recherchen des «Tages-Anzeigers» zeigen. Rüegg-Stürm steht vor dem Abgang; er wird an der Delegiertenversammlung vom 16. Juni in Lugano nicht mehr kandidieren, wie mehrere Quellen übereinstimmend sagen.
Grund ist die Verhaftung von Pierin Vincenz am Dienstag vor einer Woche. Gegen den langjährigen Raiffeisen-Chef und vier seiner Geschäftspartner laufen Ermittlungen wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung im Umfeld der Bank. Die mutmassliche Deliktsumme beläuft sich auf Millionen; Vincenz hat die Vorwürfe stets vehement bestritten.
Druck auf die mächtigsten Männer bei Raiffeisen
Seit der Festnahme von Vincenz stehen Präsident Stürm-Rüegg und CEO Patrik Gisel, die beiden mächtigsten Männer der drittgrössten Bankgruppe der Schweiz, unter massivem Druck. Der mutmasslichen Deliktszeitraum und ihre Führungsrollen überschneiden sich. Die Bank wird nun mit Kritik eingedeckt, von Öffentlichkeit und Politik; dazu kommt, dass seit letztem Jahr ein Verfahren der Finma wegen Corporate-Governance-Mängeln bei der Raiffeisen läuft.
Die Bank äussert sich auf Anfrage nicht zu der Personalie. Und Johannes Rüegg-Stürm war für den «Tages-Anzeiger» gestern nicht erreichbar. Mitglieder des Raiffeisen-Verwaltungsrats führten zu Beginn dieser Woche intensive Diskussionen. Offenbar besteht die Absicht, Rüegg-Stürms Verzicht noch diese Woche öffentlich bekannt zu geben.
Der 56-Jährige Johannes Rüegg-Stürm ist nur zu 50 Prozent Raiffeisen-Präsident. Er amtet zudem an der Hochschule St. Gallen als Direktor des Instituts für Systemisches Management und Public Governance. Die Delegierten von Raiffeisen Schweiz wählten ihn 2008 in den Verwaltungsrat, als Präsident amtet er seit 2011.
Übernommen vom «Tages-Anzeiger», bearbeitet von 20 Minuten.