SchulpflichtSchülerinnen und Schüler schwänzen vermehrt – das hat gravierende Folgen
Schweizer Schulen stellen fest, dass das Fernbleiben vom Unterricht seit Corona im Trend ist. Lehrpersonen warnen, die Folgen seien weitreichend.
Darum gehts
In vielen Schulen schwänzen Jugendliche vermehrt den Unterricht.
Sogenannter Schulabsentismus ist ein verbreitetes Phänomen, welches gravierende Folgen mit sich bringt – Betroffene haben schlechtere Lebensperspektiven.
Betroffene Schulen und Fachstellen erklären, was Ursachen für das «Blaumachen» sind und wie sie dagegen vorgehen.
Nicht zur Schule gehen wegen kleiner Plagen, Prüfungsangst oder weil man einfach keine Lust hat: Das chronische Fernbleiben vom Unterricht wird an Schweizer Schulen immer mehr zum Problem.
An einer Oberstufenschule in Baselland wurden kürzlich Zahlen dazu präsentiert: 250 Schülerinnen und Schüler häuften in einem Schuljahr knapp 16’000 Abwesenheitsstunden an – jeder Schüler und jede Schülerin fehlte damit im Schnitt 2,5 Wochen pro Jahr.
Auch andere Kantone kämpfen mit Abwesenheiten
Laut Christian Hugi, Mitglied der Geschäftsleitung des Dachverbands für Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), haben vor allem die Corona-Pandemie und die darauf folgenden Schulschliessungen den Anreiz, der Schule fernzubleiben, erhöht. Dadurch sei das Thema bei vielen Schulen in den Fokus gerückt. «Es ist wichtig, dass Schule und Eltern rasch miteinander und vor allem mit den betreffenden Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen, wenn diese dem Unterricht wiederholt fernbleiben – Corona hat auch hier bei manchen Eltern zu einer zusätzlichen Verunsicherung geführt», so Hugi.
In St. Gallen haben die vielen Abwesenheitsstunden bereits dazu geführt, dass eine Arbeitsgruppe auf die Beine gestellt wurde. Die Resultate ihrer Arbeit präsentierte die Fachgruppe in Form von Flyern, die Eltern, Lehrpersonen und Schulleitungen eine Hilfestellung bieten sollen. Auch Urs Landolt, Rektor der Stadtschulen Zug, sieht sich mit der Thematik konfrontiert: «Wir sind aber gut darauf vorbereitet, die betroffenen Personen in solchen Situationen möglichst frühzeitig zu beraten oder in Zusammenarbeit mit weiteren Fachstellen Lösungen zu finden.»
Die Gründe fürs «Blaumachen» seien vielfältig
Gemäss der Bildungsdirektion Zürich seien die Ursachen, welche Jugendliche dazu motivieren, «blau zu machen», vielfältig und individuell: Schulangst, soziale Probleme in der Klasse oder zu Hause oder psychische Erkrankungen sind mögliche Gründe. Diesen soll in erster Linie mit pädagogischen oder erzieherischen Massnahmen begegnet werden.
Die Verantwortung für die Erfüllung der Schulpflicht liege jedoch in erster Linie bei den Eltern. «Wenn Schülerinnen und Schüler nicht in der Schule erscheinen, nimmt die Schule deshalb unverzüglich Kontakt mit den Eltern auf. Bei wiederholtem Fernbleiben muss die Schule zusammen mit den Eltern und bei Bedarf mit Sozialarbeitenden oder den schulpsychologischen Diensten die Gründe dafür abklären und geeignete Massnahmen einleiten», so die Bildungsdirektion Zürich.
Entwicklung der Schülerinnen und Schüler leidet
Schulabwesenheit und unentschuldigtes Fernbleiben vom Unterricht haben oftmals gravierende Folgen für die Gesamtentwicklung des Kindes. «Mit vielen Absenzen leidet die schulstoffliche Entwicklung der Schüler. Schulabschlüsse, Lebensperspektiven und auch die soziale Entwicklung und Zugehörigkeit sind dadurch gefährdet», so Hugi (LCH).
«Je länger das Kind der Schule fernbleibt, desto grösser werden die Schwierigkeiten, wieder in den Schulalltag einzusteigen und desto stärker verfestigt sich das Verhalten – ein regelrechter Teufelskreis.» Umso wichtiger sei es deshalb, dieses Verhalten früh zu erkennen und zu verhindern – eine gefestigte Beziehung zwischen den Schulkindern und den Lehrpersonen sei zentral.
Abwesenheit von der Schule
«Man kann auch mit etwas Bauchweh zur Schule gehen»
Matthias Obrist, Leiter der Schulpsychologischen Dienste der Stadt Zürich, erklärt, wie Eltern reagieren sollten, wenn sie Befürchtungen haben oder unsicher sind, ob ihr Kind davon betroffen ist: Man solle aufmerksam sein und das Gespräch suchen, wenn ein Kind oder Jugendlicher nicht mehr in den Unterricht gehen will und baldmöglichst Kontakt mit der Schule aufnehmen. «Sie sollten ihr Kind nicht vom Schulbesuch zurückhalten und mögliche Ängste verstärken – man kann auch mit etwas Bauchweh zur Schule gehen.»
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