GlaubeReligion kann krank machen
Religion ist nicht unbedingt gut für das Seelenheil: Ängste können mit dem Glauben an einen vergebenden Vater nicht abgebaut werden. Wer Gott als strafenden Richter sieht, wird sogar krank.
Religion kann das Wohlbefinden reduzieren und psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände verstärken. Zu diesem Schluss kommen Forscher der Unis Zürich und Bochum, die 328 Reformierte, Katholiken und Evangelikale befragten. Entscheidend sei das Gottesbild: «Wer Gott als Rächer sieht, der den Menschen für seine Sünden straft, tut sich schwerer, mit Belastungen umzugehen», sagt Mit-Autor Bernd Krämer zu «Sonntag».
Und wie sieht es bei jenen aus, die Gott als gütigen, vergebenden Vater sehen? Laut Studie hilft dies zwar, in belastenden Situationen wie etwa einem Trauerfall einen Sinn zu finden. Es habe aber keinen positiven Effekt auf psychische Störungen wie Depressionen oder Angstzustände. Die seit zwei Jahrtausenden geäusserte Hoffnung, dank Gott besser mit Ängsten umgehen zu können, wird also enttäuscht.
«Gläubige wollen sich in erster Linie mit existenziellen Fragen auseinandersetzen und nicht psychische Probleme lösen», entgegnet Thomas Hanimann von der Evangelischen Allianz, einem Zusammenschluss reformierter Kirchgemeinden und Freikirchen. Es gebe aber sehr wohl auch viele befreiende Erlebnisse.