Geld für Ukraine-FlüchtlingeSCB-Fans gehen nach verbotener Spendenaktion auf die Barrikaden
Vor dem entscheidenden Spiel am Montagabend herrscht beim SC Bern Unruhe. Eine Spendenaktion für die Kriegsopfer in der Ukraine unterband der Verein. Die beiden Fan-Dachverbände waren enttäuscht. Die Aktion wird nun am Montag nachgeholt.
Darum gehts
Alles oder nichts. Nach dem letzten Qualifikationsspiel am Montag gegen Lausanne wird der SCB im Pre-Playoff stehen – oder seine Saison beendet haben. Die Dramatik, sie ist gross. Ebenso die Fallhöhe. Sollten die Berner ihre Saison beenden müssen, wäre der Super-Gau erreicht. Und genau zu diesem Zeitpunkt kommt es zu Unruhe im Verein. Ein Streit zwischen den beiden Fan-Dachverbänden Curva Berna und Szene Bern sowie dem Verein. Doch von Anfang an.
Noch während der Partie postete die Szene Bern auf Social Media ein Statement, das es in sich hatte. «Der SCB duldet keine politischen Aktionen innerhalb der Allmend», hiess es in diesem. Und: «Deshalb mussten wir leider die Spendenaktion für die Kriegsopfer in der Ukraine vorzeitig abbrechen. Unverständlich! Solidarität ist für unseren Verein offenbar keine Option.» Harte Worte. Doch was war passiert? Die beiden Dachverbände wollten anlässlich der Partie gegen die ZSC Lions (2:1 n.V.) eine Spendenaktion lancieren – diese wurde jedoch – wie erwähnt – vom SCB untersagt.
«Wir waren enttäuscht»
Nach dem Statement der Fanszene ruderte der Verein zurück. Der SCB teilte in einem Communiqué mit, dass im Rahmen des Spiels vom Montag die Spendenaktion nun doch durchgeführt werde. Man werde «die Curva Berna und die Szene Bern mit allen Mitteln unterstützen, damit diese Spendenaktion zum grösstmöglichen Erfolg geführt werden kann». Betreffend der verbotenen Aktion vom Freitag gab sich der SC Bern schweigsam. In der kurzen Mitteilung hiess es lediglich: «Man hat das Vorhaben gestoppt, da dies bei unangemeldeten und spontanen Aktionen der übliche Vorgang ist.»
20 Minuten hat bei den Dachverbänden nachgefragt. Sie bestätigen, dass sie die Spendenidee am Freitag nicht angemeldet hatten, die SCB-Verantwortlichen sie deshalb untersagten. «Wir waren enttäuscht. Diese Aktion war in unseren Augen nicht politisch, sondern humanitär.» Nach langen Gesprächen am Samstag hätten sich beide Seiten dann erklärt und man habe sich grob einigen können.
SCB entschuldigte sich nicht bei allen Fans
«Wir erwarteten, dass sich der Verein bei allen Fans für den Abbruch dieser Aktion entschuldigt. Dies war jedoch nicht erwünscht», so die Szene Bern und Curva Berna. Immerhin: Wie die Dachverbände bestätigen, entschuldigte sich der Club bei ihnen im kleinen Kreis. Dass der SCB den gespendeten Gesamtbeitrag aufrundet und verdoppelt, begrüssen die beiden Dachverbände. Sie sagen: «Für die Opfer der Ukraine ist es natürlich eine schöne Geste.»
Man darf gespannt sein, wie viel Geld am Montagabend zusammenkommt. Die Fans, sie werden aber wohl solidarisch sein. Denn trotz der verbotenen Spendenaktion am Freitagabend: Die Curva Berna und die Szene Bern haben trotzdem Geld für die Menschen in der Ukraine gesammelt. Die Fans konnten die Becher an den entsprechenden Sammelstellen der Dachverbände abgeben. Offiziell für die Choreokasse. Inoffiziell leiteten sie dann die Becherspenden an die Glückskette weiter.
«Die Fans waren begeistert. Das zeigt auf, dass die SCB-Fans Solidarität zeigen wollen mit der ukrainischen Bevölkerung», so die Dachverbände gegenüber 20 Minuten. Zusammengekommen war ein vierstelliger Betrag.