Zurich Pride PodcastShannon (20) ist weder Frau noch Mann
Shannon (20) ist nonbinär und möchte weder als «er» noch als «sie» bezeichnet werden. Shannon wünscht sich ein drittes Geschlecht – und Unisex-Toiletten.
Darum geht’s
Shannon lehnt weibliche wie männliche Pronomen ab.
Im Alltag trifft Shannon immer wieder auf Probleme.
Shannon wünscht sich ein drittes Geschlecht.
«In meinen Pass steht zwar Frau, aber das stimmt für mich nicht. Ich will auch nicht, dass dort Mann steht. Diese zwei Kategorien sind mir zu eng. Ich bin in der Mitte und nonbinär», sagt Shannon Tobler aus Weinfelden TG. Schon als Kind weigerte sich Shannon, rosa Röckchen zu tragen und wollte lieber Jeans anziehen. «Ich habe noch nie verstanden, warum Kleider in Läden nach Geschlechtern getrennt werden.»
Den Begriff «nonbinär» hörte Shannon zum ersten Mal mit 16 in einem Lager. Die Organisation «Du bist du» klärte die Gruppe über das Thema «Geschlechtsidentitäten» auf. Shannon verortete sich in der Mitte des Spektrums zwischen Mann und Frau und outete sich danach in ihrem Umfeld. Die Eltern und Verwandten nahmen die Mitteilung entspannt auf. Wie gewünscht, sprechen sie ihr Kind bis heute mit dem Vornamen und mit «du» an. Shannons Freund hingegen hatte viele Fragen. «Nach einigen Gesprächen hat er alles verstanden und wir sind bis heute glücklich zusammen. Er nutzt gegenüber seinen Freund*innen keine Pronomen, wenn er über mich spricht», so Shannon zum Zurich Pride Podcast.
Shannon macht derzeit ein Praktikum in sozialer Arbeit. Das Team habe sich daran gewöhnt, vermehrt den Vornamen zu sagen. Es komme nur noch vereinzelt vor, dass andere Menschen Shannon weiterhin als Frau behandeln. «Ich finde es unhöflich, wenn Leute über mich in der dritten Person mit «sie» sprechen. Briefe mit der Anrede «Grüezi Frau Tobler» stören mich. Es reicht ein «Guten Tag, Shannon Tobler». Die Kritik, dass genderneutrale Sprache anstrengend sei, kann Shannon nachvollziehen. «Es ist ein Prozess. Wie wenn jemand heiratet und den Nachnamen ändert. Das braucht Zeit. Doch es ist mir wichtig, denn Sprache kann verletzend sein».
Im Restaurant wählt Shannon das Frauen-WC. «Ich habe keine Lust, mich ständig zu erklären. Viele lesen mich als Frau und so gehe ich Konflikten aus dem Weg. Ich finde aber diese Aufteilung überflüssig. Zuhause haben die Leute auch keine getrennten WCs». Für eine freiere Welt wünscht sich Shannon Unisex-Toiletten und ein drittes Geschlecht.
Was Shannon sonst noch für Probleme erlebt und wie Shannon damit umgeht, erfährst du im Zürich Pride Podcast auf 20 Minuten Radio. Ich bin nonbinär, Episode 34
Was bedeutet nonbinär?
In der Schweiz werden Kinder bei der Geburt in «männlich» und weiblich» eingeteilt. Für eine Mehrheit stimmt das. Sie ist «cis». Wer die Einteilung ablehnt, ist «trans». Einige «trans»-Personen gleichen den Körper und ihr Aussehen ihrer Identität an. Zum Beispiel mit Operationen, Hormonen, Kleidern und neuem Vornamen. Andere sind mit dem Körper zufrieden. Nonbinäre gehören zum «trans»-Spektrum. Sie wollen weder als Frau noch als Mann wahrgenommen werden.
Die deutsche Sprache ist voll von Geschlechtern. Neben den Artikeln «der» oder «die» beziehen sich auch Pronomen wie «sie», «er», «ihr» oder «sein» auf das biologische Geschlecht der Person. Neutraler ist Englisch mit «the» sowie dem neutralen Pronomen «they/them». Die grüne Politikerin Sibel Arslan hat zum Thema Geschlechtsidentität einen Vorstoss im Nationalrat eingereicht. Die Idee: Geschlechter im Personenstandsregister abschaffen oder ein drittes Geschlecht hinzufügen.
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LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Du-bist-du.ch, Beratung und Informationen
Lilli.ch, Informationen und Verzeichnis von Beratungsstellen
Milchjugend, Übersicht von Jugendgruppen
Elternberatung, Tel. 058 261 61 61
Pro Juventute, Tel. 147