Sextortion«Sie hat mich verarscht und mit Nacktbildern erpresst»
U.H. wollte über eine Dating-App eine Partnerin finden. Doch er wurde erpresst, jetzt ist er 2000 Franken ärmer und immer noch Single.
Darum gehts
Der 26-jährige St. Galler U.H. wurde Opfer von Sextortion.
Er wurde von einer Frau, die er über eine Dating-App kennen lernte, erpresst.
Sie drohte, Nacktbilder und Videoaufnahmen seinen Freunden zu verschicken, sofern er nicht 2000 Franken bezahle.
Das ist passiert
Erwartungsvoll hat der 26-jährige U.H.* aus Benken SG vor ein paar Wochen beschlossen, über die Video-Chat-App Azar eine Partnerin zu finden. Prompt lernte er auf der Plattform «Anja» kennen: «Sie war sehr hübsch, hat sich jeden Morgen nach meinem Befinden erkundigt und erklärte, dass auch sie eine ernsthafte Beziehung wolle.»
Nach ein paar Tagen schickten sie sich gegenseitig Nacktbilder und hatten täglich Videochats, wobei sie auch jeweils vor dem anderen masturbierten. «Ich war positiv überrascht, dass sich ‹Anja› so schnell offen zeigte.» Zuvor habe der St. Galler noch nie mit einer Frau auf einer Dating-App gechattet, geschweige denn Nacktbilder erhalten.
«Weil ich mich hilflos fühlte, habe ich bezahlt.»
Dann nach einer Woche das böse Erwachen: Die ganze Zeit über hat die Frau die Videochats aufgezeichnet. Sie erpresste H. damit und forderte 2000 Franken. «Weil ich mich hilflos fühlte, habe ich bezahlt. Sie drohte damit, die Aufnahmen sämtlicher meiner Instagram-Follower zu schicken.» Damit hatte die Frau aber offenbar noch nicht genug: «Eine Woche später verlangte sie nochmals 3000 Franken.»
So holte er sich Hilfe
H. kontaktierte daraufhin eine Webseite, die in solchen Fällen Hilfe verspricht und bezahlte weitere 600 Franken. Seither habe er keine Nachrichten mehr erhalten und die intimen Bilder von ihm seien auch nicht verbreitet worden. Trotzdem scheint es, als sei H. erneut Betrügern auf dem Leim gegangen (siehe unten).
Von Dating-Apps und Instagram, Facebook und Co. hat er genug: «Die habe ich nun alle gelöscht.» Die Hoffnung nach einer Partnerin gibt er aber nicht auf, die wolle er nun über den traditionellen Weg finden. Auf die Betrüger ist er wütend: «Die verdienen sich ein goldenes Näschen an Männern, die sich nach Zuneigung und Liebe sehnen.»
Wurdest du auch Opfer von Sextortion
*Name der Redaktion bekannt
Korrekturhinweis, 4. April, 16 Uhr: In einer ersten Version hat 20 Minuten den Namen der Webseite genannt, die H. kontaktiert hat, und geschrieben, dass diese ihm helfen konnte. Nachträglich hat sich herausgestellt, dass es sich bei der Webseite mutmasslich ebenfalls um Betrüger handelt, die mit den Erpressern unter einer Decke stecken. Indem sie Hilfe anbieten und dafür erneut Geld verlangen, betrügen sie das Opfer ein zweites Mal.
Das rät der Bund bei Sextortion
Laut dem National Cyber Security Centre NCSC sollte man den Vorfall auf jeden Fall der Polizei melden und Anzeige erstatten, diese könne ihnen auch immer Tipps für das weitere Vorgehen geben:
Gehen Sie nicht auf die Forderungen der Erpresser ein. Zahlen Sie nicht!
Brechen Sie sofort den Kontakt zu den Erpressern ab. Löschen Sie sie aus Ihrer Freundesliste und reagieren Sie nicht auf ihre E-Mails, Textnachrichten und dergleichen.
Wenn die Erpresser Bild- und Videomaterial veröffentlicht haben, wenden Sie sich so schnell wie möglich an die betreffende Plattform und fordern Sie die sofortige Löschung der sexuellen Inhalte.
Richten Sie einen «Google Alert» mit Ihrem Namen ein. So werden Sie über neue Videos und Bilder benachrichtigt, die mit Ihrem Namen ins Internet gestellt werden.
Sichern Sie alle Beweise: das Bild- und Videomaterial, mit dem Sie erpresst werden, die Kontaktdaten der Erpresser, alle Nachrichten, die Sie von ihnen erhalten haben, Details zu Transaktionen usw.
Besprechen Sie den Vorfall mit einer Person Ihres Vertrauens und suchen Sie psychologische Hilfe, wenn Sie die Erpressung als sehr belastend empfinden.
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