Securitas bestochenHandy und Sex – so lebte Basler Hells-Angels-Boss in der U-Haft
Ein ehemaliger Member der Basler Hells Angels ist wegen Vermögensdelikten in Millionenhöhe angeklagt. In der U-Haft erkaufte er sich mit seinem Geld diverse Gefälligkeiten.
Darum gehts
Zwei Securitas-Mitarbeitende müssen sich vor dem Strafgericht verantworten, weil sie Handys und sexuelle Dienstleistungen in ein Basler Gefängnis geschmuggelt haben.
Laut Anklage herrschte ein freundschaftliches Verhältnis zwischen dem Gefängnisaufseher und einem inhaftierten Ex-Hells-Angel.
Die Verhandlung gegen die beiden Securitas-Angestellten und den Hells-Angels-Mann finden im Mai statt.
In der Untersuchungshaft im Gefängnis Waaghof in Basel-Stadt sollen zwei Security-Angestellte 2022 Beweise vernichtet und Zeugen beeinflusst haben. Eine aktuelle Anklageschrift zeigt die erschreckenden Zustände in dem Gefängnis auf. Angeklagt sind die beiden Mitarbeiter der Security sowie ein ehemaliger Basler Hells Angel, der zu dieser Zeit im Gefängnis sass.
Der ehemalige Member der Hells Angels kam 2021 in Haft weil gegen den Mann wegen Betrugs und Geldwäsche sowie Kindesmissbrauch ermittelt wurde, wie die «Basler Zeitung» schreibt. Der in Basel geborene türkische Staatsangehörige soll an Anlagebetrug in Millionenhöhe beteiligt gewesen sein und auch mit illegalem Glücksspiel Geld verdient haben.
Im Untersuchungsgefängnis arbeitete zu dieser Zeit auch der angeklagte Securitas-Angestellte. Dieser soll Inhaftierten gegen Geld Mobiltelefone besorgt haben. 5000 Franken mussten die Inhaftierten für ein Handy hinlegen. Das Geld sollen ihm Personen ausserhalb des Gefängnisses überreicht haben. Die Handys schmuggelten die Empfänger dann jeweils in Socken in ihre Zellen.
Er hatte bezahlten Sex im Gefängnis
Ein weiterer Anklagepunkt: Er habe seine Arbeitskollegin, ebenfalls Aufseherin im Waaghof, und damalige Partnerin für sexuelle Dienste an Insassen vermittelt. Mindestens sieben Mal innert zwei Monaten hatte sie laut Anklage Sex gegen Bezahlung mit dem Untersuchungshäftling, der ihr auch teure Geschenke in Aussicht stellte. Die Frau ist ebenfalls wegen Begünstigung und Bestechung angeklagt.
Die Vorwürfe gegen den Security-Mitarbeiter wiegen schwer. «Er verletzte dabei elementarste Pflichten, nahm Gelder von inhaftierten Personen entgegen und sabotierte willentlich und wissentlich laufende Strafuntersuchungen», so die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt in ihrer Anklage.
Weiter heisst es in der Anklage, dass Videoaufnahmen zeigen, dass das «federführende» Führungsmitglied der Hells Angels und der Security-Mitarbeiter ein «ein enges, freundschaftliches Verhältnis pflegten, welches in keiner Weise mit seiner Funktion als Mitglied einer Behörde und Aufseher im Beamtenstatus vereinbar war».
Gefängnis-Mitarbeiter verherrlichten Gewalt
Die Anklage zeichnet ein düsteres Bild des Arbeitsklimas im Gefängnis. Der Gefängnisaufseher war Mitglied der Whatsapp-Gruppe «Boyz Boyz Boyz» von Mitarbeitenden des Waaghofs, so die Anklage.
Im Chat wurden «verschiedenste Bilder und Videos mit rassistischen, menschenverachtenden, diskriminierenden, rechtsextremen, gewaltsamen und sexuellen Inhalten» geteilt, so die Staatsanwaltschaft. «Diese grausamen und fragwürdigen Inhalte wurden zur blossen Belustigung der sich im Chat befindenden Mitarbeiter des UG Waaghof versandt», schreibt sie weiter.
Skandal hat Konsequenzen
Die Basler Politik hat bereits auf die skandalösen Umstände im Gefängnis reagiert. Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rats forderte 2023 in ihrem Jahresbericht, dass keine privaten Sicherheitsdienste mehr als Gefängnisaufseher arbeiten sollen.
Die Verhandlung vor dem Basler Strafgericht gegen den Hauptbeschuldigten und das Aufseher-Paar ist Mitte Mai anberaumt. Für alle Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.
In einer früheren Version hiess es, der Angeklagte sei als Chef der Basler Hells Angels aufgetreten. Der Präsident der Basler Hells Angels stellt klar, dass der Beschuldigte 2020 aus dem Club ausgetreten sei und nie mehr als einfacher Member war.
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen
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