Rekruten bringen seit Pandemie deutlich weniger Leistung

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Armee-TestsLiess Corona die Leistung der Rekruten dermassen einbrechen?

Seit der Pandemie sind die körperlichen Leistungen der Schweizer Stellungspflichtigen stark eingebrochen. Verantwortlich könnte die Corona-Pandemie sein.

Die Fitness der Stellungspflichtigen hat deutlich nachgelassen.
Bis 2019 war sie in einigen Bereichen stets angestiegen.
Beim Planking etwa war der Einbruch mit sieben Prozent seit 2019 am stärksten.
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Die Fitness der Stellungspflichtigen hat deutlich nachgelassen.

VBS/DDPS

Darum gehts

  • Im Vergleich zu 2019 zeigen die Daten der Sporttests von 2022 eine deutliche Leistungseinbusse bei Stellungspflichtigen.

  • Mit mangelnder Bewegung lässt sich dies nicht hinreichend erklären.

  • Forscher glauben eher, dass die körperliche Leistungsfähigkeit nach einer Corona-Erkrankung vermindert sein könnte.

Jedes Jahr misst die Armee bei der Aushebung die Leistungen der Rekrutinnen und Rekruten. Dazu verwendet sie einen standardisierten Test, der Vergleiche zwischen den Jahrgängen zulässt.

Die jüngste Erhebung von 2022 zeigt, dass das Leistungsvermögen der Stellungspflichtigen in nahezu allen Bereichen seit 2019 stark eingebrochen ist, nachdem sie vorher teils kräftig angestiegen waren. Am stärksten zeigt sich dies bei Ausdauer- und Kraftübungen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

So konnten die Rekruten 2020 noch fast 800 Sekunden in einem vorgegebenen Tempo rennen, 2022 waren es noch 751 – ein Rückgang um sechs Prozent. Beim Rumpfkrafttest, bei dem die Planking-Position eingenommen und wechselseitig die Beine gehoben werden, sackte die Leistung um sieben Prozent ein – während die durchschnittliche Zeit 2019 noch bei knapp 121 Sekunden lag, waren es im vergangenen Jahr noch deren 112. Und auch beim Werfen eines Medizinballs sank der Durchschnitt der erreichten Weite um fast zehn Zentimeter auf 6,37 Meter.

Leistungseinbruch trotz Aktivität

Dies könnte eine Folge der Corona-Pandemie sein, mutmassen Experten. Ein Grund könnte der Bewegungsmangel während der Pandemie sein, «obwohl wir da gemäss Studien keinen bedeutenden allgemeinen Rückgang sahen», erklärt Alain Dössegger von der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen (EHSM), der für die Evaluation der Daten des Fitnesstests der Armee verantwortlich ist. Allerdings zeigen verschiedene Erhebungen wie die nationale Gesundheitsbefragung von 2022, dass sich das Aktivitätsniveau seit 2017 nicht gross verändert hat: Mehr als vier von fünf jungen Erwachsenen unter 25 Jahren geben an, sich in ihrer Freizeit ausreichend zu bewegen, und nur gerade fünf Prozent sind inaktiv.

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Eher glaubt er an die medizinischen Folgen der Krankheit: «Sars-CoV-2 kann den Körper über sehr lange Zeit beeinträchtigen. Ich kenne doch einige Fälle, die nach Covid nicht mehr die volle Leistung erbringen können», sagt Dössegger. Und er fügt an: «Wenn ich bei körperlich stark aktiven Armeeeinheiten nach Einbussen der maximalen Leistung frage, fühlt sich jeweils gut die Hälfte der hoch trainierten Leute betroffen.»

Suche nach den Ursachen gefordert

Seine Mutmassungen werden auch von Wilhelm Bloch gestützt, der Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Sporthochschule Köln ist. «Wir sehen hier an der Sporthochschule Köln öfter, dass Covid bei Athleten zu Leistungseinbrüchen führt. Daher sind diese Daten der Schweizer Rekruten schon sehr interessant, die einen Fitnessknick zeigen.»

Wie auch Dössegger ist er der Meinung, dass man den Auswirkungen von Covid auf den Grund gehen sollte. Das Virus verändere zum Beispiel die roten Blutkörperchen und verenge die Gefässe – Sauerstoff wird nicht mehr so effizient abgegeben und erreicht die Muskulatur weniger gut. Blochs Fazit: «Ich bin überzeugt, dass wir sonst in den nächsten Jahren vermehrt Leistungsreduktionen feststellen werden in unserer Gesellschaft.»  

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(trx)

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