«Schon zu spät?»Kann das Klimaschutz-Gesetz die Schweizer Gletscher noch retten?
Ein Jahr nach der Annahme des Klimaschutz-Gesetzes bleibt der Gletscherschwund ungebremst – trotz nassem Frühling und spätem Sommer. Das wirft die Frage auf: Kam das Gesetz zu spät? Politiker sind gespalten.
Der Rhone-Gletscher aufgenommen am 30. September 2024 (links) und am 14. Juli 2015 (rechts).
Darum gehts
Vor einem Jahr wurde das Klimaschutz-Gesetz, ein Gegenvorschlag zur «Gletscher-Initiative», von der Schweizer Bevölkerung angenommen.
Ein Bericht zeigt nun, dass der Gletscherschwund unvermindert voranschreitet.
SVP-Nationalrat Christian Imark kritisiert das Gesetz als wirkungslos, während Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone den verzögerten Start bemängelt.
Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt warnt, dass es vielleicht schon zu spät sei.
Vor rund einem Jahr hat die Schweizer Bevölkerung dem Klimaschutz-Gesetz – einem Gegenvorschlag zur Gletscher-Initiative – zugestimmt. Dieses verlangt, die Risiken und Folgen des Klimawandels zu begrenzen.
Ein zentrales Ziel: Bis 2050 sollen die Treibhausgasemissionen der Schweiz auf netto null gesenkt werden. Damit soll auch das Schmelzen der Gletscher, eine der sichtbarsten Folgen der Erderwärmung, bekämpft werden.
SVP-Imark: «Einmal mehr laufen die Versprechen ins Leere»
Trotz eines gefühlt nicht allzu heissem Sommers zeigt nun ein Bericht der Schweizerischen Kommission für Kryosphärenbeobachtung der Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) aber: Der Gletscherschwund ist auch im vergangenen Jahr unvermindert weitergegangen.
Im August haben die Gletscher sogar so schnell Eis verloren wie noch nie seit Messbeginn. Das wirft die Frage auf: Kam das Klimaschutz-Gesetz zu spät?

Es sei lächerlich zu glauben, dass die Natur der Schweizer Gesetzgebung folgen würde, sagt SVP-Nationalrat Christian Imark.
20min/Matthias SpicherSVP-Nationalrat Christian Imark betont, dass es viel zu früh sei, um ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes bereits eine Bilanz zu ziehen. Bis jetzt hätte das Klimaschutz-Gesetz nichts bewirkt. «Einmal mehr laufen die Versprechen linker Klima-Propagandisten ins Leere.»
Es sei lächerlich zu glauben, dass die Natur der Schweizer Gesetzgebung folgen würde, sagt Imark. Trotz des Gletscherschwunds sehe er aber aktuell keinen Handelsbedarf. Das Parlament habe erst im Frühling ein neues CO2-Gesetz verabschiedet, «Aktivismus ist daher völlig fehl am Platz».
Grünen-Mazzone: «Gletscherschwund zeigt die Dringlichkeit»
Für die Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone ist der Bericht hingegen besorgniserregend. «Der Gletscherschwund zeigt die Dringlichkeit, für unsere gemeinsame Zukunft konsequent zu handeln», erklärt sie.

Für die Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone ist Umweltminister Albert Rösti ein zentraler Faktor des Problems.
20min/Simon GlauserMazzone sieht in Umweltminister Albert Rösti einen zentralen Faktor des Problems: Er habe sich geweigert das Klimaschutz-Gesetz noch dieses Jahr in Kraft treten zu lassen und stattdessen den Start auf 2025 verschoben. «Rösti befindet sich im Zentrum der Macht und er sabotiert den Klimaschutz und missachtet Parlaments- und Volksentscheide», so Mazzone.
Mitte-Müller-Altermatt: «Vielleicht ist es schon zu spät»
Das Klimaschutz-Gesetz könne also noch gar nicht viel bewirkt haben, da es eben erst in die Umsetzung kam, erklärt Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt. «Ich bin aber sicher, dass es wirken wird, da viele Mittel und konkrete Massnahmen bestimmt wurden.»

Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt befürchtet, dass es für die Schweizer Gletscher schon zu spät sein könnte.
20min/Matthias SpicherOb das Klimaschutz-Gesetz jedoch die Schweizer Gletscher noch retten könne, sei fraglich. «Vielleicht ist es schon zu spät», gibt Müller-Altermatt zu bedenken. Für ihn stehen die Gletscher jedoch symbolisch für all das, was unwiderruflich verloren geht, wenn der Klimaschutz nicht konsequent umgesetzt wird.
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