Schiffbrüchiger«Seine Aussagen stimmen nicht ganz überein»
An der Geschichte des schiffbrüchigen José Salvador Alvarenga tauchen Zweifel auf. Derweil hat er Besuch eines Coiffeurs erhalten.
Die Odyssee von José Salvador Alvarenga klingt spektakulär: 13 Monate trieb der Fischer alleine in einem kleinen Boot auf dem Pazifik. Der Mann sagt, er habe seine Nahrung mit blossen Händen aus dem Meer gefischt und gegen den Durst Schildkrötenblut und Urin getrunken.
Fachleute und Behörden, die mit Alvarenga im Spital auf den Marshall-Inseln Kontakt hatten, äusserten jedoch Zweifel. «Ich bin mir nicht sicher, ob ich seine Geschichte richtig glauben kann», meinte Gee Bing, Sekretär für auswärtige Angelegenheiten auf den Marshall-Inseln, gegenüber «Daily Mail».
Alvarengas Aussagen «stimmen nicht ganz überein», sagte auch Minister Tony de Brum. Und Tom Armbruster, US-Botschafter auf den Marshall-Inseln, kommentierte in US-Medien: «Es ist kaum vorstellbar, dass jemand 13 Monate auf hoher See überlebt.» Dennoch ist man sich einig: Man will erst mehr Information über diesen Mann einholen. Im Spital wurden dem Schiffbrüchigen Fingerabdrücke abgenommen.
Familie freut sich, dass er noch lebt
Unterdessen hat sich Alvarenga die verfilzten Haare schneiden und den Bart abrasieren lassen. «Ich fühl mich wieder wie neu», sagt der Mann, der auf den neuen Bildern, die «Daily Mail» am Dienstag veröffentlichte, kaum zu erkennen ist.
Die Behörden haben unterdessen Alvarengas Angehörige in El Salvador ausfindig gemacht. «Ich habe immer wieder von ihm geträumt», sagt seine Mutter María Julia der salvadorianischen Zeitung «El Mundo». Der Sohn habe am Telefon geweint, als er die Stimme seiner Mutter hörte, erzählen Pfleger im Spital. Die beiden hatten seit 2004 keinen Kontakt mehr gehabt.
Vater José Ricardo Orellana hat gemischte Gefühle: «Ich bin froh, dass er lebt, aber ihn so zu sehen, macht mich sehr traurig.» Und Alvarengas 14-jährige Tochter Fatima kann es kaum erwarten, ihren Vater umarmen und küssen zu können.
Zeugen und Ärzte stützen Alvarengas Version
Die ersten Zeugenaussagen stützen die Version des Fischers. Das sieben Meter lange Fiberglasboot sehe «so aus, als sei es lange Zeit im Wasser gewesen. Überall sind Algen gewachsen», erklärte Polizeichef George Lanwi dem «Telegraph».
Ein Einheimischer berichtet von der ersten Begegnung mit Alvarenga: Der Mann sei nackt am Strand gelegen und habe als Erstes nach Nahrung gefragt. «Tortilla, tortilla», soll Alvarenga beim Anblick von Papayaschnitzen und Kokossaft gesagt haben.
Auch die Diagnose der Ärzte stimmt mit Alvarengas Version überein. Der Schiffbrüchige sei etwas anämisch und die Leber funktioniere nicht gut. Sehr wahrscheinlich habe dies damit zu tun, dass der Mann über längere Zeit seinen eigenen Urin getrunken habe. Die Proteinwerte im Blut seien ausserdem sehr tief, was dazu führe, dass Alvarenga so aufgedunsen wirke.