VergleichSchweden hat strengere Corona-Massnahmen als die Schweiz
Schweden galt als Land mit den lockersten Corona-Auflagen. Doch schon vor Wochen ist es von der Schweiz überholt worden.
Darum gehts
- Mit den lockeren Corona-Auflagen wird Schweden wegen seiner Freiheiten gelobt, aber wegen hoher Infektions- und Todesfällen auch kritisiert.
- Doch die Schweiz schon hat bereits seit Juni weniger strenge Auflagen als Schweden.
- Auch ein von der Universität Oxford berechneter Index zeigt, dass die Schweiz lockere Auflagen als Schweden hat.
Schweden galt im Frühling als Land mit den lockersten Massnahmen gegen das Coronavirus: Im Gegensatz zu anderen Ländern liess es nie Restaurants oder Bars schliessen. Das Modell wurde von den einen wegen ihrer Freiheiten gelobt, von anderen angesichts der hohen Infektions- und Todesfallraten kritisiert. In den letzten Wochen zeigt sich nun ein anderes Bild: Der Siebentagedurchschnitt ist in Schweden mit rund 190 Fällen pro Tag rückläufig, während er in der Schweiz mit 135 Fällen pro Tag ansteigt.
Ein Vergleich zeigt: Mit den letzten Lockerungsschritten und dem Ende der ausserordentlichen Lage hat die Schweiz schon seit Juni weniger strenge Auflagen als Schweden. Darauf machte vor kurzem auch der Epidemiologe Christian Althaus auf Twitter aufmerksam: «Von Unterstützern der ‹Herdenimmunität›-Idee wird dieser Umstand gerne verschwiegen», schreibt er auf Twitter.
Doch inwiefern sind die Schweden strenger als die Schweizer? 20 Minuten listet die wichtigsten Punkte auf.
Nationales Besuchsverbot in Altersheimen
In Schweden gilt im ganzen Land nach wie vor ein Verbot für Besuche in Altersheimen. Ein Leiter eines Altersheims kann in besonderen Fällen jedoch Ausnahmen bewilligen. Die Schweiz hat die Bestimmungen für Altersheime seit Mai bereits schrittweise gelockert; unterdessen dürfen Besucher die Räumlichkeiten wieder betreten. Einzelne Altersheime hierzulande wurden wegen neuer Corona-Fälle für Besucher jedoch gesperrt.
Keine Ansammlungen von mehr als 50 Leuten
Öffentliche Versammlungen und Veranstaltungen sind in Schweden schon seit 29. März nur bis 50 Personen erlaubt. Die Regel gilt noch heute: Die Polizei ist nach wie vor befugt, durchzugreifen und eine Versammlung aufzulösen. Wer eine Veranstaltung, wie zum Beispiel eine Demonstration, organisiert und gegen die 50er-Regel verstösst, kann gemäss Verordnung der schwedischen Regierung mit einer Geldstrafe oder gar einer Freiheitsstrafe von einem halben Jahr bestraft werden. In der Schweiz wurde ab 6. Juni zunächst eine 300-Personen-Regel eingeführt und das Versammlungsverbot vom Bundesrat schliesslich ganz ausgesetzt.
In Bars und Restaurants darf man nur sitzen
Von der schwedischen Regierung wird vorgeschrieben, dass die Gäste in den Restaurants und Bars sitzen müssen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Zudem sollen die Restaurantbetreiber sicherstellen, dass die Gäste einen Abstand von einem Meter einhalten und nicht in zu grossen Menschenmengen anstehen. In der Schweiz gilt seit 22. Juni keine bundesrätliche Anordnung mehr für Restaurants: Für diese gilt das Schutzkonzept der Gastrobranche.
Einreisesperre für ausserhalb von EU/Efta
Mit Ausnahme von 12 Ländern wird in Schweden für alle Bürger von ausserhalb der EU- oder Efta-Staaten die Einreise verweigert. Möglich ist die Einreise zum Beispiel aus dem Vereinigten Königreich oder der Schweiz. Bei der Schweiz ist die Einreise bei 21 Ländern ausserhalb der Schengen-Staaten möglich – bei binationalen Paaren macht sie jedoch nun in sämtlichen Drittstaaten eine Ausnahme. Im Gegensatz zu Schweden besteht hierzulande bei der Einreise aus gewissen Staaten jedoch eine Quarantänepflicht.
Schweiz eines der lockersten Länder
Anhand von neun Anhaltspunkten hat die Universität den «Government Response Stringency Index» berechnet, mit welchem sich die Stärke der Corona-Massnahmen der Länder vergleichen lässt. Auch gemäss diesem Index zeigt sich, dass die Schweiz weniger strenge Schutzbestimmungen als Schweden hat.
Hinsichtlich Maskenpflicht ist Schweden wiederum liberaler als die Schweiz. Während bei uns das Tragen von Masken im ÖV, Tram und Bus Pflicht ist, werden in Schweden lediglich Empfehlungen herausgegeben.