Neuste KampagneScientologen haben Kinder mit ADHS im Visier
Eine Privatschule der Scientologen wirbt in Zürich um ADHS-kranke Kinder. Zudem versucht die Sekte, offizielle Fachstellen zu unterwandern. Experten sind alarmiert.

ADHS-Kinder im Visier der Scientology-Sekte.
Die Scientology-Sekte will hyperaktive Kinder heilen – und dies ohne Ritalin. Die Zürcher Privatschule Ziel-Schule, die laut dem «Tages-Anzeiger» von Scientologen geleitet wird, richtet sich explizit an Kinder mit ADHS. Auf ihrer Website verspricht sie, «eine Lösung zu finden, die nicht zu einem geschädigten Kind führt». Sprich: eine Behandlung ohne Ritalin. Denn das Medikament sei «ebenso gefährlich wie Strassendrogen».
Werbung für ihre speziellen Behandlungsmethoden machen die Scientologen schweizweit auch bei Kinderärzten, denen sie immer wieder Broschüren geschickt haben. Und laut Ursula Ammann von der Schweizerischen Fachgesellschaft ADHS hat ein Scientology-Mitglied gar versucht, im Sekretariat der Gesellschaft einen Job zu ergattern.
«Scientology nutzt die Ängste verunsicherter Eltern ADHS-betroffener Kinder schamlos aus», so Amman. Es sei höchst unseriös, wenn man Eltern weismache, dass man ein Kind von Ritalin befreien kann. «Einem Kind, das auf Medikamente angewiesen ist, diese vorzuenthalten, ist schlicht fahrlässig.»
Neue Kampagne der Scientologen
Für Sektenexperte Georg Schmid ist klar: «ADHS ist die neuste Kampagne von Scientology – so versuchen sie, neue Märkte zu erschliessen und an neue Interessenten und Kunden heranzukommen.» Scientology Schweiz war nicht erreichbar. Die Schulleiterin der Ziel-Schule und Scientologin Elisabeth Ambühl betont, stets «transparent zu kommunizieren».
Scientology bezeichnet die Vorwürfe als «abstrus»
Die Scientology Kirche Zürich weist derweil die Vorwürfe zurück: «Es ist völlig abstrus, zu behaupten, dass eine ADHS-Stelle von Scientologen unterwandert werden sollte. Dies war sicherlich nie der Fall. Die Scientology Kirche befasst sich nicht mit Aufklärung über ADHS und Unterricht. Richtig ist jedoch, dass es Scientologen gibt, die zum Beispiel Schulen betreiben. Dies völlig unabhängig von der Scientology Kirche. Es ist auch eine Tatsache, dass der ursprünglich von Scientologen und einem Psychiater gegründete Verein Bürgerkommission für Menschenrechte (CCHR) über Missbräuche der Psychiatrie aufklärt. Sie sind nicht die Einzigen, die den massiven Gebrauch von Psychopharmaka bei Kindern anprangern», sagt die Sprecherin Annette Löffler.
ZÜRICH. Ob ein Kanton einer Privatschule eine Bewilligung erteilt, liegt in ihrem Ermessensspielraum. So wurde in Luzern einer Scientologin per Bundesgerichtsentscheid verboten, eine Privatschule zu führen. Es fehle ihr die «notwendige Vertrauenswürdigkeit». Im Kanton Zürich dagegen hält man eine Scientology-Schule für unbedenklich, so lange «ausgebildete Lehrpersonen unterrichten, geeignete Räume vorhanden sind und der Lehrplan eingehalten wird».