Zürich: Frau wird des Diebstahls beschuldigt, obwohl Überwachungsvideo ihre Unschuld beweist

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Zürich«Sie behandelten mich vor meinem Sohn wie eine Kriminelle»

Eine Mutter und ihr Sohn gehen einkaufen. Als sie den Laden verlassen, geht der Alarm los. Obwohl ein Video ihre Unschuld beweist, wird die Frau weiterhin des Diebstahls beschuldigt. 

Eine 44-Jährige und ihr dreijähriger Sohn wurden im Secondhand-Geschäft Fundsachenverkauf.ch des Diebstahls beschuldigt. 
Wie die Aufnahmen der Überwachungskamera zeigen, hatte die Frau die vermeidlich gestohlenen Knieschoner aber nicht gestohlen, sondern zum Kauf auf die Verkaufstheke gelegt. Die Verkäuferin tippte die Artikel jedoch nicht ein. 
Nach einer Auseinandersetzung rief die Kundin die Polizei. Und auch für die Beamten zeigen die Aufnahmen klar, dass die Frau keine Schuld trägt.
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Eine 44-Jährige und ihr dreijähriger Sohn wurden im Secondhand-Geschäft Fundsachenverkauf.ch des Diebstahls beschuldigt. 

Screenshot Google Maps

Darum gehts: 

  • Eine Frau und ihr dreijähriger Sohn werden in einem Secondhand-Geschäft des Diebstahls bezichtigt. 

  • Die Aufnahmen der Überwachungskamera beweisen jedoch die Unschuld der Frau, doch das Personal beschuldigt die Kundin weiter.

  • Nach einer Auseinandersetzung werden die Frau und ihr Kind aus dem Laden geworfen. 

  • Die Frau ruft die Polizei, welche die Aufnahmen ebenfalls sichtet und ebenfalls keine Schuld bei der Kundin erkennen kann. 

  • Das Geschäft beharrt aber weiterhin darauf, dass der Fehler nicht bei ihrem Personal, sondern bei der Kundin liege. 

Es war nicht ihr erster, aber vielleicht ihr letzter Besuch im Secondhand-Shop Fundsachenverkauf.ch im Zürcher Kreis 2. Denn bei einem Einkauf Ende Juli machte die gebürtige Peruanerin, welche schon seit Jahren in der Schweiz lebt, eine weitaus unschöne Erfahrung in diesem Geschäft, in dem sie laut eigenen Aussagen schon oftmals eingekauft hatte.  

Das ist passiert

«Nachdem ich meinen Einkauf bezahlt und in meiner Tasche verstaut hatte, ging ich mit meinem dreijährigen Sohn zum Ausgang, wo plötzlich der Alarm losging», erzählt N. Die 44-Jährige ging deshalb zurück zur Kasse. Dort stellte sich heraus, dass zwei Knieschoner zum Skaten, welche sich in ihrer Tasche befanden, nicht eingetippt worden waren. «Sofort warf man mir vor, diese Dinge gestohlen zu haben.» Wie N. weiter erzählt, sagte man ihr, dass die Überwachungskamera den Diebstahl beweisen würde. 

Doch die Aufnahmen zeigten das Gegenteil: «Wie man sah, hatte ich die Knieschoner auf die Theke gelegt, um dafür zu bezahlen. Die Verkäuferin vergass aber, diese einzutippen.» Doch anstatt einer Entschuldigung folgte die nächste Anschuldigung: «Die Verkäuferin warf mir daraufhin vor, die Knieschoner an einem Ort platziert zu haben, wo diese für sie nicht sichtbar waren.»

N. wehrte sich und verlangte eine Erklärung: «Ich wollte wissen, warum man mich weiterhin wie eine Kriminelle behandelte.» Anstatt die Sache in Ruhe zu klären, wandte sich dann aber ein weiterer Verkäufer gegen die Frau und ihren weinenden Sohn: «Es ging so weit, dass der Verkäufer ganz nah an mich herantrat, mir ins Gesicht schrie und mich mit der Drohung, die Polizei zu rufen, aus dem Laden warf», so N. «Man behandelte mich vor meinem Sohn wie eine Kriminelle», erinnert sich die Frau. Auf der Strasse sei dann auch sie in Tränen ausgebrochen: «Ich war verzweifelt.»

Polizei bestätigt Unschuld der Kundin

Dennoch gelang es N., sich wieder zu fassen und die Polizei zu rufen: «Ich wollte meine Unschuld beweisen.» Und es gelang: Als die Polizei sich das Video anschaute, sahen die Beamten, dass an den Vorwürfen des Verkaufspersonals nichts dran war. Das bestätigt auch Martin Walker, Sprecher der Stadtpolizei Zürich, auf Anfrage.

N.s Unschuld einsehen wollten die beiden besagten Verkäufer sowie der inzwischen ebenfalls im Laden aufgetauchte Inhaber dennoch nicht: «Weder die Verkäuferin, welche mich falsch beschuldigt noch der Verkäufer, der mich lauthals angeschrien hatte, entschuldigten sich bei mir», sagt die 44-Jährige. 

Das sagt der Ladeninhaber zu den Vorwürfen

Gegenüber 20 Minuten besteht Marc Huber, stellvertretender Geschäftsführer von Fundsachenverkauf.ch, weiterhin darauf, dass die Kundin die Knieschoner absichtlich so auf der Theke positioniert hatte, dass die Verkäuferin die Artikel nicht habe sehen können. «Wir respektieren aber das Urteil der Polizei, die nach Prüfung der Videoaufnahme die Unschuld der Kundin festgestellt hat.»

Dass sein Personal gegenüber der Kundin laut wurde, bestätigt Huber. «Für uns hatte sich die Sache geklärt, doch die Frau wollte das nicht akzeptieren. Sie wurde deshalb auch gegenüber unserem Personal laut, sodass wir sie aufforderten, den Laden zu verlassen.»

Nachdem die Polizei zum Geschäft gerufen worden war und die Sache endgültig klärte, habe eine dritte, spanisch sprechende Mitarbeiterin, welche nicht in die Auseinandersetzung involviert gewesen war, sich bei der Kundin entschuldigt. «Wir werden unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schulen, wie solche Situationen entschärft werden können», so Huber abschliessend. 

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