Mukormykose - «Schwarzer Pilz» bedroht Corona-Patienten in Indien

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Mukormykose«Schwarzer Pilz» bedroht Corona-Patienten in Indien

Indien kämpft gegen eine Krankheit namens Mukormykose. Mehr als jeder zweite Patient, der den «Schwarzen Pilz» einfängt, stirbt. Corona-Infizierte sind besonders gefährdet.

Der «Schwarze Pilz» kann bei Covid-19-Patienten tödliche Komplikationen verursachen. Im Bild siehst du Sumita Nashkar. Die 47-jährige Inderin infizierte sich mit dem Coronavirus und wird nun in ihrem Haus gepflegt.

Der «Schwarze Pilz» kann bei Covid-19-Patienten tödliche Komplikationen verursachen. Im Bild siehst du Sumita Nashkar. Die 47-jährige Inderin infizierte sich mit dem Coronavirus und wird nun in ihrem Haus gepflegt.

REUTERS/Rupak De Chowdhuri

Darum gehts

  • Indien kämpft gegen die Krankheit Mukormykose, die auch «Schwarzer Pilz» genannt wird.

  • Das Medikament «Amphotericin B» für die Behandlung der Krankheit ist in Indien kaum verfügbar.

  • Mehrere indische Bundesstaaten haben Mukormykose nun zu einer Epidemie erklärt.

Indien leidet unter einer rasanten Ausbreitung des Coronavirus. Im Staat in Südasien gibt es zudem Engpässe bei der Sauerstoff- und Medikamentenversorgung. Neu bereitet dem Land auch noch eine Infektion namens Mukormykose Sorgen. Die Krankheit, die auch «Schwarzer Pilz» genannt wird, kann bei Covid-19-Patienten Komplikationen verursachen. Eine Infektion löst Beschwerden und häufig den Tod aus. Eigentlich ist die Krankheit selten. Während der zweiten Corona-Welle kommt sie nun aber tausendfach in Indien vor.

Was ist das für eine Krankheit?

Laut der US-Seuchenkontrollbehörde CDC lösen Schimmelpilze, die in Erde und organischem Material gedeihen, die Krankheit aus. Menschen können sich durch Einatmen der Pilzsporen infizieren. In Krankenhäusern können sich die Pilze über Luftbefeuchter ausbreiten. Oder über Sauerstofftanks, die verschmutztes Wasser enthalten. Die Pilzinfektion ist aber nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.

Wie gefährlich ist der Schwarze Pilz?

Die Infektion ist aggressiv. Manchmal müssen Ärztinnen und Ärzte ihren Patienten die Nase, Augen oder den Kiefer entfernen, damit der Pilz nicht ins Gehirn vordringt. Wer sich infiziert, braucht eine schnelle Behandlung. Laut CDC liegt die Todesrate bei Mukormykose bei 54 Prozent. Infizierte sterben oft binnen weniger Tage. In normalen Zeiten treten in Indien nur ein paar dutzend Mukormykose-Fälle pro Jahr auf. Normalerweise kann das menschliche Immunsystem die Pilzinfektion abwehren. Nur Menschen mit einem geschwächten Immunsystem wie Transplantierte oder Krebspatienten erkranken.

Wieso sind Covid-19-Patienten gefährdet?

Bei Corona-Patienten kann ein gefährliches Phänomen namens Zytokin-Sturm auftreten. Dabei reagiert das Immunsystem des betroffenen Menschen über und greift auch dessen Organe an.

Welche anderen Risikofaktoren gibt es?

Diabetikerinnen und Diabetiker mit einem überhöhten Blutzuckerspiegel haben ein erhöhtes Risiko für Mukormykose. Die Diabetiker-Rate in Indien ist hoch. Auch die übermässige Verabreichung von Steroiden an Corona-Patienten ist nach Einschätzung von Expertinnen und Experten ein Risikofaktor. «Die Leute haben angefangen, sie reichlich, übertrieben und unangebracht einzusetzen», sagt Srinath Reddy von der «Public Health Foundation of India» über Steroide.

Wie viele Fälle gibt es?

Die Zeitung «Hindustan Times» gab die Zahl der Mukormykose-Fälle unter Berufung auf ein Regierungsdokument mit mindestens 7250 an. Allein der Bundesstaat Maharashtra meldete mehr als 2000 Fälle, Gujarat, Heimatstaat von Indiens Regierungschef Narendra Modi, zählte nach Behördenangaben rund 1200 Infektionen. Etwa zehn indische Bundesstaaten haben die Mukormykose-Fälle zu einer Epidemie erklärt. Mehrere Städte haben für die Betroffenen eigene Klinikstationen eingerichtet. Zur aktuellen Zahl der Todesopfer durch Mukormykose machen die Behörden bislang keine Angaben. Die «Hindustan Times» spricht von mindestens 219 Toten – doch die tatsächliche Zahl ist wahrscheinlich deutlich höher.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

In Indien herrscht Knappheit an «Amphotericin B», dem wichtigsten Medikament gegen Mukormykose. Die Regierung und die Pharmabranche Indiens haben Mühe, die Produktion hochzufahren. Der Gesundheitsaktivist Amulya Nidhi kritisiert, die indische Regierung habe es bereits versäumt, genug von Corona-Medikamenten wie Remdesivir bereitzustellen. Nun wiederhole sich dieser Fehler beim Schwarzen Pilz. «Die Regierung hätte handeln müssen, als sie vom allerersten Fall erfuhr», sagt Nidhi. «Die Leute sollten nicht um lebensrettende Medikamente betteln müssen.»

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?

Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

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(AFP/mur)

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