Drohende Abwertung des RubelsRun auf Geldautomaten in Russland – Nationalbank versucht zu beruhigen
Nach dem Ausschluss russischer Banken aus dem Zahlungssystem Swift macht sich unter den Bankkunden Nervosität breit: Die Menschen bangen um ihr Geld, vor den Bancomaten bilden sich lange Schlangen.
Darum gehts
Am Samstagabend beschlossen die EU-Staaten im Rahmen ihrer Sanktionen, mehrere russische Banken vom internationalen Zahlungssystem Swift auszuschliessen. Denselben Schritt taten die USA, Kanada, Grossbritannien und weitere Länder. Die Massnahme gilt als härteste Sanktion, die dem Westen zur Verfügung steht und soll verhindern, dass russische Banken auf dem internationalen Parkett weiter Geld verdienen können. «Damit sollen diese Institute von den internationalen Finanzströmen abgeklemmt werden, was ihr globales Agieren massiv einschränken wird», erklärte der Berliner Regierungssprecher Steffen Hebestreit. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soll «Putins Möglichkeit, seine Kriegsmaschinerie zu finanzieren», lahmgelegt werden.
Bei der russischen Bevölkerung löste dieser Schritt grosse Unruhe aus. Schon am frühen Sonntagmorgen bildeten sich vor den Geldautomaten lange Schlangen: Viele Russinnen und Russen versuchten offenbar, ihre Barschaften in Sicherheit zu bringen. Die russische Nationalbank sah sich am Sonntag laut BBC genötigt, die Bevölkerung zu beruhigen: Das russische Finanzsystem sei stabil und habe ausreichend Kapital und Liquidität, um «in jeder Situation» zuverlässig zu funktionieren», hiess es. Allerdings hatte die russische Zentralbank bereits am Freitag deutlich mehr Geld in die Bancomaten legen müssen, da der Bedarf an Bargeld den höchsten Stand seit März 2020 erreicht hatte.
Zudem rechnen Analysten mit einem weiteren Absturz der Währung. Der Rubel war bereits in der vergangenen Woche auf ein historisches Tief gefallen. «Da die Zentralbank schwere Beschränkungen auf die Interventionsmöglichkeiten zum Stützen der Währung in Kauf nehmen muss, wird der Rubel wohl weiter absacken. Niemand versucht, ein fallendes Messer aufzufangen», wird Karl Schamotta, Chefstratege bei der Finanzberatungsfirma Corpoay, zitiert. Er rechnet zudem damit, dass Investoren nun «en masse» das sinkende russische Finanz-Schiff verlassen.