Schweizer mögens bequem: Profi-Hilfe immer beliebter

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Schweizer mögens bequem: Profi-Hilfe immer beliebter

Ob bei der Steuererklärung, im Haushalt, bei der Tierbetreuung oder sogar beim Verfassen von Liebesbriefen: Schweizer lassen sich im Alltag vermehrt von Profis helfen.

Jetzt bald flattern den Schweizerinnen und Schweizer wieder die Steuererklärungen ins Haus. Immer mehr Leute lassen sich die von vielen als mühselig empfundene Arbeit von Treuhändern abnehmen. Aber auch rund um den Haushalt lassen sich Arbeitstätige gerne unter die Arme greifen.

Viele Steuerpflichtige sind mit dem Ausfüllen der Steuererklärung überfordert, wie Benjamin Merkli vom Schweizerischer Treuhänder-Verband auf Anfrage sagte. Nachdem praktisch alle Kantone elektronische Versionen herausgegeben haben, hätten viele versucht, ihre Steuererklärungen selbst auszufüllen. Dies habe sich aber nun wieder geändert, da viele Verwaltungen auch bei einfachen Steuererklärungen Aufrechnungen vornehmen würden. «Damit sind die Steuerpflichtigen überfordert und unzufrieden und kommen trotzdem wieder zum Treuhänder», erklärte er. Für die Treuhänder selbst seien Steuererklärungen von natürlichen Personen in unproblematischen Verhältnissen aber weder finanziell noch fachlich sehr lukrativ. Einen vermehrten Zulauf in seinem Geschäft registrierte auch Treuhänder Peter Zürcher. Angefragt werde immer in Not und dann pressiere es.

Gefragter Butler «James»

Aber nicht nur bei Behördenangelegenheiten suchen sich viele Schweizerinnen und Schweizer Hilfe, gross ist die Nachfrage auch nach Dienstleistungen rund um Haus und Herd. «Wir haben 50 bis 80 Neuanfragen pro Monat», sagte Beatrix Grünig von Servicemarkt, der Vermittlerin von Hilfskräften. Besonders gefragt seien Raumpfleger für den Privathaushalt. Sei das Vertrauensverhältnis einmal da, würden aber auch weitere Dienstleistungen wie das Hüten von Tieren oder Blumengiessen während Ferienabwesenheiten erfragt. So entstehen in Zürich-Albisrieden 283 Wohnungen mit Concierge-Service. Ein Concierge führt für die Mieter in der Wohnsiedlung «James» unterschiedlichste Serviceleistungen aus, z. B. Postdienste, Wäsche-Service sowie das Bestellen von Blumen und Theaterkarten. Die Wohnungen sollen laut Grünig zu marktüblichen Preisen vermietet werden.

Zugenommen hat auch die Zahl der bestellten Catering-Leistungen. «Wir werden für deutlich mehr Veranstaltungen als früher angefragt», sagte Bell-Sprecher Davide Elia. Die Leute wollten sich vermehrt um ihre Gäste kümmern und lagerten das Catering deshalb aus. Die Anfragen betreffen die unterschiedlichsten Anlässe wie Geburtstage, Hochzeiten, aber auch Wohnungseinweihungen und Grillpartys. Zum Teil hätten sich die Kunden gar das Familienessen an Weihnachten liefern lassen, um die Gäste speziell zu verwöhnen, sagte Elia.

Hundekrippe

Auch den besten Freund des Menschen, den Hund, übergeben die Schweizer aus Zeitnot gerne in die Hände von Dienstleistern, wie Jose Gsell, Geschäftsführer und Inhaber von Tiercare sagte. «Vielbeschäftigte wollen ihr Haustier nicht mehr den ganzen Tag alleine lassen», erklärte er. So seien beispielsweise Tagesplätze ähnlich wie Kinderhorte sehr gefragt. Organisiert werden aber auch tägliche Spaziergänge mit Hunden und Tierbetreuungen vor Ort. «Insbesondere Katzen fühlen sich zu Hause am wohlsten», sagte Gsell. Pro Tag würden fünf bis zehn Anfragen registriert. So sucht das Unternehmen weitere gute Tagesplätze für Hunde in der gesamten Schweiz.

Liebesbriefe von Fremden verfasst

Ganz privat wird es bei liebesbrief.ch, wo Verliebten beim Verfassen von Briefen tatkräftig unter die Arme gegriffen wird. Die Autoren sehen sich nicht als Dienstleister im eigentlichen Sinn, sondern auch als Lebenshelfer. «Briefe werden oft erst dann geschrieben, wenn alle Worte gesagt sind», sagte Jeannot Lucchi. Richtige Liebesbriefe - beispielsweise zum Hochzeitstag - machten rund 40 Prozent aller Briefe aus. (dapd)

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