Schiedsrichter-Bilanz: Hass auf die Schiris nimmt zu

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Grosse Bilanz«Kaufst dir besser eine schusssichere Weste» – Hass auf die Schiris nimmt zu

Die Schweizer Fussballsaison ist vorbei. In der abgelaufenen Saison gab es viele Diskussionen betreffend den Leistungen der Schiedsrichter. Nun ziehen die Schiris Bilanz und sprechen über Beleidigungen.  

Hier sind alle Highlights von der Partie zwischen dem FC Basel und Zürich zu sehen. Es gab mehrere kritische Situationen.  

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Schiedsrichter: Darum gehts

  • Die Meisterschaft in der Schweiz ist vorbei. 

  • Nach Abschluss der Saison ziehen die Verantwortlichen ihre Schlüsse. 

  • Vor allem Hassnachrichten gegenüber den Referees geben zu reden. 

Die Saison in der Super League und der Challenge League ist zu Ende. Die Young Boys sind Meister, der FC Sion steigt aus der höchsten Schweizer Liga ab. Diskussionen gab es in dieser Spielzeit viele, auch wegen mehrerer Fehlentscheidungen der Unparteiischen. Nun haben Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger und auch Fifa-Schiri Lukas Fähndrich Stellung genommen. Wir fassen die wichtigsten Aussagen zusammen. 

«Fehler sind menschlich»

«Wir sind zufrieden, aber nicht 100 Prozent glücklich», lautet das Fazit von Schiri-Boss Wermelinger nach einer Saison mit sehr vielen Diskussionen. Die erste Analyse habe gezeigt, dass man auf dem Platz besser werden müsse. «Wir machen dort zu viele Fehler.» Der Schiri-Boss meint weiter mit klaren Worten:  «Die Leistungen der Schiedsrichter waren nicht so, wie wir sie uns vorgestellt haben.»

Er nimmt sie aber auch in Schutz. «Fehler sind menschlich und werden immer passieren. Wir müssen einfach schauen, dass es so wenige wie möglich sein werden.» Besonders der gegebene Penalty im Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich bereite ihm Kopfschmerzen. «Das darf auf diesem Niveau nicht passieren. Da war ich wütend», so der Schiri-Boss. 

Hass auf die Schiedsrichter nimmt zu

Im Vergleich zu den vergangenen zwei Saisons waren die Schweizer Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter mehr Hass ausgesetzt. An der PK werden Beispiele von Hassnachrichten gezeigt, die die Referees erhalten haben. Zu sehen: übelste Beleidigungen und Drohungen wie etwa: «Kaufst dir besser eine schusssichere Weste».

Wermelinger sagt dazu: «Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Verbale Grenzüberschreitungen akzeptieren wir nicht und werden je nach Schwere juristisch verfolgt.» Das sei zuletzt mehrmals der Fall gewesen. Die Täter – sofern möglich – würde man aber am Anfang kontaktieren. Wermelinger: «Wir hören dann, dass sie alkoholisiert waren oder voller Emotionen. Sie entschuldigen sich auch teils.» Es sei vor allem wichtig, dass man die Schiris schützen würde: «Sie müssen frei und ohne Angst pfeifen können.» Fähndrich erzählt gegenüber 20 Minuten: «Es ist sehr unschön, wenn man Hassnachrichten erhält.»   

Schiedsrichter Lukas Fähndrich 
erzählte von Hassnachrichten. 
Schiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger sagt: «Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Verbale Grenzüberschreitungen akzeptieren wir nicht und werden je nach Schwere juristisch verfolgt.»
Fähndrich 
würde es begrüssen, wenn die Schiris öfter vor die Medien treten. 
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Schiedsrichter Lukas Fähndrich erzählte von Hassnachrichten. 

Urs Lindt/freshfocus

Dann soll der VAR eingreifen

Die Saison 2022/23 war die vierte in der Geschichte der Super League, in welcher der Video Assistant Referee (VAR) zum Einsatz kam. Im Vergleich zur Vorsaison (1266) gab es etwas weniger Checks (1232), in 74 Fällen wurde der ursprünglich gefällte Entscheid geändert, was einer minimen Zunahme (um 0,4 auf 6 Prozent) entspricht.

Wermelinger verlangt mehr Zurückhaltung des VAR respektive eine höhere Interventionsschwelle: «Der VAR soll nur dann eingreifen, wenn wirklich ein klarer und offensichtlicher Fehler vorliegt. Wir werden die Sommerpause und unsere Saisonvorbereitung nutzen, um an diesem Thema zu arbeiten.»

Schiris und die Medienarbeit

Wermelinger will, dass die Schiedsrichter künftig nach Spielschluss öfters vor die Medien treten. Fähndrich ist mit dieser Meinung einverstanden und teilt sie: «Es gibt Situation, wo man sich als Schiedsrichter gerne erklärt. Es kommt eine menschliche Komponente vor. Das ist gut und wertvoll. Wenn wir das nicht machen, diskutieren alle anderen ausser wir darüber.» Dann würden sie auch ein wenig Kompetenz verspielen. Jede Woche grundsätzlich hinzustehen, sei aber auch nicht in seinem Sinne.

Das wird sich nächste Saison verändern

In der neuen Saison gibt es eine grosse Neuerung. So wird die kalibrierte Abseitslinie eingeführt sowie die Super League auf zwölf Clubs aufgestockt. Das hat auch Auswirkungen auf die Schiedsrichter-Arbeit. Fifa-Schiri Fähndrich sagt: «Es wird ein wenig länger gehen und auch ich brauche dann auf dem Platz mehr Geduld.» Wermelinger ergänzt, dass es jetzt eine Technologie gebe, die exakt sagen wird, ob es Abseits gewesen sei oder nicht. Und so funktioniert es: Man setzt den Punkt, dann zieht die Technologie die Linie.  

Bist du mit den Schiri-Leistungen in dieser Saison zufrieden?

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Hier findest du Hilfe:

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Fachstelle Mobbing (kostenpflichtig)

Elternberatung, Tel. 058 261 61 61

Hilfe bei Mobbing, Fachstelle für Schulen und Eltern (kostenpflichtig)

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

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