Tier im Fokus: Schockaufnahmen zeigen schwer verletzte Tiere in Migros-Geflügelzucht

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Tier im FokusSchockaufnahmen zeigen schwer verletzte Tiere in Migros-Geflügelzucht

Die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus hat Aufnahmen veröffentlicht, die Missstände in Zuchtbetrieben der Migros aufzeigen sollen. Migros reagiert auf die Vorwürfe.

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job

Diese Aufnahmen hat die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus veröffentlicht.

Tier im Fokus

Darum gehts

Die Tierrechtsorganisation Tier im Fokus (TIF) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Migros-Genossenschaft. An drei Standorten im Wallis züchte die Migros-Tochter Micarna Optigal-Küken, die «schliesslich schweizweit gemästet werden», schreibt TIF in einer Medienmitteilung. Die intensive Tierzucht führe bei vielen Hennen zu blutigen Verletzungen oder dem Tod.

Die Tierrechtsorganisation hat dazu am Sonntag ein Video veröffentlicht, das die Missstände in den Betrieben aufzeigen soll. «Die Zucht der Hühner in der Schweizer Massentierhaltung ist grausam», sagt TIF-Präsident Tobias Sennhauser. Die Hallen seien riesig, der Platz pro Hahn und Henne gering. Einen Auslauf auf die Weide suche man in diesem Stall vergebens. Wie der Agrarbericht des Bundesamt für Landwirtschaft zeige, würden nur gerade zehn Prozent der Zuchthühner-Betriebe über Weidezugang verfügen.

Aufnahmen stammen aus dem Kanton Wallis

Die Herkunft der Bilder unweit der Rhone seien laut Tier im Fokus kein Zufall. Die Migros habe sich im Wallis zur Hühnerzucht «eingenistet», wie die Tierrechtsorganisation es nennt. An drei Standorten – Siders, Saillon und Vernayaz – produziere sie gemäss eigenen Aussagen 25 Millionen Küken, die später als Optigal-Poulets «gemästet und vermarktet» würden. Die Migros spreche in diesem Zusammenhang vom «Liebesnest im Wallis». Sennhauser kritisiert diese Wortwahl: «Es ist zynisch, die Massentierhaltung derart zu verniedlichen.»

Mit einer Petition wolle die Tierrechtsorganisation die Migros zum Handeln bewegen. Darin fordert TIF, dass die Migros in der Tierzucht «langsamer wachsende, gesündere Rassen einsetzt» und sämtlichen Zuchttieren regelmässigen Auslauf auf die Weide gewähre. «Wir verlangen von der Migros lediglich, dass sie ihre Werbe-Versprechen einhält», so Sennhauser. 

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Migros reagiert auf die Vorwürfe

Die Migros hat auf die Vorwürfe reagiert. In den Betrieben von Micarna würden «die gesetzlichen Richtlinien eingehalten», heisst es in einer Stellungnahme gegenüber den Zeitungen der Tamedia. Die Betriebe würden regelmässig von Dritten kontrolliert werden. Die offensichtlich gestressten Tiere auf den veröffentlichten Aufnahmen seien laut Migros auf das unbefugte Eindringen in den Mastbetrieb zurückzuführen. Dadurch würden sich die Tiere gestört und gestresst fühlen.

Die Bilder aus dem Betrieb in Vernayaz selbst will die Migros nicht weiter kommentieren. Sie teilt jedoch mit, dass sie «seit mehreren Jahren» darauf achte, die Nutztierhaltung nicht zu «beschönigen» oder «übertrieben idyllisch» darzustellen. Ausserdem beweise die Migros «durch viele Projekte zugunsten des Tierwohls», dass sie Verantwortung übernehme. So verkaufe die Migros nur noch Eier aus Freilandhaltung, die mindestens den IP-Suisse-Standard erfüllen würden.

Schweiz stimmt über Massentierhaltungsinitiative ab

Dass diese Aufnahmen nun veröffentlicht wurden, dürfte kein Zufall sein. Am 25. September stimmen die Schweizer Stimmberechtigten über die Massentierhaltungsinitiative ab. 

Die Initiative will die Massentierhaltung in der Schweiz verbieten und die Würde der Tiere in der landwirtschaftlichen Tierhaltung in die Verfassung aufnehmen. Konkret wird gefordert, dass alle Betriebe bis 2047 in vier Punkten die Bio-Standards von 2018 einhalten müssen. Getragen wird die Initiative von der SP und den Grünen sowie von verschiedenen Tierschutzorganisationen. Dagegen sind FDP, SVP, Die Mitte und der Bauernverband. Auch Bundesrat und Parlament lehnen die Initiative ab.

Gemäss der ersten Abstimmungsumfrage von Tamedia und 20 Minuten befürworteten Anfang August 55 Prozent der Stimmberechtigten die Initiative, 43 Prozent lehnten sie ab. 

Du weisst von einem Tier in Not?

Hier findest du Hilfe:

Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)

Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)

Tierrettungsdienst, Tel. 044 211 22 22 (bei Notfällen)

Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist

Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen

GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel.  079 700 70 70 (Notruf)

Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00


Tierquälerei:

Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)





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