Im 28. StockSchweizer bemalt US-Wolkenkratzer
Zwischen Chicagos Wolkenkratzern entsteht gerade ein 400 Quadratmeter grosses Wandbild. Es ist nicht das erste Mal, dass die Künstler von Schwarzmaler für Aufsehen sorgen.
Chicago wird nicht umsonst Windy City genannt. An den meisten Tagen im Jahr peitscht der Wind mit grosser Kraft vom Michigan-See durch das Stadtzentrum. Dies spürt derzeit auch der Solothurner Künstler Onur Dinc. Er arbeitet seit einigen Tagen an einem übergrossen Wandgemälde: «Ich bemale derzeit einen Teil der Fassade des Hotels Hyatt – im 28. Stock.» Über 400 Quadratmeter umfasst das Wandgemälde, das von Wolkenkratzern umgeben ist: «Anfangs war mir die Arbeit in dieser Höhe noch nicht ganz geheuer, aber nun habe ich mich daran gewöhnt», so der 40-Jährige.
Dinc ist seit Dienstag wieder in der Schweiz – das Gemälde jedoch noch nicht ganz fertiggestellt: «Ein Blizzard ist mir in die Quere gekommen. Ich werde nächste Woche nochmals für die letzten Arbeiten rüberfliegen.» Konkret fehlt noch eine spezielle UV-Farbe. Denn das Gemälde, bestehend aus Wolken, einer Frau und einem Leuchtturm, soll in der Nacht leuchten. «Ein so aufwendiges Wandbild hat Chicago noch nie gesehen», so der Maler. Es sei ohnehin eine seiner aufwendigeren Arbeiten.
Schwarzmaler erhalten eigene Ausstellung
Dabei hat Dinc Erfahrung im Gestalten von grossen Wandgemälden – in Los Angeles, Moskau, Berlin und vielen weiteren Metropolen rund um den Globus finden sich Wandgemälde von ihm und seinen Arbeitskollegen. Er ist Teil des Künstlerkollektivs Schwarzmaler, das über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Um dem Schaffen der Schweizer Künstler Rechnung zu tragen, widmet das Design Festival Bern dem Kollektiv nun gar eine eigene Ausstellung.
Gewinnen Sie einen Einblick ins schwarzmalerische Schaffen
Auf den 150 Quadratmetern an der Berner Schule für Gestaltung geht es aber nicht nur um Wandgemälde: «Wir sind extrem vielseitig tätig. Mit der Ausstellung wollen wir einen tieferen Einblick in unsere Diversität zeigen», so Pascal Flühmann, der ebenfalls dem Kollektiv angehört und sich Kkade nennt.
So wird etwa eine Kleiderkollektion, die mit The Seventh Letter entstand, gezeigt – von der ersten Skizze bis zum fertigen Druck. Dazu viele Projekte im Bereich Grafik Design & Illustration sowie klassische Leinwandarbeiten und grossformatige Wandbilder. Auch ein interaktiver Stand mit UV-Bildern und ein grosses Illusions-Bild sollen Besucher fesseln. Dazu werden auch Making-Of-Filme der grossen Wandgemälde gezeigt. Flühmann: «Es war nicht einfach, uns auf einzelne Arbeiten zu reduzieren. Die Auswahl war gross.»
Grosses Wandbild in der Schweiz fehlt noch
Und sie soll noch grösser werden. Dinc und Flühmann haben mit Remo Lienhard, bekannt als Wes21 und ebenfalls Teil des Kollektivs, soeben ihre eigene Agentur gegründet. Auf diese Weise sollen vermehrt Auftragsarbeiten entstehen. Die Herren durften bereits viele namhafte Projekte in Angriff nehmen: Festivals, Hollywoodstudios, Modelabels haben bereits angeklopft. Sogar Musiker wie Xavier Naidoo, Samy Deluxe oder Kool Savas wollten Kreationen vom Schwarzmaler-Kollektiv designt haben.
Etwas fehlt bisher jedoch im Portfolio der Künstler. «Ein richtig grosses Wandbild in der Schweiz gibt es noch nicht von uns», sagt Onur Dinc. «Das würden wir gerne einmal machen.»
Der Künstler Pascal Flühmann vom Schwarzmaler-Kollektiv, wie er eine Wand gestaltet.
Der Künstler Pascal Flühmann vom Schwarzmaler-Kollektiv, wie er eine Wand gestaltet.
Dieses Illusions-Bild wurde für eine französische TV-Produktion von Schweizer Künstler Onur Dinc und Remo Lienhard, bekannt als Wes21, gefertigt.
Dieses Illusions-Bild wurde für eine französische TV-Produktion von Schweizer Künstler Onur Dinc und Remo Lienhard, bekannt als Wes21, gefertigt.