SchweizSohn meldet Tod seiner Mutter – und löst eine Einsatzlawine aus
Ein Mann erzählt, wie er durch einen falschen Anruf nach dem Auffinden seiner toten Mutter in eine unangenehme Situation geriet.
Darum gehts
Ein Mann fand seine tote Mutter und rief im Schock den Notruf 144 an.
Mehrere Einsatzkräfte kamen zur Hilfe, obwohl der Mann nur den Tod melden wollte.
Die Polizei führte eine Untersuchung durch, die fünf Monate dauerte.
Ein Mann fand seine tote 94-jährige Mutter und wusste nicht, was zu tun ist. Im Schock rief er den Notruf 144 an. Eine Reaktion, die er später bereuen würde. Denn damit löste er eine Reihe von Einsätzen aus, die laut ihm nicht nötig gewesen waren.
Gerhard Mehner wohnte im Haus gegenüber dem seiner Mutter. Als er eines Morgens nichts von ihr hört, ging er nach dem Rechten schauen. Er fand sie im Badezimmer im Nachthemd. Ihre Haut bläulich gefärbt, der Körper steif und kalt. Er nimmt an, dass sie bereits seit Stunden tot war und wollte eigentlich nur ihren Tod vermelden. Doch er wusste nicht wo, und wählte die falsche Ansprechstelle, wie die Zeitungen der Tamedia schreiben.
Tod wurde dreimal bestätigt
Das Telefonat lief nach einem fixen Abfrageprotokoll ab. Mehner beschrieb den Zustand des Körpers, und erwähnte das Alter seiner Mutter. Er fragte, ob er an der richtigen Stelle sei. Er suche jemanden, der den Tod seiner Mutter bestätigen könne. Die Disponentin habe gefragt, ob eine Reanimation nötig sei. Dies habe Mehner verneint.
Zehn Minuten später fährt ein Fahrzeug der Feuerwehr vor. Zwei Männer, sogenannte First Responder, rennen die Treppe zu Mehners Mutter hoch, nachdem er ihnen gezeigt hat, wo sie hin müssen. «Nach kurzer Zeit kamen sie wieder und bestätigten, meine Mutter sei tot, man könne nichts machen.» Dann kamen zwei Polizisten vorbei. Auch sie gehen in die Wohnung der Mutter. Auch sie bestätigen den Tod seiner Mutter. Auch sie verlassen den Ort wieder.
So sollte man vorgehen
Nach Auskunft von Schutz & Rettung Zürich sollte man immer die Sanitätsnotrufnummer 144 anrufen, wenn man auf eine leblose Person stösst. Dies gelte auch, wenn man von einem natürlichen Tod ausgehe. Zwar könne auch der Hausarzt oder die Hausärztin den Tod feststellen, allerdings bestehe das Risiko, dass eine Reanimation noch möglich gewesen wäre.
Die Ambulanz mit zwei Sanitätern und der Notarzt trafen fast gleichzeitig ein. Sie gingen hoch zur Mutter, bestätigten den Tod und verabschiedeten sich wieder.
«Ich empfand das ganze Prozedere zunehmend als fragwürdig und unpassend», erzählt Mehner heute von der Situation. «Ich wollte doch nur melden, dass meine Mutter tot ist.»
Fünf Monate, bis Kriminalfall abgeschlossen wird
Mit dem merkwürdigen, und aus der Sicht Mehners unnötiges Prozedere, war es noch nicht vorbei. Zwei Kriminalbeamte und eine Forensikerin durchsuchen das Haus der Mutter. Mehner muss sich einer polizeilichen Einvernahme stellen. Das Haus wird versiegelt. Zwei Tage später wird Mehner nochmals befragt. Fünf Monate später ist sich die Staatsanwaltschaft sicher: Der Fall ist erledigt, es gebe keine Anzeichen auf Fremdeinwirkung.
Weisst du, was du in Notfällen tun musst?
Mehner zahlt 1000 Franken für die First Responder von Feuerwehr und Polizei, 1580 Franken für die Ambulanz. Er sagt, er verstehe nicht, warum die Einsätze nicht gestoppt wurden, als klar war, dass seine Mutter tot war.
Auf Anfrage der Tamedia-Zeitungen erklären Spezialisten von Schutz und Rettung der Stadt Zürich, es seien präzise Antworten auf die beim Notruf gestellten Fragen entscheidend. Wenn durch die Angaben der anrufenden Person restlos geklärt sei, dass die Person tot sei, komme es vor, dass kein Rettungseinsatz aufgeboten werde. Aber: «Im Zweifelsfall werden lieber zu viele Rettungsmittel disponiert, als dass vor Ort die nötigen Mittel fehlen», heisst es bei Schutz und Rettung.
Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?
Hier findest du Hilfe:
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Verein Familientrauerbegleitung.ch
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen
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