Russland-Ukraine-KriegRussische Oligarchen bringen ihre Jachten in Sicherheit
Ein Verbund internationaler Staaten hat sich verpflichtet, auch russische Vermögenswerte in ihren Ländern sicherzustellen. Milliardäre fürchten um ihre Jachten, aber auch Autos und Villen.
Darum gehts
Wenige Stunden, nachdem Russland die Ukraine angegriffen hatte, hob in Nizza eine Boeing Dreamliner ab. Das Grossraumflugzeug gehört dem russischen Oligarchen und (noch) Besitzer des Londoner Fussballclubs FC Chelsea, Roman Abramowitsch. Er wird geahnt haben, was die französische Regierung wenige Tage später ankündigte: Sie will Besitztümer regierungsnaher Russen in Frankreich konfiszieren.
Griff nach Vermögen auch im Ausland
Nun haben auch Staats- und Regierungschefs der EU, Deutschlands, Italiens, des Vereinigten Königreichs, Kanadas und der Vereinigten Staaten gemeinsam eine Erklärung unterzeichnet, in der sie sich unter anderem dazu verpflichten, «Sanktionen und andere Finanz- und Vollstreckungsmassnahmen gegen weitere russische Beamte und der russischen Regierung nahestehende Eliten sowie deren Familienangehörige und Erfüllungsgehilfen zu ergreifen, um deren Vermögenswerte in unserem Hoheitsgebiet zu ermitteln und einzufrieren.»
Bereits in exotischen Gefilden
Häuser, Flugzeuge oder Jachten könnten beschlagnahmt werden. Doch etliche russische Personen, die sich angesprochen fühlen, haben offenbar längst reagiert. Roman Abramowitsch hat zwei seiner Jachten schon mal in Sicherheit gebracht. Sie liegen vor St. Martin. Seine Dritte, die «Solaris» befindet derzeit noch vor Barcelona, laut «CNBC» ist sie aber bereit zum Auslaufen.
Auch weitere Schiffe von anderen russischen Superreichen befinden sich weit entfernt vom Einfluss von Frankreich oder den USA. Sie ankerten ihre Jachten in Dubai, Mexiko oder Russland. Welche genau dies sind, siehst du in der Bildstrecke.
Schiffe im «Service»?
Zwei Schiffe befinden sich derzeit in Hamburg. Dort werden grosse Jachten gebaut und auch gewartet. Dass die «Dilbar» derzeit «im Service» ist, könnte dem Eigner Alicher Ousmanov nun zum Verhängnis werden, vermutet der «Stern». Dasselbe Schicksal könnte die «Luna» des russischen Milliardärs Farkad Akhmedov erreichen.
Auch noch im Einzugsgebiet des transatlantischen Bündnisses liegt die «Tango» von Viktor Vekselberg. Er erreichte in der Schweiz Berühmtheit, als es ihm gelang, mit Hilfe der Zürcher Kantonalbank im Geheimen Aktienanteile von 32 Prozent des Winterthurer Industriekonzerns Sulzer zu kaufen. Seine Jacht liegt vor Palma de Mallorca.
Auch Villen und Luxusautos sollen beschlagnahmt werden
Seine Jacht noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht hat Russlands Präsident Wladimir Putin selbst. Die «Graceful» lief laut «Stern» Mitte Februar im Morgengrauen aus, mit direktem Kurs auf Kaliningrad, wo sie bislang ankert.
Frankreich kündigte derweil am Mittwoch an, dass sie weiter Listen von Villen, Jachten und Luxusautos erstellen, die Russen gehören, die von den EU-Sanktionen bereits betroffen sind oder es demnächst sein könnten.
Diese Listen dürften lang werden, denn die Côte d’Azur ist traditionell ein Tummelplatz reicher Russen. Ihre Jachten sind in Häfen wie Cannes (vor allem während des Filmfestivals), Saint-Tropez und vor allem in Antibes, am sogenannten Kai der Milliardäre zu finden. Dort gibt es 18 Plätze für besonders grosse Jachten. Seit einigen Jahren ist der Jachthafen nicht mehr öffentlich zugänglich.