Roman Bürki: Ex-Nati-Goalie über Dortmund und MLS

Publiziert

Roman Bürki«Ich machte in der Nati nur die Partien, die niemand spielen wollte»

Sechs Spiele, fünf Siege – Roman Bürki ist mit St. Louis stark in sein MLS-Abenteuer gestartet. Der Ex-Nati-Goalie spricht mit 20 Minuten über sein Leben in den USA, seinen Lohn und über Thomas Tuchel.

Roman Bürki hat gut lachen. Der Berner ist mit seinem neuen Club St. Louis City stark in die neue MLS-Saison gestartet.
Gegen Minnesota United verlor der neu gegründete Club am letzten Wochenende zwar mit 0:1, zuvor gabs aber gleich fünf Siege in Serie zum Saisonstart. 
Bürki ist Captain bei St. Louis und verdient dort rund 1,5 Millionen Franken pro Jahr.
1 / 5

Roman Bürki hat gut lachen. Der Berner ist mit seinem neuen Club St. Louis City stark in die neue MLS-Saison gestartet.

IMAGO/UPI Photo

Darum gehts

  • Roman Bürki ist mit St. Louis City in der MLS auf Erfolgskurs.

  • Trotz der 0:1-Pleite gegen Minnesota am Wochenende gelang dem neu gegründeten Team der Saison-Start.

  • 20 Minuten hat mit Bürki über sein Leben in den USA und seine Vergangenheit gesprochen.

Roman Bürki, hätten Sie so einen guten Saisonstart mit St. Louis erwartet?

Man erwartet natürlich nicht, dass man zum Saisonstart gleich fünf Spiele in Serie gewinnt. Von der Qualität her wusste ich aber, dass es möglich ist. Wir haben ein richtig gutes Team und sind im Flow.

Wie schätzen Sie das Niveau in der MLS ein?

Es hat Teams, die in der Super League oben mitspielen könnten. Gewisse Teams haben sogar Bundesliga-Qualität. 

Haben Sie sich vor ihrem Wechsel in die MLS bei Xherdan Shaqiri über die Liga informiert?

Nein, ich hatte mich vor allem mit meinen früheren BVB-Kollegen Gio Reyna und Christian Pulisic ausgetauscht. Sie meinten, die MLS sei extrem am Wachsen. Viele Spieler nahe am Karriereende, aber mit hoher Qualität wie Giorgio Chiellini oder Lorenzo Insigne, sind hier. Mit der WM 2026 in den USA wird es nochmals einen Schub geben.


Wie haben Sie sich abseits des Platzes eingelebt? 

St. Louis ist keine Ferienmetropole, aber die Leute sind sehr freundlich. Die Stadt ist sportverrückt. Mir gefällt es extrem hier.

St. Louis gilt als eine der gefährlichsten Städte der USA. War Ihnen das vor Ihrem Wechsel bewusst?

Meine Eltern und ich wussten das. Ich hatte dem Sportdirektor und dem Trainer gesagt, sie sollen mit meinen Eltern darüber reden und es ihnen erklären. Natürlich hat es Gegenden, von denen man sich fernhalten sollte. Es hat hier Gangs, die gegeneinander kämpfen, aber da sind normalerweise keine Unschuldigen miteinbezogen. Dies gibts aber nicht nur hier, sondern auch in anderen Städten. 

Verfolgst du die MLS?

In der MLS werden die Gehälter offen publiziert. Stört Sie, dass nun jeder Ihren Lohn (rund 1,5 Mio. Franken) weiss?

Das stört mich überhaupt nicht. Es ging mir nie darum, so viel wie möglich zu verdienen. Ich habe hier einen Vertrag unterschrieben, weil ich unbedingt hierhin wollte. Der Vertrag hat nicht mal die Hälfte Wert von dem, was ich in Dortmund verdient habe. 

Ihr Ende in Dortmund verlief eher unschön. Wie blicken Sie darauf zurück?

Fussball ist ein Business. In dem Zusammenhang war ich am Ende nichts mehr wert. Sie sagten mir beim BVB, sie planten nicht mehr mit mir. Das muss man akzeptieren. Da ich hier in St. Louis sehr glücklich bin, habe ich keine bösen Gedanken an meine Dortmunder Zeit, sondern erinnere mich eher an die guten Zeiten.


Vor Ihrem Wechsel in die USA gab es auch Gerüchte um einen Transfer zum FC Basel, der gescheitert sein soll, weil Sie nicht auf Geld verzichten wollten.

Ich wusste, dass der FCB Interesse hatte, habe aber nie persönlich mit jemandem vom Club geredet. Über Zahlen wurde nie gesprochen. Ich sehe mich nicht in Basel, weil ich bei GC gespielt habe. Wenn ich wieder in die Schweiz zurückkommen würde, würde ich GC vorziehen. Es war aber noch zu früh für eine Rückkehr nach Hause, ich wollte zuerst noch etwas anderes erleben.

Bereuen Sie, dass Sie Anfang 2022 das Angebot von Bayern München nicht angenommen haben?

Damals war ich noch nicht bereit, weiter nicht regelmässig zu spielen. Es tat mir in meinem letzten Jahr in Dortmund extrem weh, die Teamkollegen bei der Spielvorbereitung zu sehen und samstags selbst allein trainieren zu müssen. Ich freue mich extrem für Yann Sommer, hat er die Chance gepackt. Für mich kam es nicht infrage, weil es damals nur ein Ersatzgoalie-Job gewesen wäre.

Was hätte es rückblickend gebraucht, damit Sie auch in der Nati mehr gespielt hätten?

Jeder Trainer hat seine Vorlieben. Was mich nicht so zufrieden gemacht hatte, waren die Spiele, die ich in der Nati spielen durfte. Ich habe mit Dortmund gegen die besten Clubs in Europa gespielt und in der Nati kam ich in den Spielen zum Zug, die niemand wirklich spielen will. Wie kann ich in Partien gegen Panama, San Marino und Andorra brillieren und zeigen, dass ich eine Alternative für die Nummer eins wäre? Da hast du überhaupt keine Chance. Gregor Kobel konnte an der WM gegen Serbien spielen.

Ihr Ex-Coach Thomas Tuchel ist jetzt Bayern-Trainer. Verstehen Sie, dass er teilweise als schwieriger Typ gilt?

Er ist ein Typ, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Ich musste mir selbst extrem viele Sachen anhören. In einem Pokal-Spiel gegen Darmstadt spielte ich einen Fehlpass, den er in der Pause gnadenlos ansprach. Ich konnte damit aber umgehen. Überall, wo er war, hatte er Erfolg – das spricht für ihn.

Dein tägliches Sport-Update

Erhalte täglich brandaktuelle News aus der Welt des Sports. Ob Interviews, Porträts, Spielberichte oder Analysen: Unsere Reporter informieren dich direkt in deinem Postfach.

Deine Meinung zählt

11 Kommentare