Schule verzweifelt wegen «Helikopter-Eltern»

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ÜberfürsorglichSchule verzweifelt wegen «Helikopter-Eltern»

Sie tragen ihren Sprösslingen den Thek bis ins Schulzimmer und warten laut quatschend kurz vor Schulschluss im Gang.

von
ann
Eltern, die ihren Kindern nicht nur wie hier auf dem Bild am ersten Schultag, sondern jeden Tag den Thek in die Schule tragen, lassen Lehrer und Schulleiter verzweifeln.

Eltern, die ihren Kindern nicht nur wie hier auf dem Bild am ersten Schultag, sondern jeden Tag den Thek in die Schule tragen, lassen Lehrer und Schulleiter verzweifeln.

Ralf Hermann, Rektor der Schillerschule in Bad Cannstatt, einem Stadtteil von Stuttgart, wusste nicht mehr weiter, darum schrieb er einen bösen Brief an die Grundschuleltern. Dabei ging es nicht um die Schüler, sondern deren Eltern und ihr überfürsorgliches Verhalten. So bringen diese «Helikopter-Eltern» offenbar nicht nur ihre Kinder mit dem Auto in die Schule, sondern tragen ihnen auch noch den Thek bis ins Schulzimmer.

Dort würden sie ihren Kindern dann noch helfen, die Jacke aus- und die Hausschuhe anzuziehen. Nicht selten nutze ein Vater oder eine Mutter noch die Gelegenheit, die unterschiedlichsten Dinge mit dem Klassenlehrer zu besprechen. Dabei sollte dieser schon längst mit dem Unterricht begonnen haben.

Appelle nützten nichts

«Neben der fehlenden Selbständigkeit der Kinder kommt es durch die grosse Zahl der im Haus befindlichen Eltern immer wieder zu Störungen des Unterrichts», ärgert sich der Rektor darum im Brief, wie die «Stuttgarter Zeitung» schreibt. Etwa durch Elterngespräche vor Unterrichtsende im Gang oder winkende Eltern an Fenstern. Es könne auch zu schwierigen Situationen kommen, wenn ein Papa auf der Jungentoilette mit fremden Kindern schimpfe. «Diese sagen dann gleich Ausdrücke zurück – und dann eskaliert's», so Hermann.

Der Schulleiter sagt, dies betreffe bei Weitem nicht nur Eltern von Erstklässlern, sondern auch Eltern von Schülern bis hin zur dritten Klasse. Mit Appellen an Elternabenden kam der Rektor nicht mehr weiter, darum hat er den Brief verfasst.

Eltern fordern wegen schlechten Noten ein Gespräch

Es sei die Vielzahl der kleinen Dinge, die das Fass zum Überlaufen bringe, stellt der Rektor gegenüber den Medien fest. So wollten die Eltern oft jede Kleinigkeit besprechen. Wenn ein Lehrer bei einer Notengebung von 2,5 in Mathematik die Notiz hinzufüge «Wenn du dich noch mehr anstrengst, kannst du eine Zwei schaffen», stünden am nächsten Tag der Vater, die Mutter oder beide Eltern auf der Matte. «Sie fordern eine Erklärung.»

Das fehlende Vertrauen der Eltern in die Schule wirke sich auch negativ auf den Lernerfolg der Kinder aus. «Die Kinder brauchen immer jemanden, der ihnen hilft», so Herrmann. Mit den Problemen ist die Schillerschule in Bad Cannstatt nicht allein. Auch in der Schweiz beklagen Lehrer, dass Eltern ihnen überall dreinreden und bei jeder schlechten Note gleich ins Schulhaus rennen.

Habe auch Sie in Ihrem Schulhaus Probleme mit «Helikopter-Eltern»? Schreiben Sie uns auf feedback@20minuten.ch.

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