Keim-Brutstätte: So versifft ist dein Smartwatch-Armband

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Riskante BakterienKeim-Brutstätte Smartwatch – ein Typ Armband ist speziell grusig

Smartwatches sollen dabei unterstützen, fit und gesund zu bleiben. Dabei bergen sie selbst das Potenzial, krank zu machen. Ein Typ Armband ist besonders grusig.

Für manche Menschen ist eine Smartwatch ein modisches Accessoire. 
Für andere ist ihre Smartwatch ein treuer Begleiter im Alltag, vor allem aber auch beim Sport. 
Für wieder andere sind Smartwatches ein Forschungsgegenstand, etwa für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Florida. 
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Für manche Menschen ist eine Smartwatch ein modisches Accessoire. 

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Darum gehts

  • Smartwatches und Fitnesstracker sind laut einer US-Studie Brutstätten für Bakterien. 

  • Besonders keimbelastet sind Kunststoff- und Gummi-Armbänder. 

  • Gold- und Silberarmbänder weisen die wenigsten Bakterien auf. 

  • Laut den Forschenden lässt sich das Keimproblem am besten mit Lysol-Spray und 70-prozentigem Ethanol lösen.

Statt wie sonst Smartwatches Schritte zählen zu lassen, haben Forschende aus Florida einmal gezählt, wie viele Keime sich auf den Armbändern der Tracker befinden. Ergebnis: Keimfrei war so gut wie keines davon. «Fast alle Armbänder waren kontaminiert», schreibt das Team um Daynalee Dixon von der Florida Atlantic University im Fachjournal «Advances in Infectious Diseases». Das heisst: 95 Prozent.

Die Studie

Für die Studie untersuchten die Forschenden 20 Armbänder aus Kunststoff, Gummi, Stoff, Leder und Metall (Gold und Silber). Diese stammten von Mitarbeitenden eines Nachrichtensenders (7), eines Fitnessstudios (4) und einer Veterinärpraxis (3) sowie von Feuerwehrleuten (6). Ziel war es, herauszufinden, ob zwischen dem Material des Armbands und der Bakterienkontamination ein Zusammenhang besteht. Weiter untersuchten sie, welche Art der Desinfektion am besten ist.

Verschiedene Keim-Konstellationen

Die Forschenden stiessen auf eine ganze Reihe von Bakterien. Darunter, wenig verwunderlich, Vertreter der Gattungen, die auf der menschlichen Haut vorkommen (Staphylococcus und Pseudomonas). Sie fanden aber auch Darmbakterien der Art Escherichia, vor allem E. coli, vor:

  • Auf 85 Prozent der Armbänder waren Staphylokokken vorherrschend. Die Art Staphylococcus aureus kommt auf der menschlichen Haut, in der Nase, in der Achselhöhle, in der Leistengegend oder in anderen Bereichen und kann unter anderem Hautentzündungen, Muskelerkrankungen, in ungünstigen Fällen auch zu Lungenentzündung, Herzinnenhautentzündung (Endokarditis), dem Toxischen Schocksyndrom (TSS) und Blutvergiftung führen.

  • Pseudomonas-Bakterien wiesen die Forschenden auf 30 Prozent der untersuchten Armbänder nach. Diese kommt häufig in der Umwelt vor und kann zum Beispiel nach einer Operation Infektionen im Blut, in der Lunge (Pneumonie) oder in anderen Körperteilen verursachen. Auch Bindehaut- und Ohrenentzündungen gehen auf ihr Konto.

  • E. coli-Bakterien fanden sie auf 60 Prozent der Armbänder. Gewisse Stämme können allerdings Lebensmittelvergiftungen, Blasenentzündungen oder gar Blutvergiftungen auslösen. Und immer mehr dieser Stämme entwickeln Resistenzen gegen Antibiotika.

«Die Bakterienbelastung der einzelnen Probanden schwankte erheblich», so die Forschungsgruppe. Signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Vorkommen oder in der Verteilung der Bakteriengruppen habe es aber nicht gegeben.

Keimig ist Kunststoff, (fast) keimfrei ist Gold

Zwar waren fast alle Armbänder kontaminiert. Aber es gab Unterschiede. So wiesen Gummi- und Kunststoffarmbänder die höchste Bakteriendichte auf, während Metallarmbänder, insbesondere Gold- und Silberarmbänder, wenig bis gar keine Bakterien aufwiesen. «Armbänder aus Kunststoff und Gummi bieten möglicherweise eine geeignetere Umgebung für das Wachstum von Bakterien, da poröse und statische Oberflächen dazu neigen, Bakterien anzuziehen und von ihnen besiedelt zu werden», sagte Nwadiuto Esiobu, leitender Autor der Studie. Gold dagegen wirke wahrscheinlich antibakteriell.

Auch Aktivität des Trägers spielt eine Rolle

Besonders viele Keime waren auf den Armbändern von sportlich aktiven Personen und jenen mit Kontakt zu Tieren zu finden: Sie wiesen die höchsten Zahlen an Pseudomonas- beziehungsweise Fäkalbakterien auf. Das, so die Forschenden, unterstreiche die Notwendigkeit der Desinfektion von Armbändern nach anstrengenden Aktivitäten und jenen mit Tierkontakt, aber auch jenen zu Hause. «Die Menge und Taxonomie der Bakterien, die wir auf den Armbändern gefunden haben, zeigt, dass eine regelmässige Desinfektion von deren Oberflächen erforderlich ist», sagte Esiobu. Denn selbst in relativ geringen Mengen seien die identifizierten Krankheitserreger von Bedeutung für die öffentliche Gesundheit.

Richtig desinfizieren

Desinfektion ist nicht gleich Desinfektion: Laut Dixon und ihre Kolleginnen und Kollegen sind das in den USA erhältliche Lysol-Spray und 70-prozentiges Ethanol am effektivsten. Unabhängig vom Material des Armbands töten sie innerhalb von 30 Sekunden 99,99 Prozent der Bakterien ab. Apfelessig entpuppte sich als nicht so wirksam und erforderte eine vollständige Einwirkzeit von zwei Minuten, um die Bakterienzahl zu reduzieren.

Mit welchen anderen Tricks du einer hohen Keimbelastung vorbeugen kannst, verraten wir dir hier. Mit welchen anderen Bakterienschleudern du höchstwahrscheinlich jeden Tag bei dir zu Hause und im Büro Kontakt hast, erfährst du hier, hier und hier

Trägst du eine Smartwatch oder einen Fitnesstracker?

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