Flavio RizzelloSieg bei «DGST» – Fluch und Segen zugleich
Flavio Rizzello hat es allen gezeigt: Der 11-Jährige ist offiziell das grösste Schweizer Talent. Doch der wahre Charaktertest folgt erst jetzt.
Es ist Samstagabend, kurz nach 22 Uhr in der Bodensee-Arena in Kreuzlingen. Die Familie Rizzello liegt sich in den Armen – soeben wurde ihr jüngster Spross Flavio vom SRF-Publikum zum grössten Schweizer Talent erkoren. Der 11-Jährige gewinnt nicht nur die Castingshow, sondern auch ein Preisgeld von 100'000 Franken.
Wahrlich ein stolzer Betrag für einen so jungen Menschen. «Der entscheidende Faktor ist, wie die Eltern und das Umfeld damit umgehen», meint der Kinder- und Jugendpsychologe Matthias Federer dazu. Fachpsychologin Jeannette Widmer pflichtet ihm bei und fügt hinzu: «Der Umgang mit Geld muss dabei dem Alter angepasst vermittelt und erlernt werden.»
Doch wem gehört dieses eigentlich? Flavio ganz alleine? Rechtlich sieht es so aus: Eltern haben «das Recht und die Pflicht, das Kindesvermögen zu verwalten», solange ihnen die elterliche Sorge zusteht. So steht es im ZGB. Sich vom Bankkonto bedienen dürfen sie sich nur in Fällen wie «Unterhalt, Erziehung und Ausbildung». Wenn Eltern über das Vermögen selbst verfügen wollen, brauchen sie die Zustimmung der Kindesschutzbehörde.
«Andere gönnen sich gleich sofort eine Dönerbox»
Es könne durchaus sinnvoll sein, einem Bub oder einem Mädchen ab dem 13. Lebensjahr grössere Summen zu übergeben, erklärt Urs Abt, Familientherapeut und Vizepräsident des Vereins Jugendlohn.ch: «Das Kind ist dann selber verantwortlich für den Kauf von Kleidern, Schuhen oder Sportsachen – muss aber auch dafür einstehen, falls es mal etwas vergisst oder verliert.»
Das jeweilige Verhalten hänge dabei natürlich stets vom individuellen Charakter ab, betont Widmer. «Einige Kinder möchten das Geld lieber für die Zukunft sparen oder ein teures Computerspiel. Andere gönnen sich gleich sofort eine Dönerbox und laden noch Geschwister oder Freunde dazu ein.»
Ist Flavio ein wahrer Champion?
Wichtig sei zudem, dass das Kind stets den Realitätssinn beibehalte, sagt Familientherapeut Abt. «Es soll wissen, wie viel es sonst in diesem Alter normalerweise verdienen würde, also vielleicht etwa 10 oder 15 Franken pro Stunde. Und man muss dem Kind klarmachen, wie viel die Familie zum Leben braucht.»