Vorhersagen werden möglich - Risikotests bezüglich schwerem Verlauf könnten Impfskeptiker umstimmen

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Vorhersagen werden möglichRisikotests bezüglich schwerem Verlauf könnten Impfskeptiker umstimmen

Forscher haben genetische Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung ermittelt. Dies könnte helfen, neue Behandlungsmethoden zu finden – und Impfskeptiker dazu bringen, ihre Meinung zu ändern.

Bis jetzt wissen nur wenige, ob sie im Fall einer Infektion mit Covid-19 einen schweren Krankheitsverlauf erwarten müssen.
Gentests könnten künftig helfen, gefährdete Personen schon im Vorfeld einer Infektion zu erkennen.
Die Folge könnte sein, dass Personen, die einer Impfung skeptisch gegenüberstehen, ihre Meinung ändern.
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Bis jetzt wissen nur wenige, ob sie im Fall einer Infektion mit Covid-19 einen schweren Krankheitsverlauf erwarten müssen.

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Darum gehts

  • Die Forschung hat neue genetische Faktoren entdeckt, die einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung begünstigen können.

  • Dies soll dabei helfen, gezieltere Behandlungsmethoden zu finden.

  • Genetische Risikotests könnten künftig besonders gefährdete Skeptiker und Skeptikerinnen dazu bringen, einer Impfung zuzustimmen.

Laut einem im Fachblatt «Nature» publizierten Artikel haben Forscherteams rund um den Globus die Genome von Covid-Patienten und -Patientinnen untersucht, um Hinweise darauf zu finden, welche Personen einen schweren Verlauf der Krankheit zu erwarten haben. Das Ergebnis wurde im selben Medium bereits anfangs Juli publiziert: Rund zwölf Gensequenzen wiesen eine «starke statistische Verbindung» zu den Chancen einer Person auf, starke Krankheitssymptome zu entwickeln. «Es gab in der Tat einige Genvarianten, die hinsichtlich Covid-19 besonders relevant sind», so Guillaume Butler-Laporte, Infektiologe an der McGill-Universität in Montreal. «Wir hätten nicht erwartet, so klare Ergebnisse zu erhalten.» Dutzende von im Netzwerk Covid-19 Host Genetics (HGI) zusammengeschlossene Institutionen hatten insgesamt 50’000 Datensätze ausgewertet und eine Zusammenfassung aus 46 Studien erstellt.

Dabei stiessen sie auf einige genetische Faktoren, die ein ähnliches Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf darstellen wie Übergewicht oder Diabetes. Nun hoffen die Forscher und Forscherinnen, die Mechanismen der Krankheit besser verstehen zu lernen und wichtige Hinweise darauf zu erhalten, welche Mittel zur Behandlung eingesetzt werden könnten.

Spezifische Behandlungen werden möglich

So hätten dank der Erkenntnis, dass das für Rheumaleiden eingesetzte Medikament Baricitinib auch ein bestimmtes Protein blockieren kann, bereits an Covid-19 erkrankte Patienten und Patientinnen behandelt werden können. «Mit Hilfe der Genetik-Studie sind viel gezieltere medikamentöse Behandlungen möglich», sagt dazu Sven Cichon, Leiter der Medizinischen Genetik am Universitätsspital Basel, gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Denn eine der Schwierigkeiten sei, dass Medikamente aufgrund genetischer Unterschiede nicht bei allen Menschen gleich gut wirken. Denkbar sei, dass künftig aufgrund genetischer Erkenntnisse noch weitere gezielte Behandlungen möglich werden, so Cichon.

Dafür wären zwar genetische Tests an Patienten und Patientinnen anhand von Speichel- oder Blutproben nötig, die mit grossem Laboraufwand verbunden sind. Dennoch könnten mögliche Risikopatienten und -patientinnen bereits vor der Erkrankung identifiziert werden. Sogenannte Risk-Score-Tests, die bereits auf den Markt kamen, sollen Aufschluss geben, ob jemand besonders für einen schweren Verlauf der Krankheit exponiert ist. Und dies könnte dazu beitragen, Skeptiker und Skeptikerinnen zu einer Impfung zu bewegen. Das «Tagblatt» zitiert dazu Cichon: «Wenn jemand gleichzeitig vor der Impfung und dem Virus Angst hat, wäre ein Risikotest zukünftig eine Option.» Gefährdete Personen könnten so umgestimmt werden, doch noch der Impfung zuzustimmen.

Eine «Wunderwaffe» seien die unter Forschern und Forscherinnen nicht unumstrittenen Tests aber nicht. Da die meisten Daten aus Grossbritannien stammten und etwa solche aus Afrika noch weitgehend fehlen, müssten weitere genetische Studien durchgeführt werden.

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(trx)

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