Die G-Klasse von Mercedes-Benz im Offroad-Test

In der G-Klasse gehts für Auto-Redaktorin Isabelle Riederer rückwärts die Treppe hoch.

In der G-Klasse gehts für Auto-Redaktorin Isabelle Riederer rückwärts die Treppe hoch.

Mercedes-Benz/Erwin Scheriau
Publiziert

Offroad-testRückwärts die Treppe hoch in der G-Klasse

Der Offroadtest im G-Class Experience Center von Mercedes-Benz bringt Auto-Redaktorin Isabelle ans Limit.

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Isabelle Riederer / A&W Verlag

Es ist ziemlich kühl an diesem Novembermorgen auf dem ehemaligen Fliegerhorst Nittner ungefähr 15 km südlich von Graz. Vor drei Jahren begannen hier die Bauarbeiten für das G-Class Experience Center und das haben die Macher ziemlich wörtlich genommen. Auf 100'000 Quadratmeter und in vier Testmodulen dürfen Kunden und Fans den Mercedes-Offroader ans Limit bringen. Die Wahl des Ortes ist kein Zufall: Auf dem Grazer Hausberg Schöckl befindet sich die Teststrecke, auf der sich die G-Klasse bei Entwicklungsfahrten bewähren muss.

Die Testmodule tragen so verheissungsvolle Namen wie «G-Rock», «Stairway to Heaven» oder «Iron Schöckl» und bereits beim Anblick wird einem flau im Magen. Zum Glück strahlt die G-Klasse nur so vor Selbstbewusstsein und Kraft. Seit über 40 Jahren hat sich der Offroader kaum verändert. Das kantige Design, das vermutlich einen Cw-Wert eines Billettautomaten hat, ist mittlerweile Kult. Bis heute verkaufte sich die G-Klasse, die 1979 das erste Mal vom Band lief, 300'000 Mal, rund 80 Prozent der Fahrzeuge sind nach wie vor im Einsatz. Wer aktuell eine G-Klasse möchte, braucht Geduld, die Wartefrist beträgt rund zwei Jahre.

Das G-Class Experience Center begrüsst seine Kunden und Fans in einem ehemaligen Hangar neben dem Grazer Flughafen.
Hingucker im Hangar ist ein Ur-G von 1979, der komplett in Harz eingegossen wurde und eine Anspielung sein soll, auf Insekten aus der Urzeit, die in Bernstein eingeschlossen sind.
Den legendären Offroader von Mercedes-Benz gibt es seit über 40 Jahren. Das Modell ist aktuell so begehrt, dass man bis zu zwei Jahre warten muss.
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Das G-Class Experience Center begrüsst seine Kunden und Fans in einem ehemaligen Hangar neben dem Grazer Flughafen.

Mercedes-Benz/Erwin Scheriau

Auf ins Gelände

Wir haben Glück, oder wie man auch immer sagen will, unsere G-Klassen fürs Grobe stehen bereit und der Offroad-Park ist ja nicht zum Spass da – oder vielleicht doch? In einem Waldstück direkt neben dem G-Class-Hangar befindet sich eine integrierte Naturstrecke, die nach Dschungel-Abenteuer riecht. Es gibt deftige Steigungen und Gefällstrecken, eine Baumstamm-Brücke, üble Verwindungspassagen und Felsengespickte Kletterpfade. Instruktor Geri erklärt mir, wie man die drei zuschaltbaren Differentialsperren je nach Untergrund und Situation korrekt einsetzt. Dabei zeigt sich, dass die G-Klasse selbst dann noch vorwärts kommt, wenn nur noch ein einziges Rad Traktion hat. Zu den Highlights auf der Naturstrecke gehören die Wasserdurchfahrt und das Schlammbad. Ein kleiner Tipp: Immer darauf achten, dass alle Fenster und vor allem das Schiebedach geschlossen sind.

Um Himmelswillen

Zum Abschluss der Naturfahrt geht es in die seitliche Neigungsfahrt, mein persönlicher Horror. Langsam fahre ich hinein und starre gebannt auf das grosse Display im Armaturenbrett. 23 Grad, 24 Grad, 27 Grad – es wird immer schräger und ich werde immer nervöser. Die G-Klasse schafft einen seitlichen Neigungswinkel von 35 Grad. Bei 28 Grad Seitenneigung ist bei mir Schluss. «Das ist dann wohl dein Wohlfühl-Seitenneigungswinkel», sagt Geri und grinst. Gut zu wissen, ob sich das auch gut in meinem Lebenslauf macht?

Nach einer kurzen Pause muss nun die Treppe daran glauben, die hinter dem Hangar aufgebaut ist. «Stairway to Heaven» – ich bezweifle, dass es himmlisch wird. Und ich sollte recht behalten. Denn Geri will, dass ich die Treppe rückwärts hochfahre. Nun denn, ihr habt es so gewollt. Zu meinem Erstaunen nimmt die G-Klasse die Treppe rückwärts fast von alleine.

Kleben am Limit!

Selbst das Militär vertraut auf die Offroad-Künste der G-Klasse. Vor wenigen Wochen enthüllte Mercedes-Benz den sogenannten Baumuster 464, die Militär-Version der G-Klasse. Sie hat zwar mit 249 PS etwas weniger Power als der Zivil-G, aber das gleiche maximale Drehmoment von 600 Nm. Die normale G-Klasse hat zwischen 258 und 442 Pferdestärken, der G 63 AMG satte 585 PS. Aber zurück ins Gelände oder besser in die Höhe. Denn jetzt zeigt die G-Klasse noch einmal was in ihr steckt. Auf dem «Iron Schöckl» beträgt die Steigung 100 Prozent! Und ja, auch damit hat die G-Klasse keinerlei Probleme – im Gegensatz zu manch einem Mitfahrer.

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