Schweizer räumen Bankautomaten leer

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Bargeld horten zu Krisen-ZeitenSchweizer räumen Bankautomaten leer

Seit der Corona-Pandemie haben die digitalen Zahlungsarten massiv zugenommen. Twint und Paypal boomen wie noch nie. Doch wo ist das Bargeld hin? 20 Minuten hat nachgefragt.

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Yvan Lengwiler, Professor für Nationalökonomie Universität Basel, sagt: «Ich denke, der grösste Teil wird gehortet. Es ist wahrscheinlich nicht so häufig der Fall, dass Menschen mit 1000er-Noten bezahlen.»

Yvan Lengwiler, Professor für Nationalökonomie Universität Basel, sagt: «Ich denke, der grösste Teil wird gehortet. Es ist wahrscheinlich nicht so häufig der Fall, dass Menschen mit 1000er-Noten bezahlen.»

SNB, 2018

Wo ist das ganze Bargeld hin? Die Menschen in der Schweiz heben immer mehr Bargeld ab. So viel, dass Bankautomaten teilweise leergeräumt sind. Laut der Schweizerischen Nationalbank steigt seit November der Bargeldumlauf stark an, begehrt sind besonders 200er- und 1000er-Noten. Jedoch zahlen gleichzeitig, aufgrund der Corona-Krise, immer mehr Leute virtuell. So zählt die Raiffeisenbank alleine im Jahr 2020 60 Prozent mehr Twint-Nutzer und fast 14 Prozent mehr E-Banking-Aufträge.

Was geschieht also mit dem vielen Bargeld, das abgehoben wird? Yvan Lengwiler, Professor für Nationalökonomie Universität Basel: «Ich denke, der grösste Teil wird gehortet. Es ist wahrscheinlich nicht so häufig der Fall, dass Menschen mit 1000er-Noten bezahlen. Das gibt es bestimmt auch, allerdings ist das ein kleiner Anteil. Früher hat man durchschnittlich 220 Franken abgehoben pro Bezug, heute sind es 350 Franken.»

«Da hilft dann nur noch Bargeld»

Das Horten von Bargeld macht in Krisenzeiten Sinn. Besonders die Corona-Pandemie zeige dramatische Systemrisiken auf, erklärt Wirtschaftswissenschaftler Reiner Eichenberger: «Es gibt in modernen Gesellschaften dramatische Systemrisiken. Das wahrscheinlich grösste Systemrisiko, das es weitflächig gibt, ist der Ausfall der Zahlungsmittel. Da hilft dann nur noch Bargeld. Die Vorstellung, dass man nicht mehr elektronisch bezahlen kann, ist schrecklich.»

Durch Bargeld sei auch eine gewisse Anonymität gewährleistet, die via digitalen Zahlungsmitteln nicht oder sehr gering vorhanden ist, erklärt Reiner Eichenberger weiter. Gleichzeitig warnt er vor einer Deflationsangst.«Wir müssen aufhören mit dieser Deflationsangst. Diese Deflationsangst ist ein Hammer von der EU, die behauptet, es könnte eine Deflation geben und man müsse eingreifen, um eine Inflation zu schaffen. Eine Deflation bis im Bereich von 1,5 Prozent ist überhaupt kein Problem.»

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