Schlittelunfall in Lenzerheide«Schlittel-Verbotsschild ist klar ersichtlich»
Beim Schlitteln auf der Lenzerheide GR sind vier Sek-Schülerinnen aus Dietikon ZH auf der Skipiste Valbella–Parpan verunfallt. Eine 13-Jährige erlitt schwere Kopfverletzungen.
Vier Schülerinnen der ersten Sekundarschulklasse aus Dietikon ZH waren am Montagvormittag im Bündner Wintersportgebiet Lenzerheide auf dem Schlittelweg Scharmoin–Canols unterwegs, als sie aus bisher ungeklärten Gründen von diesem abkamen.
Die Mädchen übersahen die Signalisation «Schlitteln verboten» und kamen so, ohne es zu merken, auf die nebenan liegende Skipiste Valbella–Parpan. Auf der steilen Abfahrt verloren sie die Kontrolle über ihre Schlitten. Dadurch stürzten sie über den linken Pistenrand hinaus und wurden von ihren Schlitten abgeworfen.
«Klare Anweisung: Schlittelweg nicht verlassen»
Beim Sturz zogen sich zwei Mädchen leichte Verletzungen, unter anderem Prellungen, zu – ein weiteres blieb unverletzt. Das vierte Mädchen jedoch prallte mit dem Kopf gegen einen Baumstrunk und einen Stein. Dabei erlitt die 13-jährige Schülerin schwere Kopfverletzungen. Sie musste mit dem Rega-Helikopter ins Kantonsspital Graubünden nach Chur gebracht werden, wie Daniel Zinsli, Sprecher der Kantonspolizei Graubünden, sagt.
Laut Gerold Schoch, Leiter Schulabteilung Dietikon, wurde der Schneetag in der Lenzerheide von der Schule Dietikon aus geplant. «Die Schüler wurden zuvor vom Lehrpersonal bezüglich richtiger Kleidung und Sicherheit instruiert», so Schoch. Dazu gehörte auch die klare Anweisung, sich nicht vom Schlittelweg zu entfernen.»
«Füher war Schlitteln für Kinder normal»
Zum Zeitpunkt des Unfalls waren gemäss Schoch Lehrer auf der Schlittelpiste präsent: «Es wurden Gruppen gebildet, die von Lehrpersonen betreut wurden.» Warum die vier Schülerinnen sich trotzdem unbemerkt von der Gruppe entfernen konnten, ist unklar. Schoch: «Wir bedauern den Vorfall sehr und werden ihn untersuchen, um allenfalls Konsequenzen daraus zu ziehen.»
Inwiefern die Sicherheit der Schüler bei solchen Ausflügen überhaupt gewährleistet werden könne, sei Teil der schulinternen Untersuchung. Als mögliche Unfallursache zieht Schoch fehlende Schlittelerfahrung in Betracht: «Früher war Schlitteln für Kinder etwas ganz Normales. Heute hat es kaum mehr Schnee im Unterland und die Möglichkeiten, zu schlitteln, sind somit begrenzt. Wir fragen uns, ob man überhaupt noch voraussetzen kann, dass Kinder wissen, wie man schlittelt.»
«7000 Schlittelunfälle pro Jahr»
Ob besagter Schneemangel das Unfallrisiko beim Schlitteln erhöht, kann Benedikt Heer, Berater Sport bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU), nicht beurteilen: «Fakt ist aber, dass es laut Hochrechnungen schweizweit zu durchschnittlich rund 7000 Schlittelunfällen pro Jahr kommt.»
Etwa weil Schlittlerinnen und Schlittler auf einer Strecke unterwegs seien, die nicht zum Schlitteln geeignet ist, die Fahrweise nicht ihrem Können anpassen oder ungenügend ausgerüstet sind. So einfach Schlitteln auch aussehe, ist es jedoch nicht: «Insbesondere traditionelle Holzschlitten sind bei grosser Geschwindigkeit oder bei vereister Fahrbahn schwer zu steuern.» Heer empfiehlt, beim Schlitteln Helm und feste Schuhe mit Bremshilfe zu tragen.
Peter Engler, Geschäftsführer der Lenzerheide Bergbahnen AG: «Für uns ist es auch einen Tag nach dem Unfall unklar, wie es dazu kommen konnte.» Das Schild «Schlitteln verboten» sei klar ersichtlich und nicht zu übersehen. Man bedaure den Unfall sehr und hoffe, dass sich das Mädchen rasch und gut erholen werde. Laut Engler liegt der Unfallort gut einen Kilometer vom offiziellen Schlittelweg entfernt auf der Skipiste Valbella–Parpan.