Hymnen-GesangSchweizer Fussballverband zeigt Tiktoker wegen Aufruf zu Hass an
Der Tiktoker Bireweich macht sich in seinen Videos darüber lustig, dass die Nati-Spieler bei der Schweizer Hymne nicht mitsingen. Dem SFV gehen seine problematischen Aussagen zu weit.
Darum gehts
Der Schweizer Fussballverband hat den Tiktoker Bireweich wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass angezeigt.
Der Grund sind seine Videos, in welchen er kommentiert, welche Nati-Spieler die Hymne mitsingen.
Dabei beleidigt er teils die Spieler. Ebenfalls macht er problematische Aussagen über ihr Aussehen.
Laut dem Creator ist alles Satire: «Es ist nur ein Witz.»
«Schauen wir, ob die jugoslawische Boyband heute singt»: Wegen solchen Aussagen auf Social Media muss der Tiktoker Bireweich nun bei der Kantonspolizei Bern antraben. Vergangene Woche fand er in seinem Briefkasten eine Einladung zu einer polizeilichen Einvernahme vor: Der Schweizerische Fussballverband (SFV) hat ihn wegen Diskriminierung und Aufruf zu Hass angezeigt. Der Grund: Seine Tiktok-Serie «Singkontrolle».
In den Videos macht sich der Familienvater darüber lustig, dass einige Spieler der Schweizer-Nati bei der Hymne vor den Länderspielen nicht mitsingen. Dabei beleidigt er teils die Spieler und den Trainer Murat Yakin. Ebenfalls macht er problematische Aussagen zum Beispiel über das Aussehen des schwarzen Fussballers Jordan Lotomba oder über die Kopfform von Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka. Das geht dem SFV zu weit.
«Es ist alles Satire»
Mirco aka Bireweich hat für die Anzeige des SFV kein Verständnis. «Das ist doch lächerlich. Ich mache diese Videos seit über einem Jahr. Meine Community weiss, dass das alles Satire ist.» Grundsätzlich sei es dem 37-Jährigen egal, ob die Spieler die Hymne singen oder nicht: «Es ist nur ein Witz. Ich kann die Hymne selber nicht mitsingen.» Der Tiktoker sieht jedoch ein, dass seine Äusserungen problematisch sind: «Wenn man meine Videos zum ersten Mal sieht und nicht weiss, dass sie witzig gemeint sind, sind sie klar rassistisch. So meine ich das aber natürlich nicht. Ich bin kein Rassist. Ich habe selbst Migrationshintergrund.»
Um die Anzeige macht sich Mirco aber keine Sorgen. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass der SFV damit durchkommt. Darum juckt es mich nicht gross.» Die Serie «Singkontrolle» will er auch weiterhin produzieren und hochladen. «Ich lasse mich nicht einschüchtern.» Die Idee für die Videoreihe stammt laut Mirco von einem Video, welches «Swissmeme» vor längerer Zeit veröffentlichte. «Dort äussert sich ein Schweizer tatsächlich sehr problematisch über die Spieler. Ich fand es witzig und mache es darum nach.»
«Das ist Rassismus, den wir im in keinem Fall tolerieren»
Nicht witzig findet der SFV die Äusserungen. Es sei jeder Person freigestellt, ob man das Nichtsingen der Hymne als gut oder nicht gut befindet. Humor und Parodie enden dort, so Sprecher Adrian Arnold, wo die Würde eines Menschen verletzt oder Menschen erniedrigt werde. «In diesem Fall beleidigt, erniedrigt und hetzt der Autor öffentlich gegen unsere Nati-Spieler, deren Familien einen Migrationshintergrund haben, also aufgrund ihrer Herkunft. Das ist Rassismus, den wir im SFV in keinem Fall tolerieren.»
Respekt und Toleranz seien die Grundwerte des SFV, so Arnold gegenüber 20 Minuten. «Wer diese verletzt, in diesem Fall Menschen öffentlich rassistisch beleidigt und erniedrigt, soll strafrechtlich verfolgt werden. Deshalb, und um unsere Spieler zu schützen, haben wir basierend auf Art 261 bis StGB, Strafanzeige eingereicht.»
Stört es dich, dass nicht alle Nati-Spieler bei der Hymne singen?
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsnetz für Rassismusopfer
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
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