Gewalt und Rassismus gegen Mitarbeitende: Café schliesst Stand am Gurtenfestival vorzeitig

Publiziert

Gewalt gegen MitarbeitendeRassismus-Eklat am Gurtenfestival – Café schliesst Stand vorzeitig

Dieses Wochenende findet die 40. Ausgabe des Gurtenfestivals statt. Auf dem Gelände sind Dutzende Angebote zu finden, doch für einen der Stände ist bereits vorzeitig Schluss.

Das Café Révolution schliesst seinen Stand am Gurtenfestival vorzeitig.
Der Grund: Rassismus und Gewalt gegen Mitarbeitende.
Laut einer Sprecherin unterstützt das Gurtenfestival die Entscheidung des Cafés, den Stand vorzeitig zu schliessen. 
1 / 4

Das Café Révolution schliesst seinen Stand am Gurtenfestival vorzeitig.

Screenshot Instagram 

Darum gehts 

Ein Berner Café und Kulturtreffpunkt verkündete am Samstagabend, dass sein Stand auf dem Gurtenfestival mit sofortiger Wirkung schliesse. Der Grund: Rassismus und Gewalt gegen Mitarbeitende. Laut einem Statement, welches das Café Révolution auf den sozialen Medien veröffentlichte, wollen die Inhaberinnen des Cafés damit ihre Mitarbeitenden schützen. «Das Ausmass der Gewalt und des Rassismus, mit dem wir konfrontiert wurden, überstieg, was wir unserem Team und uns zumuten wollten. Wir können es nicht mit gutem Gewissen verantworten, ein Team von Schwarzen und schwarz gelesenen Menschen dem auszusetzen», ist zu lesen. Was genau vorgefallen sei, bleibt unklar. Auf Anfragen von 20 Minuten reagierte das Café Révolution nicht.

«Es tut uns ausserordentlich leid»

Das Gurtenfestival unterstütze die Entscheidung des Cafés, den Stand vorzeitig zu schliessen und nehme die Thematik sehr ernst. Die Vorfälle hätten sich auf eine Spendenaktion bezogen und das Festival stehe diesbezüglich im Austausch mit dem Café. «Es tut uns ausserordentlich leid, dass sich einzelne unserer Besucherinnen und Besucher so verhalten», sagt Sprecherin Lena Fischer gegenüber 20 Minuten. «Wir wollen, dass hier alle sicher sind und sich wohl fühlen können.»

Das Gurten sei grundsätzlich bemüht, Besuchende und Mitarbeitende vor Belästigung zu schützen. «Dafür stehen verschiedene Teams im Einsatz und wir haben E-Mail-Adressen und Telefonnummern eingerichtet, bei denen man sich melden kann, wenn man sich unwohl fühlt, etwas beobachtet oder belästigt wird», so Fischer. Das Festival arbeite laufend daran, dieses Konzept weiterzuentwickeln.

Gewaltschutzkonzepte gefordert

Laut Stephanie Graetz, Geschäftsleiterin der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus GRA, ist es von aussen schwierig, eine solche Situation zu beurteilen. «Es ist jedoch grundsätzlich wichtig, einen solchen Fall aufzuarbeiten.» Sie empfiehlt nun, dass der Veranstalter und das Café gemeinsam Massnahmen definieren, um solche Ereignisse künftig möglichst zu vermeiden. Eine generelle Tendenz zu mehr Rassismus an Festivals sieht sie nicht: «Wenn ein paar Tausend Leute zusammenkommen und Alkohol im Spiel ist, sind unangenehme Zwischenfälle jedoch leider unvermeidlich.»

«Das Festival muss definitiv über die Bücher gehen», sagt Mandy Abou Shoak, Expertin für Gewaltprävention. Sie fordert die Entwicklung von Gewaltschutzkonzepten in Zusammenarbeit mit Fachpersonen. «Es stimmt mich traurig, dass wir nach wie vor in einer Gesellschaft leben, in der Gewalterfahrungen für Frauen im Allgemeinen, aber insbesondere auch für schwarze Frauen, an der Tagesordnung sind, auch an Festivals.»

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

Deine Meinung zählt