Schweizer Einkaufstouristen sollen vermehrt Steuern zahlen

Aktualisiert

SteuergrenzeBund will Einkaufstouristen bremsen – doch es gibt Tricks

Die Finanzministerin plant offenbar, die sogenannte Wertfreigrenze für Einkaufstouristen zu halbieren. Mehrere Tricks dürften Grenzgängern aber auch künftig helfen, Steuern zu umgehen. 

Wer in Deutschland nicht zu wenig und nicht zu viel einkauft, kann die Mehrwertsteuer zurückfordern.
Diese Regelung ist Schweizer Detailhändlern schon lange ein Dorn im Auge – sie fordern strengere Regeln für die Einkaufstouristen.
Der ehemalige Finanzminister Maurer warnte während seiner Amtszeit vor einer «Mission Impossible» – neue Regelungen würden lange Staus an den Grenzen verursachen.
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Wer in Deutschland nicht zu wenig und nicht zu viel einkauft, kann die Mehrwertsteuer zurückfordern.

20min/Marco Zangger

Darum gehts

  • Das Finanzdepartement plant, die Obergrenze für steuerfreie Einkäufe im Ausland abzusenken.

  • Schon länger fordern Detailhändler und Grenzkantone, diese sogar komplett aufzuheben.

  • Der Konsumentenschutz befürchtet aber, dass die geplante Massnahme zu mehr Fahrten ins Ausland führen könnte.

Was die einen freut, ist den anderen seit Jahren ein Dorn im Auge: Immer wieder beklagen Detailhändler in Grenzkantonen, dass der Bund zu wenig mache, um Einkaufstourismus an den Landesgrenzen zu beschränken. Der frühere Zoll- und Finanzminister Ueli Maurer sprach 2021 noch von einer «Mission Impossible» – diese nimmt seine Nachfolgerin Karin Keller-Sutter nun in Angriff.

Einkäufe für acht Milliarden Franken pro Jahr

Zuvor war der Druck seitens der Detailhändler stetig gewachsen, die Grenzkantone Thurgau und St. Gallen forderten in einer Standesinitiative etwa die Abschaffung der sogenannten Wertfreigrenze. Wer heute für mehr als 50 und weniger als 300 Franken einkauft, kann die Mehrwertsteuer nämlich zurückfordern. Dieser Steuervorteil gegenüber den Schweizer Geschäften ist einer der Hauptgründe, dass Herr und Frau Schweizer jährlich für über acht Milliarden Franken im Ausland einkaufen.

Das soll nun geändert werden, wie der «Tagesanzeiger» mit Berufung auf mehrere Quellen berichtet. Demnächst wolle der Bunderat eine Vernehmlassung starten, mit der die Wertfreigrenze von 300 auf 150 Franken halbiert wird. Damit wären Einkäufe in Deutschland zwischen 50 Euro und 150 Franken und in Österreich ab 75 Euro bis 150 Franken unter der angestrebten Änderung möglich.

Keller-Sutter nimmt «Mission Impossible» in Angriff

Maurer warnte seinerzeit vor einer «Mission Impossible» wegen langen Schlangen an der Grenze, wenn mehr Einkaufstouristen ihre Ware am Zoll überprüfen müssen. Leichter machts die App Quickzoll, mit der die Einkäufe erfasst und allfällige Zoll- und Steuergebühren sogleich beglichen werden können. Ein Nachteil: Auch bei Lebensmittel verrechnet die App einen MwSt-Satz von 7,7 Prozent.

Kaufst du im Ausland ein?

Zudem gibt es auch einige Tricks, um Steuern zu sparen. Wer etwa seine Einkäufe unter 300 (oder bald 150) Franken hält und mehrmals über die Grenze fährt, spart. Pro Person und Tag ist dies aber nur einmal möglich, weshalb es auch lukrativ sein kann, mit Freunden und Familien «ennet» der Grenze einzukaufen. Eine vierköpfige Familie kann also momentan noch für 1200 Franken steuerfrei einkaufen. Über 300 Franken teure Gegenstände auf mehrere Personen aufzuteilen, ist aber nicht möglich. 

«Schritt in die richtige Richtung»

Die Detailhändler freuen sich zwar über die geplante Verschärfung, hätten sich aber mehr erhofft: So schlugen sie vor, die Wertfreigrenze auf 50 Franken abzusenken und damit faktisch abzuschaffen. Auch die St. Galler und Thurgauer Wirtschaftsdirektoren sprechen von einem «pragmatischen Weg» beziehungsweise einem «Schritt in die richtige Richtung».

Sara Stalder vom Schweizer Konsumentenschutz bemängelt derweil, dass die Massnahme nur eine «Symptombekämpfung» sei und je nachdem zu mehr Fahrten ins Ausland führe. Sie hofft deshalb, dass die Senkung der Wertfreigrenze schlussendlich sanfter ausfällt, als dies Karin Keller-Sutter derzeit vorsieht. 

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