Lösung für Hamsterer?Science Buster Markus Moder macht aus WC-Papier Alkohol
Manch einer dürfte während des Lockdown im Frühjahr so viel WC-Papier gehamstert haben, dass er sich immer noch fragt: Was mache ich bloss mit diesen Mengen? Molekularbiologe Markus Moder hat darauf eine eher ungewöhnliche Antwort.
Darum gehts
Manch ein WC-Papier-Hamsterer dürfte sich fragen, wohin mit all den Rollen?
Einen kreativen Vorschlag liefert da Martin Moder, Molekularbiologe und Mitglied der Science Busters.
Die Anleitung für den Schnaps aus Toilettenpapier liefert er gleich mit.
Toilettenpapier war das Produkt des ersten Lockdown. Die durchaus nützlichen Rollen für die tägliche Notdurft waren im Frühjahr innerhalb kurzer Zeit vergriffen. Die offenbar gehorteten Mengen an WC-Papier und der mögliche Schwarzmarkthandel mit dem zwei- bis vierlagigen Papier sorgten allerdings für amüsante Memes im Netz. Dies ging auch an den Science Busters (siehe Box) nicht spurlos vorbei – und führte zu einer «Idee, die österreichischer nicht sein könnte», so Science-Busters-Mitglied Markus Moder.
«Wir haben uns gedacht, die Leute haben jetzt so viel Klopapier und sind wahrscheinlich ganz verzweifelt, weil sie gar nicht wissen, wohin damit. Da das Lösen von Problemen in Österreich meist Alkohol involviert, haben wir uns überlegt, wie man das viele Klopapier in Schnaps umwandeln könnte – und das ist eigentlich gar nicht so schwer», so Molekularbiologe Moder zu Heute.at.
Wer sind die Science Busters?
Die Science Busters sind ein österreichisches Wissenschaftskabarett. Seit ihrer Gründung im Jahr 2007 servieren sie Wissenschaft für alle. Farbenfroh, lehrreich und unterhaltsam! Ihr Mantra: Topwissenschaft und Spitzenhumor müssen keine Feinde sein! Den Beweis treten sie in TV, Radio und auf Bühnen an.
Nach dem Tod von Heinz Oberhummer, einem der Gründer, im Jahr 2015 wuchs die Gruppe. Die «Kelly Family der Naturwissenschaften», wie sich die Mitglieder nennen, besteht nun rund um den Kabarettisten Martin Puntigam aus dem Astronomen Florian Freistetter, dem Mikrobiologen Helmut Jungwirth, der Verhaltensbiologin Elisabeth Oberzaucher, dem Chemiker Peter Weinberger, dem Kabarettisten Günther Paal alias Gunkl und eben Martin Moder.
Detailliertes Vorgehen
Gefragt, wie das denn bitte gehen soll, servierte der 32-Jährige eine detaillierte Anleitung: «Wenn man sich Toilettenpapier ansieht, dann ist das – wie jede andere Form von Papier auch – in erster Linie aus Cellulose aufgebaut. Cellulose ist ein ganz langes Kohlenhydrat, das aber auf kleinster Ebene aus sehr vielen, miteinander verbundenen Glucosemolekülen besteht. Und Glucose ist nichts anders als Traubenzucker.» So weit, so gut.
Im ersten Schritt muss also das Klopapier (die Cellulose) zu Glucose (Traubenzucker) abgebaut werden. Das soll laut Moder sehr gut mithilfe des Enzyms Cellulase funktionieren. «Ich habe eine Cellulase aus einem Pilz verwendet, aus dem Aspergillus niger oder auch Schwarzer Giesskannschimmel genannt.» Kurz gesagt, behandelt man das Papier, nachdem es aufgeweicht und mit dem Mixer zerkleinert wurde, mit dieser Cellulase aus dem Pilz», so der Molekularbiologe. Anschliessend kommt das Ganze bei möglichst genau 37 Grad Celsius in einen Inkubator. Dann heisst es zwei, drei Tage waren. So lange dauert es, bis die Cellulose zu Traubenzucker abgebaut wurde.
Frische Zutaten und ein Spezialgerät
Lässt sich das zu Hause nachmachen? Im Prinzip schon, so Moder: «Ich habe das alles in meiner eigenen Küche gemacht.» Aber es braucht gewisses Spezialzubehör: Weil ich daheim keinen richtigen Zellinkubator habe und auch keine Brauerei, habe ich einfach einen alten Reptilieninkubator genommen.»
Nach ein paar Tagen ist das WC-Papier zu Zucker abgebaut. Nun kommt die zweite Sache ins Spiel, die überall ausverkauft war: Hefe. «Hefe kann zuckerhaltige Lösungen vergären, das kennen wir vom normalen Brauprozess.» Also den Gärungsstoff einfach dazugeben, luftdicht verschliessen und bei 20 bis 30 Grad Celsius im Inkubator verstauen. «Es dauert dann ein paar Tage, bis es aufhört, zu blubbern. Dann weiss man, die Hefe hat ihren Job erledigt und ist fertig. Das Ergebnis ist eine ganz angenehm nach Most riechende Flüssigkeit.» Der Alkohol muss dann noch mehrfach destilliert werden – et voilà: WC-Papier-Schnaps.
Für alle, die es dem Molekularbiologen nun zu Hause nachmachen wollen, hat Moder noch einen wichtigen Tipp: «Wenn man das daheim nachmachen möchte, bitte darauf achten, das die Zutaten auch wirklich frisch sind.» Den Alkohol könne man dann auf jeden Fall als Händedesinfektionsmittel verwenden. «Die ganz Mutigen können ihn auch trinken – was aber keine Garantie dafür ist, dass einem die Pandemie danach am Oarsch vorbeigeht.»
Wissen-Push
Abonniere in der 20-Minuten-App die Benachrichtigungen des Wissen-Kanals. Du wirst über bahnbrechende Erkenntnisse und Entdeckungen aus der Forschung, Erklärungen zu aktuellen Ereignissen und kuriose Nachrichten aus der weiten Welt der Wissenschaft informiert. Auch erhältst du Antworten auf Alltagsfragen und Tipps für ein besseres Leben.
So gehts: Installiere die neuste Version der 20-Minuten-App. Tippe unten rechts auf «Cockpit», dann «Einstellungen» und schliesslich auf «Push-Mitteilungen». Beim Punkt «Themen» tippst du «Wissen» an – et voilà!