Rüpel Marquez erst vom Türsteher gestoppt

Aktualisiert

MotoGPRüpel Marquez erst vom Türsteher gestoppt

Das nächste Kapitel einer wunderbaren Feindschaft: Marquez schiesst Rossi ab – und wird von diesem abgestraft. Lüthi verpasst derweil die Punkte knapp.

Das rüde Überholmanöver von Marc Marquez gegen Valentino Rossi. (Video: Tamedia/SRF/MotoGP via Twitter)

Mut hatte er, immerhin das. Begleitet von drei sportlichen Verantwortlichen, hastete Marc Marquez nach dem Rennen zur Box von Valentino Rossi. Er war sichtlich bemüht, die Wogen so schnell wie möglich zu glätten, die sein Verhalten ausgelöst hatte. In der Schlussphase des Grossen Preises von Argentinien hatte der Spanier, talentiert wie rücksichtslos, Rossi von der Strecke gerammt. Dieser war vom Motorrad und aus den WM-Punkten gerutscht.

Doch weit kam Marquez nicht auf seinem Gang nach Canossa. Beim Eingang der Box wurde er nämlich nicht etwa von Rossi empfangen, sondern von einem Türsteher namens Alessio Salucci. Dieser ansonsten gemütliche Typ, von allen Uccio genannt, ist ein Jugendfreund des neunfachen Weltmeisters, auch bei den Rennen stets an dessen Seite. Und er stellte unmissverständlich klar: «Du kommst hier nicht rein. Was kommst du überhaupt hierher? Hau ab!»

Seit Jahren Rivalen

Mit dieser Reaktion des Rossi-Lagers war deutlich: Die heisseste Rivalität der MotoGP lebt. Um sie mag es in den letzten beiden Jahren etwas stiller gewesen sein, aber allzu lange ist es eben doch nicht her, seit sich die beiden letztmals heftig in die Quere gekommen waren. Im zweitletzten Rennen der Saison 2015 hatten sich Titelaspirant Rossi und Marquez Kurve um Kurve beharkt und ein unwürdiges Spektakel geboten, ehe Rossi der Geduldsfaden riss und Marquez vom Motorrad stiess.

Wieder keine Punkte: Tom Lüthi schrammt auch in seinem zweiten MotoGP-Rennen knapp an den Punkten vorbei.
Lüthi zeigt ein starkes Rennen. Er bewegt sich zwischenzeitlich auf Rang 13, ehe er kurz vor Rennende wieder aus den Punkten fällt und das Rennen als 17. beendet.
Auffallend: Der amtierende Weltmeister Marc Marquez fällt mit rüden Überholmanövern auf. Er schiesst wenige Runden vor Schluss auch Altmeister Valentino Rossi ab.
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Wieder keine Punkte: Tom Lüthi schrammt auch in seinem zweiten MotoGP-Rennen knapp an den Punkten vorbei.

kein Anbieter/EPA/Nicolas Aguilera

Schon 2013, in seiner ersten Saison, nervte das Riesentalent den Altmeister bis aufs Blut. Er legte sich regelmässig mit Rossi an und wagte es ausgerechnet in Laguna Seca, ihn mit einer waghalsigen Aktion zu düpieren, die ein paar Jahr zuvor diesem selbst gelungen war und als stilbildend galt. Es muss für den Dottore ein Affront gewesen sein, jedenfalls würgte er Marquez nach dem Rennen verlegen lächelnd.

Lüthi nahe an den Punkten

Mit dieser Milde dürfte es jetzt vorbei sein – Marquez hat in Argentinien eine rote Linie überschritten. «Er führt sich auf, als wäre er der Einzige auf der Strecke», schimpfte Yamaha-Teamdirektor Massimo Meregalli. Wenn am 22. April in Texas das dritte Rennen ansteht, steht Marquez verstärkt unter Beobachtung. Zumal ihn die Rennkomissäre gestern ausserdem für Rückwärtsfahren bestraften (er hatte nach der Sichtungsrunde den Motor abgewürgt und wendete, um seinen Startplatz zu erreichen) und einen Rempler gegen Aleix Espargaro.

So war erst recht stossend, dass Marquez sein Rennen auch nach dem Foul an Rossi vier Runden vor Schluss noch fortsetzen durfte und nicht schon von den Schnellrichtern gestoppt wurde. Sondern erst vom Türsteher. Nachträglich wurde Marquez aber eine 30-Sekunden-Strafe aufgebrummt, womit er 18. wurde und sogar hinter Tom Lüthi zurückfiel. Dem Berner fehlten als 17. nur gut eine Sekunde für die ersten WM-Punkte.

Aegerter mit Steigerung

Dominique Aegerter konnte sich im zweiten Moto2-Saisonrennen deutlich verbessern. Der von Position 11 gestartete Oberaargauer klassierte sich in Termas de Rio Hondo im 8. Rang. Auf die Spitze büsste er noch rund 13 Sekunden ein. Aegerter ist nun mit neun Punkten WM-Elfter.

Der Sieg im Moto2-Rennen ging an den Italiener Mattia Pasini, der sich mit 0,850 Sekunden Vorsprung vor seinem Kalex-Markenkollegen Xavi Vierge aus Spanien durchsetzte. Dritter wurde der Portugiese Miguel Oliveira.

Telegramme Grand Prix von Argentinien.

MotoGP (24 Runden à 4,806 km/115,344 km): 1. Cal Crutchlow (GBR), Honda, 40:36,342 (170,4 km/h). 2. Johann Zarco (FRA), Yamaha, 0,251 zurück. 3. Alex Rins (ESP), Suzuki, 2,501. 4. Jack Miller (AUS), Ducati, 4,390. 5. Maverick Viñales (ESP), Yamaha, 14,941. 6. Andrea Dovizioso (ITA), Ducati, 22,533. Ferner: 15. Jorge Lorenzo (ESP), Ducati, 42,274. 17. Tom Lüthi (SUI), Honda, 43,350. 18. Marc Marquez (ESP), Honda, 43,860. 19. Valentino Rossi (ITA), Yamaha, 52,082. - Schnellste Runde: Marquez (22.) in 1:39,902 (173,1 km/h). - 24 Fahrer gestartet, 21 klassiert. - Ausgeschieden u.a.: Dani Pedrosa (ESP), Honda (1. Runde). - Bemerkung: Marquez von der Renndirektion unter anderem mit einer Durchfahrtsstrafe sowie einer 30-Sekunden-Strafe belegt.

WM-Stand (2/19): 1. Crutchlow 38. 2. Dovizioso 35. 3. Zarco 28. Ferner: 5. Marquez 20. 8. Rossi 16.

Moto2(23 Runden/110,538 km): 1. Mattia Pasini (ITA), Kalex, 40:37,538 (163,2 km/h). 2. Xavi Vierge (ESP), Kalex, 0,850. 3. Miguel Oliveira (POR), KTM, 1,414. 4. Lorenzo Baldassarri (ITA), Kalex, 5,178. Ferner: 8. Dominique Aegerter (SUI), KTM, 13,460. - Schnellste Runde: Vierge (21.) in 1:44,329 (165,8 km/h). - 32 Fahrer gestartet, 29 klassiert.

WM-Stand (2/19): 1. Pasini 38. 2. Baldassarri 33. 3. Francesco Bagnaia (ITA), Kalex, 32. Ferner: 11. Aegerter 9.

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