Schweizer Forscher entzaubern Trumps angebliches Corona-Heilmittel

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HydroxychloroquinSchweizer Forscher entzaubern Trumps angebliches Corona-Heilmittel

Die Universität Neuenburg hat eine gross angelegte Studie zur Wirksamkeit von Hydroxychloroquin veröffentlicht. Fazit: Das unter anderem von Donald Trump angepriesene Malariamittel hilft im Kampf gegen das Corona-Virus nicht.

von
SDA
her
Hydroxychloroquin wirkt nicht gegen das Corona-Virus. Das belegt eine Studie, die unter anderem an der Uni Neuenburg durchgeführt wurde.
Hydroxychloroquin wurde insbesondere zu Beginn der Corona-Pandemie als möglicher Wirkstoff gehandelt.
Eigentlich handelt es sich dabei um ein Malariamittel. Im Bild: Malariaimpfung im afrikanischen Staat Malawi.
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Hydroxychloroquin wirkt nicht gegen das Corona-Virus. Das belegt eine Studie, die unter anderem an der Uni Neuenburg durchgeführt wurde.

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Darum gehts

  • Eine von Forschern an der Uni Neuenburg mitverfasste gross angelegte Studie belegt die Nutzlosigkeit von Hydroxychloroquin.
  • Hydroxychloroquin war zu Beginn der Corona-Krise als potentielles Medikament gegen das Virus gehandelt worden. Eigentlich ist es ein Malaria-Medikament.
  • Insbesondere US-Präsident Trump schwor auf Hydroxychloroquin – und nahm es selbst ein.

Hydroxychloroquin wirkt nicht, um die Lungenkrankheit Covid-19 zu bekämpfen. Dies zeigt die bisher robusteste Metaanalyse zu dem Thema, wie die Universität Neuenburg mitteilte.

Kurz nach Ausbruch der Coronakrise wurden viele Patienten mit dem Malariamittel Hydroxychloroquin behandelt. Insbesondere US-Präsident Donald Trump setzte im Kampf gegen das Virus auf das Malariamittel. Im Mai wurde bekannt, dass Trump vorbeugend täglich Hydroxychloroquin einnimmt. Über dessen Wirksamkeit kamen jedoch schnell Zweifel auf, da Analysen zu widersprüchlichen Ergebnissen führten.

Höheres Sterberisiko

Nun werteten Forschende mit Beteiligung der Universitäten Neuenburg und Lausanne 29 Studien mit insgesamt 33'000 Patienten aus. Sie kamen zum Schluss, dass Hydroxychloroquin allein die Sterblichkeit von hospitalisierten Patienten nicht beeinflusst. Weder verringere noch erhöhe das Medikament das Sterberisiko. Patienten ausschliesslich mit Hydroxychloroquin zu behandeln, sei demnach nutzlos, schreiben die Autoren im Fachmagazin «Clinical Microbiology and Infection».


«Hydroxychloroquin wurde anfänglich in grossem Umfang mit oder ohne dem Antibiotikum Azithromycin verabreicht», sagte der Mitautor Matthieu Mulot, Biologe und Statistiker an der Uni Neuenburg, gemäss der Mitteilung. Aber die Studie belegt, dass die Kombination aus Hydroxychloroquin und Azithromycin das Sterberisiko um 27 Prozent erhöht.

Studien belegen Wirkungslosigkeit

Viele klinische Studien mit Hydroxychloroquin wurden Ende Mai gestoppt, nachdem Forscher aus der Schweiz und den USA eine negative Studie veröffentlicht hatten. Zwar wurde diese kurz darauf wegen Betrugsverdacht zurückgezogen. Aber Ergebnisse einer britischen sowie eine Basler Studie bestätigten später ebenfalls die Wirkungslosigkeit des Malariamittels.

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