Thailand unter KriegsrechtSchweizer in Thailand völlig entspannt
Die Verhängung des Kriegsrechts in Thailand wurde erwartet. Dementsprechend ruhig wird reagiert und abwartend sind die Positionen. Die Schweizer Reiseveranstalter bleiben entspannt.
In Thailand hat das Militär das Kriegsrecht verhängt, hält die Gelb- und Rothemden in ihren Protestcamps fest und zensiert mehrere private Fernsehsender. Was nach der Vorbereitung eines Putsches klingt, weckt bei der Bevölkerung verhältnismässig wenig Emotionen.
«Ich habe damit gerechnet», sagt etwa André Gysin. Der Schweizer lebt seit Jahren in Phuket und betrieb bis 2007 ein Hotel in Thailand. Von den Entwicklungen ist Gysin nicht besonders beunruhigt: «Der normale Bürger oder Tourist ist davon nicht gross betroffen und ich nehme nicht an, dass sich das ändern wird.»
Der Thailand-Verantwortliche des Reiseveranstalters Tourasia, Marcel Goetz, kommt zu ähnlichen Einschätzungen: «Das Ausrufen des Kriegsrechts ist ein Zeichen dafür, dass jemand die Geduld verliert.» Das Vorgehen der Armee werde sogar begrüsst: «Das Militär kann nun wieder für Recht und Ordnung sorgen und so reagiert auch die Öffentlichkeit.» Dies bestätigten auch die lokalen Partner.
Keine Panik bei den Reiseveranstaltern
Bei den Schweizer Reiseveranstaltern lösen die neusten Entwicklungen ebenfalls keine Unruhe aus. «Für Reisende hat das keine Auswirkungen», sagt Julian Chan, Pressesprecher von Kuoni. Auch habe man noch keine Reaktionen der Kundschaft mitbekommen. Man beobachte die Situation aktiv und stehe mit den Reiseleitern vor Ort in Kontakt. Die Kundschaft von Kuoni fliege allerdings meist direkt weiter an die Badestrände im Süden, die kaum von den politischen Umwälzungen betroffen sind.
Anders die Kundschaft von Tourasia, die häufiger Rundreisen buchten. Hier gebe es «scheue Nachfragen» von der Kundschaft, ob die Vorgänge vor Ort Auswirkungen auf die geplante Reise hätten, sagt Götz. Annullationen gebe es keine.
Auch das Aussendepartement (EDA) reagiert nicht mit einer Reisewarnung. «Konkrete Auswirkungen für Reisende bestehen vorerst namentlich in unvorhersehbaren Verkehrsbehinderungen in der Region Bangkok», heisst es auf der Website des EDA. Es wird geraten, sich von Demonstrationen und grösseren Menschenansammlungen, besonders in Bangkok, fernzuhalten.
Kriegsrecht hilft nicht, um Krise beizulegen
Die Armee wird sich davor hüten, zu putschen. Der letzte Putsch im Jahr 2006 führte dazu, dass das Volk wiederum den Clan des gestürzten Thaksin Shinawatra an die Macht wählte. Am Ende regierte gar dessen Schwester bis zu ihrer Absetzung durch das Verfassungsgericht am 7. Mai.
Die thailändische Gesellschaft ist tief gespalten zwischen der ärmeren Mehrheit, die mehrheitlich den Norden dominiert und von den Programmen zur Armutsbekämpfung profitiert, und der vermögenderen Minderheit, die ihre Steuergelder in diesen Programmen verschwendet sieht. Diese Minderheit führte die Blockaden von Anfang Jahr herbei. Das Motto lautete «Shutdown Bangkok».
Der in Thailand bekannte Kommentator Pravit Rojanaphruk kritisierte das Vorgehen der Armee: «Das Kriegsrecht wird die politische Krise nicht lösen, sondern verschlimmern.» Doch für Gysin ist dieses Vorgehen derzeit alternativlos: «Der Konflikt ist fast nicht beizulegen, es gibt keine andere Lösung.»
Fakt ist: Um die Krise zu beenden, bedarf es einer Annäherung der beiden Konfliktparteien, und danach sieht es derzeit nicht aus. Das Kriegsrecht ändert daran gar nichts.