Schweizer Gletscherschwund hat sich beschleunigt

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SchweizGletscher schrumpften seit 2021 so stark wie zuvor in 30 Jahren

Forscher sind beunruhigt: Das Abschmelzen der Gletscher in der Schweiz hat sich um ein Vielfaches beschleunigt.

Auch der Rhonegletscher im Kanton Wallis ist stark vom Klimawandel bedroht.
Unter den Sternen wirkt der Piz Palü mit seinem Gletscher mächtig wie eh und je. Doch der Schein trügt.
Wie am Piz Palü ist auch der Persgletscher im Rückgang begriffen.
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Auch der Rhonegletscher im Kanton Wallis ist stark vom Klimawandel bedroht.

IMAGO/Christian Ditsch

Darum gehts

  • Seit 2021 sind die Schweizer Gletscher um zehn Prozent geschrumpft.

  • Das ist gleich viel wie in den 30 Jahren zuvor.

  • Mehrere kleinere Gletscher sind vollständig verschwunden.

Durch extreme Hitze sind die Schweizer Gletscher laut einer Studie in nur zwei Jahren um zehn Prozent geschrumpft – und damit so stark wie in den drei Jahrzehnten vor 1990 zusammen. Nach der Rekordschmelze um sechs Prozent im vergangenen Jahr habe das Volumen der Gletscher dieses Jahr um weitere vier Prozent abgenommen, teilte die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung (SKK) am Donnerstag mit.

2022 sei das schlimmste Jahr für die Gletscher in den Schweizer Alpen seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, hiess es in dem Bericht. Ihr Volumen sei um einen Rekordwert von sechs Prozent geschrumpft. Dieses Jahr sei es mit vier Prozent kaum besser gewesen. Für 2023 werde damit «der zweitstärkste Rückgang seit Beginn der Messungen» verzeichnet. Als Folge seien einige Gletscherzungen kollabiert und mehrere kleinere Gletscher vollständig verschwunden.

Die Gletscherschmelze vollziehe sich «in einem schnell zunehmenden Masse», warnte die zur Schweizer Akademie der Wissenschaften gehörende SKK. Diese Beschleunigung sei «dramatisch»: Innerhalb von nur zwei Jahren sei so viel Gletschereis verloren gegangen wie im gesamten Zeitraum 1960 bis 1990. Auf der Website Glaciers.Today kann übrigens in Echtzeit verfolgt werden, wie Schweizer Gletscher verschwinden.

Gletscher sind unter anderem als Wasserspeicher von grosser Bedeutung. Dies betrifft auch die Wasserkraftwerke in der Schweiz, aus denen rund 60 Prozent der in dem Alpenland erzeugten Energie stammt.

Der Weltklimarat IPCC hatte 2019 in einem Sonderbericht über die Ozeane und die weltweiten Eis- und Schneevorkommen prognostiziert, dass niedrig gelegene Gletscher wie in den Alpen und in Skandinavien bis zum Ende dieses Jahrhunderts rund 80 Prozent ihrer Masse einbüssen. In seinem im Februar 2022 veröffentlichten Sachstandsbericht nannte der IPCC das weltweite Abschmelzen von Eis und Schnee als eine der zehn grössten Bedrohungen durch den Klimawandel.

Welche unmittelbare Gefahr die Gletscherschmelze darstellt, machte im Juli 2022 ein Gletscherbruch in den italienischen Alpen deutlich. Am Marmolata-Gletscher kamen damals elf Menschen ums Leben.

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(AFP/trx)

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