SBB Tickets: «Totale Abzockerei»

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SBB Tickets«Totale Abzockerei»

Wenn du dein Ticket auch nur eine Sekunde nach Abfahrt des Zuges löst, musst du einen Zuschlag bezahlen. Diese Regelung stösst in der Kommentarspalte teilweise auf Unverständnis, andere finden, Spätlöser seien selber Schuld.

Bei der SBB gilt: Wenn ein Billett erst nach dem Einsteigen gültig wird …
… werden Passagiere wie Schwarzfahrer behandelt.
Die SBB zeigen sich zwar kulant, doch …
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Bei der SBB gilt: Wenn ein Billett erst nach dem Einsteigen gültig wird …

SBB/ Yoshiko Kusano

Darum gehts

  • Wer ein Ticket nach Abfahrt des Zugs löst, muss einen Zuschlag bezahlen.

  • Das gilt auch, wenn das Ticket eine Sekunde nach Abfahrt gültig wird und das Handynetz schuld ist.

  • Solange keine neue Regelung eingeführt wird, werden «Spätlöser» als Schwarzfahrer betrachtet.

  • Manche Leserinnen und Leser sind der Ansicht, Tickets könnten immer problemlos im Vorfeld gelöst werden, andere sehen die Regelung als Abzocke.

Das Szenario kennst du womöglich: Du löst mit der SBB-App Swiss Pass ein Ticket und steigst in den Zug ein. Doch weil die App den Kauf erst nach Abfahrt des Zuges bestätigt, wird bei einer Kontrolle ein Zuschlag erhoben. Das Phänomen kann sogar Blüten treiben, wie im Fall eines Vaters und seines Sohnes, die beide kurz vor Abfahrt des Zuges gleichzeitig ihre Tickets lösten, der Kauf beim Sohn aber erst 24 Sekunden zu spät bestätigt wurde. So musste der Jüngere 90 Franken Zuschlag bezahlen, der Vater hatte mit seinem gültigen Ticket Glück.

Diesen Fall nennt Hans Höhener, Ombudsmann öffentlicher Verkehr, gegenüber dem «Tages-Anzeiger» (Bezahlartikel) als einen von mehreren Fällen aus seiner Praxis. 20 Minuten berichtete darüber. Auch die Community kennt solche Fälle und kommentierte unter dem Artikel eifrig mit.

«Wenn der Zug Verspätung hat, will ich dafür Geld zurück»

«Totale Abzockerei! Auch wenn die Bezahlung einige Sekunden später erfolgt, sollte der Kauf akzeptiert werden», schreibt Drums. Kommentator 3.1415926 ist anderer Meinung: «Ich löse das Ticket immer am Abend vorher. Ich weiss ja, wann ich frühestens weggehe, und das Ticket ist 24 Stunden gültig», RedseaDiver ergänzt: «Viele warten mit dem Zahlen bis sie sehen, dass es eine Kontrolle gibt. Pech gehabt. Man weiss früh genug, ob man auf den ÖV will.» Batwoman74 stimmt teilweise zu: «Ich finde das super, solange es gegenseitig ist. Wenn der Zug Verspätung hat, will ich dafür Geld zurück.»

«Viel spannender finde ich, dass es sogar eine Busse gibt, wenn der Zug zum Beispiel zehn Minuten Verspätung hat, man das Ticket aber noch vor Abfahrt löst. Begründung Kontrolleur: Das Ticket wurde nach planmässiger Abfahrt gelöst, somit zu spät», schreibt hanszuber.

«Das treibt Kunden auf die Strasse»

«Die SBB schneidet sich ins eigene Fleisch mit diesem Vorgehen. Das treibt die Kunden auf die Strasse», kommentiert BigBB. Leser Necroo555 bestätigt diese Ansicht: «Jetzt weiss ich wieder, wieso ich ÖV meide und das Auto nutze. Wer seine Kunden bestraft, ist selber schuld.» Laut BrunoSchlegel kann man zwar dem System, den Kontrolleuren aber keinen Vorwurf machen: «Sie müssen die Vorschriften befolgen. Dass die Verwaltung es nicht hinkriegt, da können sie ja nichts dafür. Leider sind sie die Letzen in der Kette und wie sagt man so schön: Den Letzten beissen die Hunde.»

«SBB sollte vor schlechtem Mobilfunk warnen»

Kommentator Mazott beanstandet, dass das Netz auf vielen Perrons nicht funktioniert. User plugra hat dazu einen Lösungsvorschlag: «Eigentlich sollte die SBB ein Verzeichnis führen und Reisende beispielsweise in der App vor schlechtem Mobilfunk warnen oder zumindest bei solchen Bahnhöfen zugestiegenen Personen Kulanz zeigen.»

Soll ein Ticket, welches nach Abfahrt des Zuges gelöst wurde, gültig sein?

«Nett und kundenfreundlich»

Kulanz erlebte Emi1968, als sie ganz spontan in einen Zug stieg, der in wenigen Minuten abfahren sollte. Wegen schlechter Verbindung klappte der Kauf erst nach Zugabfahrt und Emi1968 zeigte der Kontrolleurin die Warteschlaufe. Sie sagte mir, dass man vor Abfahrt lösen müsse, gab mir aber noch einen Moment Zeit und kontrollierte andere Passagiere. Endlich hat es bei mir auch geklappt und sie sagte mir auch, dass sie mich eigentlich büssen müsste, sie wisse aber, dass dieser Bahnhof immer eine sehr schlechte Internetverbindung habe. Das fand ich sehr nett und kundenfreundlich.»

Weniger Glück hatte darum_91. «Meine ganze App hat mal nicht funktioniert, kein Easyride, nichts. Bin beim Einsteigen gleich zur Zugbegleiterin gerannt und habe ihr dies gezeigt, mit der Bitte, bei ihr lösen zu können. Leider hatte sie kein Verständnis, auch wenn sie es gesehen hat. Schade!» Um dies zu verhindern, findet Will_Tell, die Schweiz könne sich eine Scheibe an England abschneiden: «In London gehst du durch ein Tor, wo du deine Kreditkarte touchierst. Fertig, keine Kontrolle, nichts. Viel einfacher.»

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