Rote FabrikRassistische Deko an Street-Parade-Party – Veranstalter entschuldigen sich
Eklat um eine sogenannte «Mammie» in der Roten Fabrik: Die Kulturinstitution und der Festivalveranstalter entschuldigen sich.
Darum gehts
Aufregung um die legendäre Lethargy-Party, die seit 20 Jahren am Street-Parade-Weekend in der Roten Fabrik stattfindet: Wie die Gruppe Linke PoC auf Instagram schreibt, stellten die Veranstalter eine Puppe, die eine sogenannte «Mammie» darstellen soll, auf. Beim Begriff handelt es sich um eine abwertende Bezeichnung für afrikanische Kindermädchen, deren Erscheinungsbild und Kleidungsstil einem bestimmten, rassistischen Stereotyp entsprechen. Seinen Ursprung hat das Wort in den Kolonialzeiten der Vereinigten Staaten im 18. Jahrhundert, als weibliche Sklaven in weissen Haushalten die Betreuung und Erziehung der Kinder übernehmen mussten.
«Dies ist diskussionslos diskriminierend», schreibt die Gruppe Linke PoC zum Bild. Die Puppe sei zwar umgehend entfernt worden, vor Ort sei man jedoch nicht ernst genommen worden. Auswirkungen hat das nun auch auf das Line-up am Lethargy Festival.
Vorfall wird intern weiterbehandelt
Noch am Freitagabend entschuldigte sich die Rote Fabrik auf Instagram: «Als alternativer Veranstaltungsort wollen wir ein diverses und inklusives Programm anbieten, wo sich alle Menschen, insbesondere jene, die in der breiten schweizerischen Gesellschaft Unterdrückung erfahren, wohl und sicher fühlen können […]», so die Rote Fabrik. «Das hat hier klar nicht funktioniert. Dafür entschuldigen wir uns – Rassismus hat nirgends Platz, nicht in der Roten Fabrik und nicht woanders.» Dass der Vorfall nicht mit einer Entschuldigung abgeschlossen ist, sondern Konsequenzen erfolgen müssen, sei klar. Der Vorfall werde intern weiterbehandelt.
Auch das Lethargy Festival entschuldigt sich auf Instagram: «Beim Aufbau des Festivals wurde von einem Mitglied einer Dekogruppe eine Figur aufgestellt, die unpassend und verletzend wirkt. Wir entschuldigen uns dafür in aller Form.» Die Figur sei bereits vor Publikation des Social-Media-Beitrags dazu entfernt worden. «Das Lethargy Festival setzt sich seit Beginn für Respekt und Toleranz ein», so die Organisatoren.
Bei der Puppe handelt es sich um eine Namoradeira
Den Ursprung haben diese Puppen im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, wie ein News-Scout gegenüber 20 Minuten mitteilt. Der Name bedeutet wörtlich «Mädchen, das sich verabredet», kann aus dem Portugiesischen jedoch besser mit «Schätzchen» übersetzt werden. Es gibt sie in vielen verschiedenen Grössen und Materialien, wie etwa aus Holz, Keramik, Gips und Harz. «Sie ist auch bei Touristinnen und Touristen ein beliebtes Souvenir», sagt der News-Scout weiter.

Eine Namoradeira im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais.
IMAGO/AGB PhotoDie Namoradeiras stehen mit einem waagerecht ausgestreckten Arm, der andere hält eine Hand vor das Gesicht. Meistens sieht man sie als Dekoration von Fensterbänken und Balkonen. Sie scheinen in die Unendlichkeit zu blicken, als würden sie darauf warten, dass die Zeit vergeht, oder auf ihren Freund – daher der Name Namoradeira.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsnetz für Rassismusopfer
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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