Harter Migrationskurs in Schweden zeigt Wirkung

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Schraube angezogenFlüchtlinge kehren um: Schwedens Migrationskurs zeigt Wirkung

In Schweden wurde nach 2015 die Migrationspolitik verschärft. Erstmals seit über 50 Jahren verzeichnet das Land mehr Auswanderer als Einwanderer.

Schweden fährt seit der Flüchtlingskrise 2015 (hier im Bild) eine strikte Migrationspolitik.
Der Grund war die enorme Belastung durch den Zustrom von 80'000 Asylsuchenden innerhalb weniger Monate.
Eine der zentralen Massnahmen war die Einführung strenger Grenzkontrollen und die Verpflichtung von Verkehrsunternehmen, nur Passagiere mit gültigen Identitätsnachweisen zu befördern.
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Schweden fährt seit der Flüchtlingskrise 2015 (hier im Bild) eine strikte Migrationspolitik.

IMAGO/TT

Darum gehts

  • In Schweden übersteigt erstmals seit über 50 Jahren die Zahl der Auswanderer die der Einwanderer.

  • Diese Entwicklung ist das Ergebnis einer strikten Migrationspolitik, die seit der Flüchtlingskrise 2015 in Schweden verfolgt wird.

  • Langfristig könnte die negative Einwanderungszahl jedoch zu Problemen wie Fachkräftemangel führen.

Erstmals seit über 50 Jahren übersteigt in Schweden die Zahl der Auswanderer die der Einwanderer. Besonders auffällig ist dabei der negative Wanderungssaldo selbst bei Staatsangehörigen aus Krisenländern.

Parallel dazu ist die Zahl der neu eingereichten Asylgesuche in Schweden im ersten Halbjahr 2024 um 27 Prozent auf 5600 gesunken, während sie in anderen EU-Ländern auf hohem Niveau stagnierte. Diese Entwicklungen sind das Ergebnis einer strikten und konsequenten Migrationspolitik, die seit der Flüchtlingskrise 2015 in Schweden verfolgt wird, wie die «SonntagsZeitung» berichtet.

Radikale Kehrtwende

Schweden vollzog eine radikale Kehrtwende in seiner Migrationspolitik. Der Grund war die enorme Belastung durch den Zustrom von 80'000 Asylsuchenden innerhalb weniger Monate. Die Situation in den grossen Städten wie Malmö und Stockholm verschärfte sich, als Kriminalität und Parallelgesellschaften in den Migrantenvierteln zunahmen. Die Regierung sah sich gezwungen, Massnahmen zu ergreifen, die den Zugang zum Land erheblich erschwerten.

Eine der zentralen Massnahmen war die Einführung strenger Grenzkontrollen und die Verpflichtung von Verkehrsunternehmen, nur Passagiere mit gültigen Identitätsnachweisen zu befördern. Diese Massnahmen führten zu einem drastischen Rückgang der Asylgesuche. Schweden profitiert zudem von seiner geografischen Lage, die es Flüchtlingen erschwert, das Land überhaupt zu erreichen.

Befristete Aufenthaltsgenehmigungen

Ein weiteres Mittel zur Reduktion der Zuwanderung war die Einführung befristeter Aufenthaltsgenehmigungen für anerkannte Flüchtlinge. Nach drei Jahren wird der Schutzstatus überprüft, und die Aufenthaltsgenehmigung kann entzogen werden, wenn die Umstände im Herkunftsland sich verändert haben oder Unregelmässigkeiten festgestellt werden. Diese Unsicherheit schreckt viele potenzielle Asylsuchende ab.

Auch der Familiennachzug wurde stark eingeschränkt. Nur anerkannte Flüchtlinge dürfen innerhalb der ersten drei Monate nach ihrer Ankunft Angehörige nachholen, und das auch nur, wenn sie für deren Unterhalt aufkommen können. In der Schweiz gibt es hingegen weniger strikte Regelungen, was den Familiennachzug angeht.

Bei Ablehnung keinerlei Unterstützung mehr

Ein weiterer Unterschied zur Schweizer Migrationspolitik ist die rigorose Handhabung abgelehnter Asylanträge in Schweden. Abgewiesene Flüchtlinge erhalten nach Ablauf der Ausreisefrist keinerlei Unterstützung mehr, sofern sie keine Kinder haben. Dies soll den Druck erhöhen, das Land freiwillig zu verlassen, wobei der Staat eine finanzielle Unterstützung für die Rückkehr anbietet. Diese Praxis ist jedoch umstritten, da viele Betroffene abtauchen.

Die aktuelle schwedische Regierung plant, die Hürden für den Bezug von Sozialleistungen weiter zu erhöhen. Migranten sollen erst dann vollen Zugang zum Wohlfahrtsstaat erhalten, wenn sie in Schweden gearbeitet und Beiträge geleistet haben. Diese Massnahme wird jedoch noch diskutiert und wäre ein bedeutender Bruch mit den bisherigen Prinzipien des schwedischen Sozialstaats.

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Fachkräftemangel könnte zum Problem werden

Trotz der Erfolge in der Reduzierung der Zuwanderung könnte sich die negative Einwanderungszahl langfristig als problematisch erweisen, insbesondere angesichts des Fachkräftemangels und der niedrigen Geburtenrate in Schweden, so die «SonntagsZeitung» weiter. Es gibt Bedenken, dass gut ausgebildete und ehrgeizige Migranten das Land verlassen, was die wirtschaftliche Zukunft Schwedens gefährden könnte.

Im Vergleich zur Schweiz spielen in der schwedischen Migrationsdebatte EU-Bürger eine untergeordnete Rolle, da die Mehrheit der Zuwanderer aus Drittstaaten stammt. Das Lohnniveau in Schweden, das deutlich niedriger ist als in der Schweiz, trägt ebenfalls dazu bei, dass das Land weniger attraktiv für EU-Arbeitskräfte ist. Die Schweiz hat zudem grössere Erfolge bei der Integration von Migranten erzielt, was sich in einer geringeren Ausprägung von Parallelgesellschaften und Bandenkriminalität zeigt.

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