Witzwil BEReisanbau im Seeland – klappt das wirklich?
Eigentlich wächst in der Schweiz kein Nassreis. Da der Anbau jedoch Problemböden von Bauern entlasten könnte, finden derzeit Versuche im Berner Seeland statt.
Reis gehört zu den wichtigsten Nahrungsmitteln der Welt. Und auch auf Schweizer Tellern sind die Getreidekörner eine beliebte Beilage. Dennoch ist Reis, der in der Schweiz angebaut und verarbeitet wird, nach wie vor eine Ausnahme. Das liegt vorwiegend an unserem Klima, das für den Anbau von Reis eigentlich ungeeignet ist.
Die Justizvollzugsanstalt Witzwil mit ihrem Landwirtschaftsbetrieb liegt gerade an der Grenze, an der der Anbau von Reis theoretisch noch möglich sein sollte. Seit Anfang Jahr plant man nun, auf den Äckern der Justizvollzugsanstalt gemeinsam mit den Häftlingen Nassreis anzubauen, wie die «Berner Zeitung» berichtet. «Wenn alles ideal verläuft, kann man mit einer Ernte von ungefähr drei Tonnen Reis rechnen», sagt Johannes Knöpfle vom Fachbereich Landwirtschaft in Witzwil.
Keine Nährstoffe im Boden
Damit will man sich einen eigentlichen Nachteil zunutze machen: Bauern im Seeland haben seit geraumer Zeit mit Bodenproblemen zu kämpfen. Die ursprüngliche Torfschicht hat sich zersetzt. Die Felder liegen näher am Grundwasser. Wichtige Nährstoffe verschwinden aus dem Boden. Dieser kann in der Folge kaum oder nur noch schwer bewirtschaftet werden. Der neue Nassreisanbau könnte diesem Problem entgegenwirken: Weil der Boden beim Reisanbau eine Weile unter Wasser steht, wird der Zerfall des Bodens verlangsamt oder gar gestoppt. Der Reisanbau könnte somit eine Möglichkeit sein, Problemböden von Seeländer Bauern rentabel zu bewirtschaften.
Die Idee hinter dem Versuch stammt von Hans Ramseier, Dozent an der Berner Fachhochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL). Für das Projekt suchte er einen Landwirtschaftbetrieb, der versuchsweise für fünf Jahre Nassreis anbaut. Durch den Kontakt zu seinem ehemaligen Studenten Johannes Knöpfle konnte er den Versuch an der JVA in Witzwil durchführen. «Wir bewirtschaften eine kleine Parzelle, ungefähr eine halbe Hektare, für das Projekt», sagt Knöpfle.
Die Saat ist ausgebracht
Ob der Versuch tatsächlich funktioniert, steht derzeit noch in den Sternen. «Das Projekt steht und fällt mit dem Wetter der nächsten Wochen», erklärt Knöpfle. Die Saat wurde mittlerweile ausgebracht und die Felder mit Wasser aus einem nahe liegenden Kanal vorgeflutet. Das geflutete Wasser sickert nun nach und nach ab. «Die Keimlinge sollten nun so schnell wie möglich über die Wasseroberfläche kommen», sagt Knöpfle. Das Projekt befindet sich also gerade in einer heiklen Phase. Schaffen es die Keimlinge nicht über die Wasseroberfläche, fällt das Projekt buchstäblich ins Wasser.