Scan-AppSchweizer Start-up sagt Fälschern den Kampf an
Produktpiraten machen Unternehmen und Konsumenten das Leben schwer. Eine Lausanner Firma hat eine App entwickelt, die Fälschungen erkennt.
Wer eine elegante Louis-Vuitton-Tasche oder ein paar schöne Jimmy-Choo-Schuhe kauft, geht immer ein gewisses Risiko ein, das Opfer von Fälschern zu werden. Denn von Produktpiraterie bleibt keine Branche verschont. Die Palette der illegalen Kopien reicht von Medikamenten und Ersatzteilen über DVDs bis hin zu Kosmetika.
Um diesem Problem Einhalt zu gebieten, hat das Lausanner Start-up Scantrust eine App entwickelt. Mit dieser können Kunden oder auch Händler einen auf dem Produkt angebrachten QR-Code scannen. Dieser wird dann mit dem in einer Datenbank von Scantrust hinterlegten Original verglichen. Sofort meldet die App, ob die Codes übereinstimmen. Falls nicht, ist klar, dass es sich beim gescannten Produkt um eine Fälschung handelt.
Genaue Kameras
Gründer von Scantrust sind Justin Picard und Nathan Anderson. Schon früh in seiner Berufslaufbahn habe er begonnen, sich mit dem Thema Produktpiraterie zu beschäftigen, sagt Picard zu 20 Minuten. «Die Entwicklung der App wurde allerdings erst möglich, als Mobiltelefone mit sehr genauen Kameras ausgerüstet würden», so der Unternehmer, der an der Uni Neuchâtel in Informatik doktoriert hat.
Er erklärt, dass ein QR-Code grundsätzlich leicht zu kopieren sei. Doch die Fälscher würden die Qualität des Originals meist nicht erreichen. Der Grund: Beim Kopieren würden Informationen verloren gehen, was nicht zu vermeiden sei. In der Kopie seien somit weniger Informationen erhalten als im originalen QR-Code. «Hier setzen wir an und ermöglichen den Kunden oder Händlern, festzustellen, ob sie tatsächlich ein echtes Produkt oder eine Fälschung in den Händen halten», sagt Picard.
Ein System gegen Fälschungen
Geld verdienen möchte Scantrust, indem es sich von Unternehmen für die Nutzung seiner Scan-App bezahlen lässt. Das Lausanner Start-up bietet ihnen die Möglichkeit, in Echtzeit festzustellen, wo und wann eine Fälschung eines ihrer Produkte auftaucht. Auch Wochen später können sie die Scans zurückverfolgen und analysieren. Die Unternehmen erhalten so die Möglichkeit, die Behörden einzuschalten und gegen die Fälscher vorzugehen. Picard sagt, man könne die Dienstleistung seines Start-ups auch als ein globales «Anti-Fälschungs-Management-System» bezeichnen.
Da weltweit ein Grossteil der Plagiate aus China stammt, beschäftigt Scantrust dort 14 Mitarbeiter, wie die «Handelszeitung» kürzlich schrieb. Das sind doppelt so viele wie am Hauptsitz im Innovationspark der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL). «Chinesen sind es gewohnt, Produkte auf ihre Echtheit überprüfen zu müssen», erläutert Picard. Entsprechend gross sei das Potenzial für seine App in dem Land.
Gefährlichkeit der gefälschten Produkte
Doch wieso sollen Kunden sich überhaupt am Kampf gegen Fälschungen beteiligen? Kann es ihnen letztlich nicht egal sein, ob sie ein Original oder eine Fälschung besitzen? «Ganz und gar nicht», so Picard. Bei einer Tasche mache es vielleicht keinen so grossen Unterschied. Anders sehe es hingegen bei Medikamenten aus. Plagiate könnten falsch dosiert oder verunreinigt sein. Manchmal fehlten die deklarierten Wirkstoffe sogar komplett. Auf dem Spiel stehe dann die eigene Gesundheit – im schlimmsten Fall sogar das Leben des Patienten.
Justin Picard in einem Ted-Talk zum Thema Produktpiraterie:
Was ist ein QR-Code?
zweidimensionale Bar-Codes, die Informationen so aufschreiben, dass diese besonders schnell maschinell gefunden und und zum Beispiel mit einer Handy-Kamera gelesen werden können. Codeinhalt ist meist eine URL, die auf eine Seite einer Website verweist, auf die man nach der Decodierung direkt über den Handy-Browser weitergeleitet wird, ein Zugangscode, der den einmaligen Zugriff auf weitere Daten erlaubt oder ein Adress-Datensatz (virtuelle Visitenkarte), der in einem Dialogablauf in mobilen Geräten als Kontakt gespeichert werden kann.
Quelle: Wikipedia.