Schlepperbande aufgeflogen
Eine international agierende Schlepperorganisation hat seit 2003 Menschen aus Afrika in die Schweiz und nach Deutschland geschleust, wo sie dann Asyl beantragten.
Im Rahmen eines Rechtshilfeersuchens durchsuchten am Dienstagmorgen in den Kantonen Zürich und Aargau fünf Wohn- und Geschäftsräume. Die Aktion erfolgte zeitgleich mit Hausdurchsuchungen in den deutschen Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Dienstag mitteilte.
Bei den Durchsuchungen wurde umfangreiches Beweismaterial wie schriftliche Unterlagen, Mobiltelefone und Computer sichergestellt. Die mutmasslichen Schlüsselfiguren sind gemäss Mitteilung drei Personen. Ein 39-jähriger Schweizer nigerianischer Herkunft, seine 36-jährige Ehefrau und der 66-jährige Geschäftsführer einer Reinigungsfirma mit Sitz in der Schweiz.
Ob die drei in Haft sitzen, konnte auf Anfrage allerdings weder bei der Zürcher noch bei der Aargauer Kantonspolizei noch beim Bundesamt für Polizei jemand sagen.
Keine Auslieferung
Das Verfahren wird von der Staatsanwaltschaft Stuttgart geführt. Da das Schengen-Abkommen der Schweiz mit der EU noch nicht in Kraft ist, ist die Schweiz aber nicht zur Auslieferung eigener Staatsangehöriger verpflichtet, wie Staatsanwältin Bettina Vetter gegenüber der Nachrichtenagentur SDA sagte.
Der Trick der Bande war einfach: Auf Firmenpapier eines Unternehmens aus dem Grossraum Stuttgart - aber ohne dessen Wissen - wurden Einladungsschreiben für Schulungskurse verfasst.
Mit solchen Einladungen in der Tasche wandten sich gegen 70 Personen an die Deutsche Botschaft in Lagos (Nigeria), wo sie ein Visum beantragten, wie Vetter erklärte.
Von der Botschaft habe man auch den Tipp erhalten, genauer hinzuschauen, sagte Vetter. Offenbar seien aber schliesslich nicht alle eingereist. Zurzeit sind laut Vetter 13 Personen ins Ermittlungsverfahren einbezogen: Neun Eingeschleuste und vier Schlepper. (sda)