9 Bundesliga-KeeperSchweizer Goalies sind ein Exportschlager
Unsere Goalies sind gefragt: Mit Yvon Mvogo wechselt im Sommer der bereits neunte Schweizer Keeper in die Bundesliga.
«Berge, viel Schokolade und die kleine Heidi», schrieb die «Frankfurter Rundschau» einst zum Thema Schweizer Exportschlager. Die Deutschen müssen diese (Klischee-)Liste wohl um «Torhüter» erweitern. Mit Yvon Mvogo wechselt bald der neunte (!) Schweizer Goalie in die Bundesliga.
Alle neun, das sind: Yann Sommer (Gladbach), Roman Bürki (BVB), Marwin Hitz (Augsburg), Diego Benaglio (Wolfsburg), Gregor Kobel (Hoffenheim), Andreas Hirzel (HSV), Fabio Coltorti, Philipp Köhn und bald Yvon Mvogo (alle Leipzig). Das sei kein Zufall, sagt Gladbachs Sportdirektor Max Eberl, der 2014 Sommer geholt hat. «Die Schweiz hat in den letzten Jahren herausragend ausgebildet.»
Diese Ausbildung hängt eng mit der konsequent umgesetzten Nachwuchsarbeit des SFV zusammen. Seit 2011 ist Patrick Foletti Verantwortlicher für die Goalietrainer sowie deren Aus- und Weiterbildung. Er hat die Ausbildung vereinheitlicht und legt viel Wert auf die Zusammenarbeit und den Austausch mit den Club-Goalietrainern. Dreimal jährlich versucht Foletti, alle Vereine der zwei höchsten Ligen zu besuchen, beobachtet regelmässig auch die National-Keeper im Ausland und hat immer ein Ohr für die Belange der Keeper und deren Trainer.
Schweizer Goalie-Boom kommt nicht von ungefähr
Foletti sieht die Gründe für den Schweizer Goalie-Boom in der Bundesliga darin, dass die Schweiz seit Jahren über die nötigen Talente verfügt. «Mutter Natur ist immer noch der wichtigste Faktor. Das ist die Voraussetzung», sagt Foletti. Ein Vorteil sei zudem wohl, dass die meisten Schweizer die deutsche Sprache verstehen. Zudem seien die Mentalität und der kulturelle Hintergrund in beiden Ländern ähnlich.
Ein weiterer Baustein für den Erfolg seien die hiesigen Strukturen: «Viele Nationen blicken fast ein wenig neidisch auf den Weg, den wir vor Jahren eingeschlagen haben. Die einheitliche Philosophie bis hinunter in den Juniorenbereich und die einheitliche Arbeit mit den Vereinen macht es möglich, dass so viele Schweizer Keeper im Ausland etabliert sind.»
«Die Entwicklung von Mvogo haben wir seit zwei Jahren verfolgt», sagt RB-Sportdirektor Ralf Rangnick. In einem Gespräch habe Rangnick, verrät Mvogo, «einen offensiven Goalie gesucht und war überzeugt, dass ich einer bin». Das bestätigt auch sein Goalietrainer bei YB, Stefan Knutti: «Seine Stärke ist die Athletik und er ist auch fussballerisch stark. Eigentlich bringt Yvon das ganze Paket mit, das ein moderner Torhüter heute haben muss.» Knutti ist überzeugt, dass Mvogo für den nächsten Schritt bereit ist und in die Fussstapfen von Sommer, Hitz, Benaglio und Bürki treten kann.
Nächste Stufe in der Ausbildung im Blick
«Den Hauptanteil der Ausbildung verrichten die Vereine», betont Foletti. Zusammen mit der Liga versucht der 42-Jährige, die Ausbildung aber auf eine nächste Stufe zu führen. Ein Goalietrainer braucht für die Super League und ab der neuen Saison auch für die Challenge League und U21-Spitzenfussball die Lizenz Niveau 3 (von 3). «Dass die Liga das vorschreibt, ist einzigartig», so Foletti. Er arbeitet daran, analog zur Uefa-Pro-Lizenz der Teamtrainer eine Uefa-Lizenz für Goalietrainer anbieten zu können.
Aus diesem Grund weilt Foletti am Dienstag und Mittwoch in Nyon und wurde bei der Uefa vorstellig, um dieses Projekt voranzutreiben. Die grösste Hürde ist: Die Uefa verlangt die B-Lizenz, deren Erwerb dauert mindestens zwei Jahre und man muss eine Junioren-Mannschaft trainieren. Für einen Goalietrainer einer ersten Mannschaft wie zum Beispiel Massimo Colomba in Basel, das auch europäisch spielt, ein Ding der Unmöglichkeit. «Ich bin aber zuversichtlich», sagt Foletti, «dass wir auch diesbezüglich eine Lösung finden.»