Menschenhandel und Ausbeutung bei Luzerner Sexarbeiterinnen

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SexarbeitMenschenhandel und Ausbeutung bei Luzerner Sexarbeiterinnen

In Luzern sind die Zimmerpreise in Bordellen enorm hoch. Das führt dazu, dass Frauen gezwungen sind Sex gegen wenig Geld anzubieten. Die Hilfsorganisation Bloved spricht von Ausbeutung und Menschenhandel.

Die Mietpreise für Sexarbeiterinnen steigen. Für 170 Franken pro Nacht erhält eine Frau ein Zimmer in einem Bordell in Luzern.
Durch die hohen Mietpreise werden die Frauen gezwungen, Sex gegen wenig Geld anzubieten.
Die lokale Hilfsorganisation Bloved spricht von Ausbeutung und Menschenhandel im Luzerner Sexgewerbe.
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Die Mietpreise für Sexarbeiterinnen steigen. Für 170 Franken pro Nacht erhält eine Frau ein Zimmer in einem Bordell in Luzern.

20min/Celia Nogler

Darum gehts

  • In Luzern werden Sexarbeiterinnen dazu gezwungen, Sex für wenig Geld anzubieten, um teure Zimmer zu bezahlen.

  • Die Hilfsorganisation Bloved prangert diese Praktiken an.

  • Am Samstag findet auch in Luzern der Walk for Freedom statt, bei dem auf Menschenhandel aufmerksam gemacht wird.

Der Druck auf Sexarbeiterinnen steigt im Kanton Luzern von allen Seiten. Neben hohen Mietpreisen für Zimmer gibt es auch eine grosse Anzahl von Frauen, die von Ausbeutungen und Menschenhandel betroffen sind.

Menschenhandel in Luzern

Leider seien die Preise für ein Zimmer sehr hoch in Luzern, sagt Christina Jeremić, Sozialarbeiterin und Teamleiterin bei Bloved im Gespräch mit 20 Minuten. «Mit falschen Bildern und Versprechungen werden Frauen angelockt», sagt sie.

Ein Zimmer im Bordell koste bis zu 170 Franken pro Nacht und dies führt dazu, dass die Frauen ihre Preise senken müssen. So wird teilweise Sex für sehr wenig Geld angeboten und dies unfreiwillig. «Die Frauen sind den willkürlichen Raumpreisen ausgeliefert», prangert die Sozialarbeiterin an.

«Im Sexgewerbe gibt es keine fixen Preise.»

Christina Jeremić, Sozialarbeiterin und Teamleiterin Bloved

Die Preise für Sex seien mit der Marktwirtschaft zu vergleichen, beschreibt Christina Jeremić. Wo viel Nachfrage herrsche, kann Sex zu höheren Preisen angeboten werden. Doch wenn die Frauen genötigt werden, hohe Mieten zu bezahlen, sinke der Preis drastisch und schnell. «Die aktuelle Situation nötigt die Frauen sich für weniger Geld zu verkaufen», sagt Jeremić.

Menschenhandel und Ausbeutung in Luzern

Von Menschenhandel wird gesprochen, wenn jemand unter Gewalt, Täuschung, Drohung oder Nötigung angeworben, vermittelt und ausgebeutet wird. Auf Anfrage bestätigt die Sozialarbeiterin, dass Menschenhandel auch in Luzern ein Thema sei und dies vor allem in Bereichen, wo die Öffentlichkeit oder Hilfsorganisationen nicht hinsehen können.

Viele Frauen bieten Sex in privaten Wohnungen an und die Freier werden von Zuhältern vermittelt. «Hier ist es schwierig, Ausbeutung und Menschenhandel zu verhindern. Um Menschenhandel handelt es sich auch, wenn Frauen mit falschen Fotos oder Versprechungen angelockt werden. Die Behörden und die Hilfsorganisationen haben keine Informationen über die Verhältnisse», erzählt die Teamleiterin.

Simon Kopp, Mediensprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft, teilt auf Anfrage mit, dass bei den Mietpreisen die üblichen Richtlinien und gesetzlichen Vorgaben gelten. Kopp führt aus, dass «die Luzerner Polizei jederzeit einen Überblick über die Situation im gesamten Kanton hat.»

Sprachbarriere als Druckmittel

Den Frauen, die ihr Zimmer nicht bezahlen können, weil sie zu wenige Kunden hatten, wird mit der Polizei gedroht. «Diese Praxis jagt den Frauen oftmals Angst ein. Vor allem dann, wenn sie nicht gut Deutsch sprechen. Teilweise halten sie sich ohne Pass und in Abhängigkeit von Drittpersonen in der Schweiz auf», erklärt Christina Jeremić.

Walk for Freedom

Am Samstag findet in Basel, Bern, Luzern, Neuenburg und Zürich der Walk for Freedom statt. Beim Walk for Freedom soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass Menschenhandel auch in der Schweiz weiterhin ein aktuelles Thema ist.

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Zwangsprostitution und/oder Menschenhandel betroffen?

Hier findest du Hilfe:

ACT 212, Nationale Meldestelle gegen Menschenhandel, Tel. 0840 212 212

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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